Neue Studie Methan-Emissionen in den USA höher als gedacht
Methan ist um ein Vielfaches klimaschädlicher als CO2. Jetzt zeigt eine neue Studie: Gerade beim Abbau fossiler Energien wird offenbar viel mehr Methan freigesetzt, als bisher gedacht.
Kühe rülpsen es aus, auf Mülldeponien steigt es empor und es steckt nach wie vor in vielen Heizungen: Methan, der Hauptbestandteil von Erdgas, ist ein unterschätzter Klimakiller. Bei der Förderung von Gas und Erdöl wird Methan frei. Und das offenbar in weit größeren Mengen, als bisher angenommen. Das belegt eine neue Studie, die gerade im Fachjournal Nature veröffentlicht wurde.
Bei der Analyse von sechs Förderregionen in den USA wurde deutlich, dass Methan meist fahrlässig durch Lecks in den Anlagen freigesetzt wird. Aber auch durch das sogenannte Venting, bei dem Erdgas absichtlich abgelassen wird. Die USA fördern weltweit das meiste Erdöl und Erdgas.
80-mal schädlicher als CO2
Die Studie sei die bisher umfassendste zur Messung von Methan-Emissionen aus US-amerikanischen Öl- und Gassystemen, sagt Klimaforscherin Lena Höglund Isaksson vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA). Sie enthalte eine Reihe wichtiger neuer Erkenntnisse: "So zeigt sie, dass eine sehr kleine Anzahl von Förderstandorten den Großteil der Emissionen aller Förderstandorte ausmacht. Das bedeutet, dass ein großer Teil dieser Emissionen in der Emissionsberichterstattung wahrscheinlich übersehen und unterschätzt wird."
Ist Methan einmal in der Atmosphäre, treibt es die globale Erwärmung weiter voran. Dabei ist es auf 20 Jahre gesehen etwa 80-mal klimaschädlicher als CO2. Und so hat Methan laut Bericht des Weltklimarats bereits 0,5 Grad zur bisherigen durchschnittlichen Erderwärmung beigetragen, obwohl es nur drei Prozent aller Emissionen ausmacht.
Verringerter Ausstoß würde sich schnell positiv auswirken
Aber anders als Kohlendioxid, das bis zu 200 Jahre in der Atmosphäre bleibt, ist Methan nur relativ kurz in der Atmosphäre, nämlich nur etwa zehn Jahre. Das Gute daran: Ein verringerter Methan-Ausstoß würde sich sehr schnell positiv auf das Klima auswirken. Darin liegt ein starker Hebel im Kampf gegen den Klimawandel.
Ein erheblicher Teil der Methan-Emissionen ließe sich reduzieren, wenn man die Lecks schließt, die beim Transport und bei der Speicherung von fossilen Energien entstehen.
"Die Kosten für das Abdichten der Lecks im Öl- und Gassektor sind nicht hoch und werden in vielen Fällen durch die höheren Einnahmen aus dem Verkauf des zurückgewonnenen Gases gedeckt", sagt Klimaforscherin Isaksson.
Ein machbarer Weg
Die meisten Öl- und Gasunternehmen sind jedoch nicht daran interessiert, das zu tun, weil es keine Rendite abwirft. Da die Gewinnspannen bei der Öl- und Gasförderung sehr hoch seien, übertrumpfe eine Investition in die Produktionssteigerung fast immer den relativ geringeren Gewinn aus der Kontrolle von Methan-Leckagen, sagt Isaksson. "Wir sollten daher nicht davon ausgehen, dass die Industrie ihre Emissionen ohne spezielle Vorschriften freiwillig senken wird."
Die Senkung von Methan-Emissionen könnte eine wirksame Lösung darstellen beim Erreichen der Klimaziele, aber: "Es gibt keine verpflichtende Berichterstattung über Methan-Emissionen von Öl und Gas produzierenden Unternehmen. Es gibt nur ein freiwilliges Programm, das von der UNO geleitet wird. Die UNO hat jedoch keine rechtliche Befugnis, Unternehmen zur Messung und Meldung von Emissionen zu zwingen", so Isaksson.
Würden also die weltweiten Methan-Quellen besser erfasst, könnte das einen echten Fortschritt für den Klimaschutz bedeuten. Die Ergebnisse der amerikanischen Studie lassen jedenfalls aufhorchen, weil ein machbarer Weg aufgezeigt wird.