Raumfahrt "Paket-Lieferdienst" zum Mond
Vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus ist ein Frachtflug zum Mond gestartet. Der privat betriebene Lander hat wissenschaftliche Geräte und kommerzielle Fracht aus mehreren Ländern an Bord.
Der Frachtflug zum Mond ist der erste von mehreren dieser Art, die für das Jahr 2024 geplant sind. Das dafür notwendige Mondlandegerät wurde von der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA finanziert, ist aber eine Entwicklung und Eigentum des privaten US-Raumfahrtunternehmens Astrobotic. Der Lander hat wissenschaftliche Geräte, Technikexperimente und kommerzielle Fracht aus mehreren Ländern an Bord. Sein Name: Peregrine, zu Deutsch "Wanderfalke".
Was ist Peregrine genau?
Peregrine ist eine Art Lkw für Transporte zum Mond. Menschen können mit diesem Raumschiff nicht befördert werden, aber wissenschaftliche Messinstrumente, technische Ausrüstung, Roboter oder auch Objekte, die Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Gründen und geschäftlichen Interessen auf dem Mond platzieren wollen.
Das Mondlandegerät ist zwei Meter hoch und 2.5 Meter breit. Peregrine landet, von Raketentriebwerken gebremst, auf vier Beinen. Diese Beine tragen eine Plattform, auf der insgesamt 21 verschiedene "Pakete" montiert sind.
Doch anders als beim irdischen Paketzusteller werden die Frachtstücke nach der Landung nicht verteilt, sondern bleiben an Bord oder werden in unmittelbarer Umgebung des Landers auf die Mondoberfläche gesetzt - kleine Roboter und Rover beispielsweise.
Peregrine bleibt auf dem Mond
Noch ein Unterschied zum Speditions-Lkw: Peregrine ist ein Wegwerftransporter. Das Gerät verbleibt nach der Landung auf der Mondoberfläche, es kehrt nicht zur Erde zurück. Ein Pendelverkehr Erde-Mond ist damit nicht möglich.
Finanziert wurde die Entwicklung des Landers durch die amerikanische Weltraumbehörde NASA im Rahmen des Commercial Lunar Payload Services - einem Förderprogramm zum Aufbau des kommerziellen Frachtverkehrs zum Mond.
Um Treibstoff zu sparen, fliegt Peregrine nicht den kürzesten Weg zum Erdtrabanten, sondern schraubt sich auf einer Spiralbahn in so große Entfernung von der Erde, dass der Lander schließlich in den Anziehungsbereich des Mondes gerät. Nach mehr als sechs Wochen Spiralflug im All soll Peregrine am 23. Februar auf der erdzugewandten Seite des Mondes landen.
Das anvisierte Landegebiet ist für Geologen sehr interessant, denn dort erheben sich seit Milliarden von Jahren Hügel aus silikatreicher Lava - ein Material, das auf der Erde nur an Stellen vorkommt; nämlich dort, wo Kontinentalplatten aufeinandertreffen und Wasser vorhanden ist.
Da der Mond über keines von beiden verfügt, ist es ein großes Rätsel, wie diese Hügel dort entstehen konnten. Peregrine und eine Folgemission im Jahr 2026 sollen helfen, dieses Rätsel zu lösen.
Was fliegt zum Mond und weshalb?
Ob Regierungen oder Nichtregierungsorganisationen, Universitäten oder Forschungsinstitute oder auch Privatleute: Grundsätzlich kann jeder und jede mit den Landern von Astrobotic Fracht zum Mond bringen lassen. Und so unterschiedlich die Auftraggeber, so unterschiedlich auch der Inhalt der "Mondpäckchen".
Beim Erstflug befindet sich Ladung aus sieben Ländern an Bord. Darunter auch mexikanische Miniroboter, jeder kaum größer als eine Hand, die als Schwarm über die Mondoberfläche rollen sollen. Außerdem Kapseln eines Weltraumbestattungsunternehmens mit der Asche von Verstorbenen und Metallplatten eines Archivierungsprojekts, die in Mikroschrift mit Texten in 1.000 verschiedenen Sprachen der Menschheit beschrieben sind.
Ein großer deutscher Paketzusteller steuert eine Box mit allerlei Lieblingsgegenständen aus dem Kreis seiner Kundschaft bei. Die deutsche Forschung ist mit einem Messinstrument des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt vertreten, das mit der Messung kosmischer Strahlung auf der Mondoberfläche bei der Vorbereitung künftiger Mondlandungen helfen soll.
Was kommt da noch dieses Jahr?
Das Jahr 2024 könnte das Jahr der unbemannten Mondlandungen werden. Nachdem im Vorjahr Russland und Japan scheiterten, Indien dagegen als vierter Nation die Landung auf dem Mond gelang, steht nun ein weiterer japanischer Landeversuch kurz bevor.
Der Mondlander SLIM der japanischen Weltraumagentur soll am 19. Januar die Mondoberfläche erreichen. Im Lauf des Jahres sollen weitere kommerzielle amerikanische Mondlander dem Beispiel von Peregrine folgen.
Die USA hoffen, mit einem regelmäßigen Frachtverkehr zwischen Mond und Erde der wirtschaftlichen Nutzung des Mondes einen Schub geben zu können, und die NASA will mit dem Absetzen von Technik auf dem Mond ihre Artemis 3-Mission vorbereiten.
Mit ihr sollen frühestens Ende 2025 zum ersten Mal seit mehr als 50 Jahren wieder Menschen auf dem Mond landen - und zwar am Mond-Südpol. Auf hohen Kraterrändern gibt es dort Stellen, die dauerhaft vom Sonnenlicht erreicht werden und daher gut für den Aufbau einer Mondbasis geeignet sind.
Allerdings ist das Terrain am Südpol des Monds stark zerklüftet, und dem lunaren Speditionsservice drohen Bruchlandungen an Abhängen und Felsblöcken. Peregrine testet deshalb bei seiner Landung in recht flachem Gebiet im Februar schon mal einen neuartigen Sensor, der bei nachfolgenden Frachtflügen Präzisionslandungen auf 100 Meter genau ermöglichen soll.