H5N1-Fälle bei Säugetieren Vogelgrippe lässt Hunderte Robben verenden
Mehrere Millionen Wildvögel sind bereits an der Vogelgrippe gestorben. Nun infiziert das Virus auch immer häufiger Säugetiere - wie in den USA, wo aktuell massenhaft Robben verenden. Steigt das Risiko für den Menschen?
In den USA kommt es derzeit zu einem Massensterben bei Robben. Die Fälle stehen laut einem US-amerikanischen Forscherteam im Zusammenhang mit der kursierenden Vogelgrippe. Allein in Neuengland im Nordosten der USA seien Hunderte Seehunde und Kegelrobben an dem H5N1-Virus verendet, schreiben die Wissenschaftler der Tufts University in Medford im Fachjournal "Emerging Infectious Diseases".
Das Team um die Wissenschaftlerinnen Wendy Puryear und Kaitlin Sawatzki wertete dafür Daten über tote, kranke und gesunde Tiere aus. Die Studie zeige, dass H5N1 auch für Säugetiere wie Robben tödlich sein kann. Übertragen wurde der Erreger von Wasservögeln. Unklar ist noch, ob sich die Robben auch untereinander angesteckt haben könnten.
Mögliche Ansteckung durch Möwen
Seit Januar 2022 hatten die Forscher die Vogelgrippe bei Vögeln und einigen Säugetieren in Neuengland fortlaufend mit Tests überwacht. Demnach starben allein im Juni und Juli 2022 entlang der Nordatlantikküste mehr als 330 Seehunde und Kegelrobben an der Vogelgrippelinie 2.3.4.4b.
Zum Zeitpunkt des Robbensterbens in Neuengland habe das Virus auch Möwen besonders hart getroffen, erläutern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Teilweise gebe es paarweise Proben, manchmal buchstäblich von einem Vogel und einer Robbe am selben Strand, erklärte Puryear. Eine Robbe könne sich anstecken, wenn sie mit Exkrementen eines kranken Vogels oder mit dadurch verunreinigtem Wasser in Berührung komme, oder wenn sie einen infizierten Vogel fresse.
Auch in Peru starben nach Angaben der Tufts University kürzlich etwa 3500 Seelöwen an dem Virus, Kanada meldete ein Robbensterben an der St.-Lorenz-Mündung. Zudem habe es Berichte aus Russland über ein ähnliches Ereignis bei Robben im Kaspischen Meer gegeben.
Vogelgrippe kann auch für Säugetiere tödlich enden
Dass H5N1 bei Wasservögeln zu fast 100 Prozent tödlich ist, sei bekannt. Die Studie zeige nun, dass dies auch für Säugetiere gelten könnte. Alle Robben, die positiv auf das Virus getestet wurden, waren zum Zeitpunkt der Probenahme bereits tot oder erlagen dem Erreger kurz darauf.
Diskutiert werde noch die Frage, ob das Virus auch zwischen Robben übertragen wird. "Es wäre nicht überraschend, wenn es zu einer Übertragung zwischen Robben kommen kann, da dies bei der niedrig pathogenen Vogelgrippe bereits so war", sagte die Forscherin Puryear. Definitive Nachweise fehlen aber noch - für Robben und generell für eine Übertragung von Säugetier zu Säugetier.
Sorge vor einer Anpassung an den Menschen
Experten haben Sorge, dass sich das Virus besser an Säugetiere und damit auch an den Menschen anpassen könnte. Bisher wird nur ein Todesfall in China nachweislich auf die derzeit kursierende Gruppe von Vogelgrippeviren zurückgeführt.
Bei der im Oktober gestorbenen Frau sei das H5N1-Virus der Gruppe 2.3.4.4b festgestellt worden, hatte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) kürzlich mitgeteilt. Sie sei 38 Jahre alt gewesen und habe Kontakt zu infiziertem Hausgeflügel gehabt. Sie bekam eine schwere Lungenentzündung und starb im Krankenhaus.
Beunruhigt hatte Experten ein Vogelgrippeausbruch auf einer spanischen Nerzfarm im Oktober 2022. Es gebe bei den Tieren Hinweise, dass sich der Erreger genetisch besser an Säugetiere anpasst hat, hieß es. Ob es in der Farm Übertragungen von Tier zu Tier gab oder einen anderen Ansteckungsweg etwa über Futter, ist bisher unklar. Übertragungen von Säugetier zu Säugetier würden ein höheres Risiko für den Menschen bedeuten.