Zeichnung eines Flugsauriers beim Fangen eines Tintenfisches.

Fossilien aus Süddeutschland Flugsaurier mit Vorliebe für Fisch

Stand: 12.11.2024 12:31 Uhr

Neueste Untersuchungen des Naturkundemuseums Stuttgart zeigen: Flugsaurier schlugen sich teilweise anders den Magen voll als bisher angenommen.

Von Michael Lang, SWR

In Stuttgart forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an Saurierfossilien. Denn der Posidonienschiefer südöstlich von Stuttgart bietet besondere Bedingungen für die Versteinerungen: In der 182 Millionen Jahre alten Gesteinsformation werden Fossilien außergewöhnlich gut erhalten.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes des Naturkundemuseums Stuttgart wurden nun zahlreiche Fossilien aus der Jurazeit neu untersucht. Dabei wurden bei zwei Flugsaurier-Arten besondere Mageninhalte entdeckt.

Seltener Fund: Mageninhalt der Fossilien zeigt Fressverhalten

In dem Forschungsprojekt wurden Flugsaurierfossilien untersucht, die bereits vor Jahrzehnten in die Sammlung des Museums kamen. Der Paläontologe Samuel Cooper fand dabei im versteinerten Magen des Flugsauriers Dorygnathus Reste kleiner Fische. 

Solche versteinerten Mageninhalte, die die letzte Mahlzeit dieser Tiere zeigen, sind äußerst selten. Wahrscheinlich mussten Flugsaurier ihre Nahrung nämlich sehr schnell verdauen, da das zusätzliche Gewicht im Magen sonst ihre Flugfähigkeit beeinträchtigt hätte.

Mit dieser letzten unverdauten Fischmahlzeit hat der kleine Flugsaurier die Forschung nun jedoch sehr vorangebracht. Denn zuvor konnte man nur aufgrund der Form und Struktur des Gebisses vermuten, was die Flugsaurier fraßen. Durch die Entdeckung des versteinerten Mageninhaltes hat man nun direkte Hinweise auf das Fressverhalten gefunden.

Tintenfisch-Reste überraschen die Forschenden

Die neue Forschung liefert noch weitere Erkenntnisse: Der Flugsaurier Campylognathoides fraß tatsächlich keine Fische, sondern urzeitliche Tintenfische. Dieser älteste und weltweit erste eindeutige Nachweis für den Verzehr von Tintenfischen bei Flugsauriern verrät den Forschenden viel über die Lebensweise, Ökologie und Evolution der Tiere.

Die etwa 182 Millionen Jahre alten Exemplare aus dem Posidonienschiefer in Südwestdeutschland sind damit der erste Beweis für unterschiedliche Ernährungsweisen von zwei verschiedenen Flugsaurierarten in derselben Umwelt.

Wie groß war die Speisekarte der Flugsaurier wirklich?

Weitere Untersuchungen könnten möglicherweise zeigen, mit welchen anderen Speisen sich die Saurier den Magen noch vollschlugen. Dafür können noch Tausende Fossilien in Stuttgart untersucht werden. Denn Fossilienfundorte gibt es in Baden-Württemberg zuhauf. Dennoch könnten neue Forschungsergebnisse noch einmal ein paar Jahrzehnte auf sich warten lassen.

Der Paläontologe Cooper würde hier beispielsweise gerne einen Fisch finden, der ein Reptil gefressen hat. "Weil wir ja sonst Reptilien finden, die Fische fressen. Ich bin mir sicher, dass der Spieß zu einem Zeitpunkt auch mal umgedreht wurde", erklärt Cooper. Doch so ein Fossil hat er bisher noch nicht entdeckt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 25. Oktober 2024 um 16:30 Uhr.