Westeuropa-Vergleich Nur Plätze 14 und 15 bei der Lebenserwartung
Die Lebenserwartung in Deutschland ist niedriger als in anderen westeuropäischen Ländern: Im Vergleich von 16 Ländern belegt Deutschland bei den Männern Platz 15 und bei den Frauen Platz 14. Grund dafür ist vor allem eine Art von Erkrankungen.
Deutschland belegt bei der Lebenserwartung im westeuropäischen Vergleich die hinteren Plätze. Bei einem Ranking unter 16 Ländern in Westeuropa erreicht die Bundesrepublik bei den Männern Platz 15, bei den Frauen Platz 14, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) erläuterte. In Deutschland lag die Lebenserwartung nach Zahlen aus dem Jahr 2019 bei den Frauen bei 83,5 Jahren und bei den Männern bei 78,8 Jahren. Das BiB hatte den Wert zunächst mit 78,7 angegeben - die Zahl auf Nachfrage von tagesschau.de aber korrigiert.
Die gemeinsame Studie des BiB und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock erschien im "European Journal of Epidemiology". Für die Studie seien die Sterbefälle in Deutschland nach Todesursachen mit sechs ausgewählten Ländern verglichen worden, erläuterte BiB-Forscher Pavel Grigoriev.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wesentliche Ursache
Laut BiB liegt die schlechte Platzierung Deutschlands vor allem daran, dass immer mehr Menschen hierzulande an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung sterben. Das BiB nannte dies eine "wesentliche Ursache für den Rückstand".
Beim Vergleich nach Alter gebe es bei Männern bereits ab 50 Plus Rückstände. Bei den Frauen erkläre sich das eher schlechte Abschneiden bei der Lebenserwartung dagegen überwiegend aus erhöhter Sterblichkeit im Alter von über 65 Jahren.
Um die kardiovaskuläre Sterblichkeit - also die Sterblichkeit durch Krankheiten, die vom Gefäßsystem und/oder vom Herzen ausgehen - als Hauptfaktor zu identifizieren, sei die Lebenserwartungsdifferenz in Alters- und Ursachenkomponenten zerlegt worden, erläuterte Grigoriev.
Dass Deutschland bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zurückliegt, ist Anlass zur Sorge, da diese heutzutage als weitgehend vermeidbar gelten.
Zu wenig Vorbeugung, zu späte Diagnose
Mortalitätsforscher Grigoriev vermutet, dass es Defizite bei der Vorbeugung gibt. Zu späte Diagnosen erschwerten zudem eine erfolgreiche Behandlung.
"Große wirtschaftliche Stärke und ein für den Großteil der Bevölkerung gut zugängliches und leistungsfähiges Gesundheitssystem stehen in Kontrast zu einer westeuropäischen Schlusslichtposition bei der Lebenserwartung", erklärte Grigoriev. Der Widerspruch zwischen den hohen Investitionen in die Gesundheitsversorgung und den Ergebnissen bei der Lebenserwartung sei ein Warnsignal für die Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems.
Lebenserwartung von Frauen in Spanien am höchsten
Die Lebenserwartung war im westeuropäischen Vergleich laut Zahlen aus dem Jahr 2019 bei den Frauen in Spanien (86,2 Jahre) am höchsten, bei den Männern in der Schweiz (81,9 Jahre).
Auf dem letzten Platz der Lebenserwartung von Frauen liegt Großbritannien: Hier wurden Frauen im Schnitt 83,3 Jahre alt - und starben damit 2019 im Durchschnitt so früh wie in keinem der anderen Vergleichsländer. Die niedrigste Lebenserwartung bei den Männern gab es in Portugal - sie wurde laut BiB im Schnitt 78,7 Jahre alt.