Mutante breitet sich aus Darum ist die Delta-Variante so gefährlich
Kopfschmerzen, laufende Nase und raue Kehle: Die Symptome der Virus-Variante Delta unterscheiden sich von anderen Mutationen. Außerdem ist sie deutlich ansteckender. Was ist bisher bekannt?
Wie gefährlich ist die Delta-Variante?
Die Delta-Variante ist wesentlich ansteckender als die bislang verbreiteten Coronavirus-Varianten - auch als der Alpha-Typ: Das Risiko, Angehörige des eigenen Haushalts zu infizieren, ist laut einer Datenanalyse der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) schätzungsweise 60 Prozent höher. Das verstärkt die Gefahr für Menschen, die bisher nur einmal gegen das Virus geimpft wurden. Laborversuche deuten auf eine stärkere Vermehrung der Viren im Körper hin.
"Man vermutet, dass die Delta-Variante sich schneller überträgt oder leichter übertragen wird als die Alpha-Variante", sagte die Virologin Sandra Ciesek im NDR-Podcast "Coronavirus-Update". "Ein bisschen unklar ist noch - aber die Befürchtung besteht aus frühen Daten aus England und Schottland -, dass eine Infektion mit der Delta-Variante auch zu einem erhöhten Risiko für eine Hospitalisierung, also für eine Krankenhausaufnahme führt."
Wichtig für die kommenden Sommerwochen: Die Saisonalität der Delta-Variante sei viel ausgeprägter als ursprünglich angenommen, sagte SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach im RBB unter Berufung auf eine Studie der Oxford Universität. Das bedeute, im Sommer sei das Risiko, sich anzustecken, viel geringer.
Alpha heißt die zuerst in Großbritannien aufgetauchte Variante B.1.1.7.
Beta lautet der Name für die in Südafrika entdeckte Variante B.1.351.
Gamma steht für die in Brasilien nachgewiesene Variante P.1.
Delta bezeichnet die zunächst in Indien gefundene Variante B.1.617.2.
Was sind die Symptome bei der Delta-Variante?
Die Delta-Variante gilt auch deshalb als riskant, weil sie offenbar etwas andere Symptome verursacht als die bisher bekannten Coronavirus-Varianten. Betroffene klagten über Kopfschmerzen, laufende Nase und raue Kehle. Fieber gehört zwar immer noch zu den Symptomen, nicht aber der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, wie die Infizierten einer britischen App zur Überwachung von Corona-Symptomen meldeten. Das bedeute, dass sich Covid-19 für einige jüngere Menschen stärker wie eine einfache Erkältung anfühle, erklärte Tim Spector vom King's College London, die die Ergebnisse für eine Studie ausgewertet hat.
Wie schnell verbreitet sie sich?
Die Delta-Variante verbreitet sich sehr schnell. Das zeigt die Entwicklung in Großbritannien, wo bereits rund 58 Prozent der Erwachsenen die für den vollen Schutz notwendigen zwei Impfdosen bekommen haben. "Im Moment ist es so, dass (...) es einen Anstieg um ungefähr 50 Prozent jede Woche gibt", sagte Sandra Ciesek. "Das ist natürlich ein Warnsignal", so die Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main weiter.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Großbritannien, die noch Anfang Mai unter 20 lag, stieg mittlerweile wieder auf deutlich mehr als 70 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Deshalb hat Premierminister Boris Johnson die für den 21. Juni geplante Aufhebung aller Corona-Maßnahmen in England um vier Wochen verschoben.
Wie verbreitet ist die Delta-Variante bisher in Deutschland?
Noch ist sie wenig verbreitet, allerdings nimmt ihr Anteil rapide zu. Nach den neuesten Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) gingen in der Kalenderwoche 22 (31. Mai bis 6. Juni) 6,2 Prozent aller Neuinfektionen auf die Delta-Variante zurück. In der Woche zuvor (KW 21) hatte der Anteil noch bei 3,7 Prozent gelegen. Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité glaubt, dass Delta "sicherlich bis zum Herbst hier auch das Feld dominieren" wird.
Wie sehr schützt die Impfung dagegen?
Nach der britischen PHE-Datenanalyse sind mit BioNTech oder AstraZeneca vollständig Geimpfte sehr gut gegen schwere Krankheitsverläufe geschützt. Die Effektivität sei in etwa so hoch wie bei der Alpha-Variante. Das Risiko für eine Krankenhauseinweisung wurde jeweils um mehr als 90 Prozent verringert - verglichen mit Ungeimpften.
Wer nur eine Impfdosis erhalten hat, ist deutlich weniger geschützt. Vor allem beim AstraZeneca-Impfstoff, der normalerweise bereits nach der ersten Impfung gut schützt, fiel die Schutzwirkung der Auswertung zufolge nach der ersten Dosis merklich geringer aus.