Auf dem Geländer der UCLA

Nach Trump-Sieg bei Präsidentenwahl Wissenschaftsbetrieb erwartet raueres Klima

Stand: 06.11.2024 16:34 Uhr

Mit Donald Trump ist ein US-Präsident gewählt worden, der unter anderem den Klimawandel verharmlost. Die Besetzung wichtiger Stellen durch Anhänger Trumps wird Wissenschaft und Forschung in den USA beeinflussen.

Von Anja Braun, SWR

Wissenschaft und Forschung in den USA wissen, was in den kommenden vier Jahren auf sie zukommt. Trumps erste Präsidentschaft hat bereits Marken gesetzt. Das bekannte Trump-Zitat der alternativen Wahrheiten stellt die Relevanz der Wissenschaft grundsätzlich in Frage. Doch in seiner ersten Amtszeit ist es Trump noch nicht gelungen, direkt auf die Forschungseinrichtungen und Universitäten einzuwirken.

Trump könnte Schaltstellen mit Anhängern besetzen

Das könnte diesmal anders werden, sagt Michael Resch, Leiter des Höchstleistungsrechenzentrums in Stuttgart, der lange in Houston/Texas gelebt hat. Trump könnte Schaltstellen in der Verwaltung bis weit nach unten mit ideologisch Gleichgesinnten besetzen. "Der direkte Durchgriff des Präsidenten würde leichter werden, wenn an Verwaltungsstellen ideologische Menschen sitzen und nicht mehr Verwaltungsmenschen." Das könnte laut Resch dann durchaus Auswirkungen auf die Forschung in den USA haben.

Klimaforschung vermutlich besonders betroffen

Absehbar scheint, dass ein Forschungsbereich besonders scharf betrachtet und möglicherweise auch beschnitten werden wird: die Klimaforschung. Hier wird der Wahlsieg Trumps schon deshalb Auswirkungen haben, weil der künftige US-Präsident den Klimawandel nicht wirklich ernst nimmt und zum Teil sogar leugnet. Resch meint, man habe bei den jüngsten Hurrikans in den USA mitbekommen, "dass in der republikanischen Partei auch ein gewisses Unverständnis über Wetterphänomene herrscht".

Davon könnten auch Wetterforschungseinrichtungen betroffen sein. "Da ist die Frage, inwieweit sich andere Interessensgruppen wie das Militär dagegen stemmen werden, weil sie Zugriff auf bestimmte Forschungsbereiche brauchen."

Einfluss auf staatliche Förderprogramme

Der designierte US-Präsident wird vermutlich versuchen, die Forschung in die Richtung zu steuern, die er für richtig und wichtig hält. Doch während Trump auf die meisten Universitäten keinen direkten Zugriff hat, da sie im Wesentlichen von Bundesstaaten finanziert werden, sieht es bei den großen nationalen Förderprogrammen vom National Institute for Health oder der National Science Foundation anders aus. Michael Resch vermutet, dass hier ganze Forschungsbereiche gezielt aussortiert werden könnten.

"Das würde aber vor allem wahrscheinlich die geisteswissenschaftlichen Richtungen treffen. Donald Trump und seine Anhänger signalisieren ja sehr stark, dass sie ihren Wahlerfolg auch als Sieg über das, was sie eine linke oder woke Wissenschaft nennen, betrachten." Im technischen Bereich werde es eher umgekehrt sein, glaubt Resch. "Eine gewisse Technikgläubigkeit führt dazu, dass man im technischen Bereich mehr Förderung erwarten kann."

Klima in der Wissenschaft wird rauer werden

Doch vermutlich wird das Klima für den gesamten Wissenschaftsbetrieb rauer. Bereits die erste Trump-Regierung hatte immer wieder Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung unterdrückt, heruntergespielt oder einfach ignoriert. Resch meint, Trump werde vermutlich den Effekt verstärken, dass Menschen lieber an angenehme Dinge glauben wollten und unangenehme Erkenntnisse ignorierten.

Ein Teil von Trumps Wahlerfolg sei gewesen, dass er Menschen suggerieren konnte, dass wissenschaftliche Ergebnisse über Klimawandel, über vermehrtes Auftreten von Starkwetterereignissen wie Hurrikans Blödsinn seien. "Wir kommen sicher in eine Welt hinein, in der es für die Wissenschaft schwieriger wird, mit ihrem Wissen und ihrer Rationalität auch tatsächlich zur Bevölkerung durchzudringen."

"Wissenschaft muss mit den Menschen ins Gespräch kommen"

Doch Wegducken oder sich in den Elfenbeinturm zurückziehen sei keine Lösung. Im Gegenteil: Der Informatikprofessor Resch meint, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den USA und im Rest der Welt noch deutlicher und offener kommunizieren sollten und versuchen müssten, mit der Bevölkerung häufiger ins Gespräch zu kommen, um ihre Informationen weiterzugeben.