Ärzte rufen zu Impfungen auf "Linker Arm Grippe, rechter Arm Corona"
In Deutschland infizieren sich wieder mehr Menschen mit Corona. Viele Leute seien zwar verständlicherweise impfmüde, sagt Kassenärzte-Chef Gassen. Für Risikogruppen sei das aber problematisch - ihnen raten Experten zur kombinierten Impfung.
Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen appellieren Ärzte- und Klinikvertreter an Risikogruppen, sich erneut gegen Covid-19 impfen zu lassen. "Wir haben eine sehr geringe Nachfrage nach Impfungen", sagte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der "Welt am Sonntag".
Wegen des enormen öffentlichen Drucks in der Vergangenheit, sich gegen Corona impfen zu lassen, seien viele Leute zwar verständlicherweise impfmüde. "Für Risikogruppen ist das aber problematisch", warnte Gassen. Diese sollten der Impfempfehlung nachkommen, um sich zu schützen - auch gegen Influenza. "Corona und Grippe darf niemand auf die leichte Schulter nehmen, gerade auf dem Höhepunkt von Infektionswellen wie zurzeit", sagte Gassen und verwies auf eine kombinierte Impfung: "Linker Arm Grippe, rechter Arm Corona."
"Corona kann nach wie vor schwere Erkrankung sein"
Markus Beier, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands, sagte der Zeitung: "Es ist immer wieder wichtig zu betonen: Für besonders gefährdete Gruppen ohne einen entsprechenden Impfschutz kann Corona nach wie vor eine schwere Erkrankung sein." Das Gleiche gelte für die Grippe. "In einer besonders heftigen Grippesaison sterben bekanntlich Zigtausende Menschen an dieser Erkrankung."
Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) plädierte für eine Impfung von Risikogruppen. "Das ist der beste Schutz vor eigener schwerer Erkrankung und vor Überlastung der Krankenhäuser", sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß. Aktuell sei die Situation in den Kliniken stabil. "Die Zahl der Corona-Patientinnen und -patienten bewegt sich auf einem niedrigen Niveau, auch wenn die Kliniken mit Beginn der kalten Jahreszeit wieder mehr Fälle melden."
Einige Krankenhäuser verhängen Maskenpflicht
Im Zuge steigender Corona-Infektionen verhängen immer mehr Krankenhäuser eine Maskenpflicht. Am Universitätsklinikum Tübingen etwa gilt seit knapp einer Woche eine Maskenpflicht für Besucher, ambulante Patienten und Beschäftigte im direkten Patientenkontakt. Auch die Uniklinik am Standort Marburg schreibt allen Patienten und Besuchern eine Maskenpflicht vor. Zusätzlich werden die Besuchsmöglichkeiten beschränkt: Jeder Patient kann pro Tag nur noch von einer Person für eine Stunde besucht werden.
Auffrischung nach zwölf Monaten
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Menschen ab 60 Jahren, aber auch solchen mit Grundleiden, eine Grippeschutzimpfung - und zwar jährlich von Oktober bis Mitte Dezember. Eine Basisimmunität gegen Covid-19 haben Erwachsene unter 60 Jahren nach STIKO-Einschätzung in der Regel nach zwei Impfungen und einer Erkrankung oder nach drei Impfungen.
Menschen ab 60 Jahren oder solche, die durch einen schweren Covid-19-Verlauf gefährdet sind, empfiehlt die STIKO weitere Auffrischimpfungen jeweils zwölf Monate nach der letzten Impfung oder Erkrankung - vorzugsweise im Herbst. Für gesunde Kinder und Jugendliche seien derzeit keine Covid-19-Impfungen notwendig.