Honigbienen sitzen auf einer Wabe (Foto vom 19.09.2019)

Kampf gegen Bienen-Krankheit Faulbrut-Impfstoff macht Hoffnung

Stand: 01.09.2023 05:00 Uhr

Bienen sind unter anderem durch Krankheiten wie die Amerikanische Faulbrut bedroht. Anfang des Jahres wurde in den USA erstmals ein Impfstoff zugelassen - und bisher läuft alles nach Plan.

Umgeben von den Bergen North Dakotas steht Chris Hiatt in seinem Imker-Schutzanzug und schaut nach seinen Bienenstöcken. Für insgesamt rund 19.000 Bienenstöcke hat er die Verantwortung. Ein Teil der Tiere ist inzwischen gegen die Amerikanische Faulbrut geimpft: "Wir haben keinen Unterschied im Verhalten der geimpften und nichtgeimpften Bienen bemerkt", berichtet er. "Aber die geimpften haben keine Faulbrut bekommen, es scheint also zu funktionieren. Es wirkt aktuell vielversprechend."

Hiatt ist nicht nur Imker aus Leidenschaft, sondern auch Präsident der Amerikanischen Honigproduzentenvereinigung. Sein Verband ist extrem besorgt, denn es gibt ein immer größeres Bienensterben. Fast die Hälfte aller Völker in den USA hat laut einer Umfrage unter Imkern den vergangenen Winter nicht überlebt. Einer der Gründe dafür: Krankheiten, wie die Amerikanische Faulbrut.

Über die Königin an die Larven

Den ersten Impfstoff dagegen gibt es in den USA seit Januar. Hergestellt wird er von der Firma Dalan Animal Health. "Wir nehmen die Krankheitserreger und töten sie ab, wie bei einem ganz traditionellen Impfstoff", erklärt Chefin Annette Kleiser. Das Vakzin werde ganz gezielt der Königin gefüttert, sodass in ihr eine Immunität aufgebaut wird und Teile des Impfstoffs weitergeleitet werden an die Eierstöcke.

Am Ende sollen dann die Larven der Königin immun gegen die Krankheit sein. Dieses Prinzip hält Imker Marcus Pollard für zukunftsweisend: "Die Impfung ist erfolgreich und wird alles verändern für die Imker", glaubt er. "Sie wird vermutlich eine der Standardimpfungen für die großen Bienenzüchter werden."

Erst einmal kommt aber die große Bewährungsprobe in den nächsten Monaten, meint Kleiser: "Ein ganz großes Problem ist ja die Überwinterung, also dass keine Krankheiten über Winter oder Herbst den Stamm so schwächen, dass er es nicht über den Winter schafft."

Wie funktioniert das Immunsystem von Bienen?
Mit den Insekten gemeinsam haben wir das angeborene Immunsystem; aber den Insekten fehlt das adaptive Immunsystem, das wir Menschen zusätzlich haben und das die Basis von Impfungen ist. "Ich würde daher auch nicht von einer Impfung sprechen", sagt Elke Genersch vom Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf. "Denn wirbellose Tiere haben kein Immunsystem mit Gedächtnisfunktion wie wir. Ich würde deshalb von 'Transgenerational Immune Priming' oder einer generationenübergreifenden Immunvorbereitung sprechen." Denn eine Besonderheit ist, dass das Bakterium nur Larven gefährlich wird - erwachsene Bienen erkranken nicht.
Bienen eines Bienenvolkes mit einer Königin auf einer Wabe

Die Königin erhält das Präparat und gibt es dann an die Larven weiter.

Endgültige Gewissheit erst in ein paar Jahren

Bisher läuft beim Impfstoff alles nach Plan. Eine erste Studie aus dem vergangenen Jahr zeigt, dass das Prinzip mit der Immunität bei einigen Larven wirklich funktioniert. Allerdings: "Aktuell reicht ein Fall von Amerikansicher Faulbrut und die ganze Kolonie wird verschlossen, der Bienenstock verbrannt, weil die Krankheit hochansteckend ist", gibt Imker Pollard zu bedenken. "Es braucht nicht viel, damit sich die Bakterien von einem zum anderen Bienenstock ausbreiten."

Endgültige Gewissheit, ob mit der Impfung die Amerikanische Faulbrut langfristig in den Griff bekommen werden kann, wird es wohl erst in ein paar Jahren geben, meint Imker Hiatt aus North Dakota. "Es braucht noch viel Forschung und Langzeitbeobachtung von Bienenvölkern über mehrere Jahre, um die Effizienz festzustellen. Auch um Alternativen wie Medikamente auszutesten. Es wird also noch etwas dauern."

 

Arne Bartram, ARD Washington, tagesschau, 31.08.2023 23:43 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am16. Januar 2023 um 16:49 Uhr.