Eine Krankenschwester begutachtet die Arme eines Kindes im Kongo

Neue Mpox-Variante in Zentralafrika "Es begann mit hohem Fieber"

Stand: 05.08.2024 06:25 Uhr

Eine neue Variante von Mpox breitet sich in Zentralafrika aus. Sie ist ansteckender als bisher - und in der Region fehlen die Mittel, um sie wirksam zu bekämpfen.

Von Christopher Unger, ARD Nairobi

Der Körper des kleinen Mädchens zeigt noch die Spuren der Erkrankung. Überall dort, wo die erbsengroßen Pocken waren, sind jetzt kleine Narben. "Es begann mit hohem Fieber", erzählt ihre Mutter Jacqueline Musengimana. "Dann kamen die Pusteln überall an ihrem Körper. Sie hatte sie an den Armen, am Unterleib - selbst auf der Zunge."

Als sie hörte, dass es eine ernste Erkrankung sei und dass ihre Tochter daran sterben könnte, ging sie mit ihr ins Krankenhaus - eine kleine Einrichtung in der Nähe, die mal für die Behandlung von Ebola-Erkrankten eingerichtet worden war.

Gefahr für Kinder in den Flüchtlingslagern

Jacqueline Musengimana und ihre Tochter leben in einem Flüchtlingslager rund um Goma im Osten des Kongo. In einfachen Zelten - aus Folie und Ästen zusammengebaut - leben hier Tausende Geflüchtete. Es herrscht Krieg zwischen der kongolesischen Armee und mehreren Rebellengruppen. Es geht um Bodenschätze und lange zurückreichende ethnische Konflikte. Fast eine Million Menschen sind auf der Flucht.

In diesen Lagern ist nun eine neue Variante von Mpox ausgebrochen. Mpox - oder früher Affenpocken - gibt es seit Jahrzehnten in der Region: Neben der Variante in Westafrika war die Variante hier in Zentralafrika schon immer die gefährlichere. Sie soll sich nun weiterentwickelt haben und ansteckender sein, weil sie sich insbesondere von Mensch zu Mensch leichter ausbreitet.

In den überfüllten Flüchtlingscamps ist das eine große Gefahr - insbesondere für Kinder. Mehr als die Hälfte der Erkrankten ist jünger als fünf Jahre alt, 95 Prozent der Erkrankten sind jünger als 18 Jahre.

WHO sieht Gefahr der Ausbreitung

Seit Ausbruch der neuen Variante im vergangenen Jahr wurden 27.000 Fälle gemeldet. Etwa 1.100 Menschen sind bisher daran gestorben. Beides mit steigender Tendenz. Und nun meldete auch das Nachbarland Burundi die ersten drei Mpox-Fälle.

Die WHO hat deshalb Anfang Juli Alarm geschlagen - und auch Experten in der Region sind alarmiert: "Das Problem im Kongo ist, dass es kein gutes Gesundheitssystem gibt", sagt der Tropenmediziner Walter Jaoko von der Universität Nairobi. "Und es gibt in dieser Region sehr viel Bewegung, Menschen sind wegen des Krieges auf der Flucht, Menschen kommen und gehen nach Ruanda, Burundi, Tansania. Und wenn die Krankheit jetzt nicht eingedämmt wird, dann kann sie sich gut ausbreiten."

Deutschland noch nicht gefährdet

Vor zwei Jahren gab es in Deutschland einen Ausbruch von Mpox - der weniger gefährlichen westafrikanischen Variante. Damals gab es 3.700 Fälle in Deutschland. Eine schnelle Reaktion von Behörden und Betroffenen konnte diesen Ausbruch schnell eindämmen.

Die Erfahrungen mit dem Coronavirus und die medizinischen Möglichkeiten in Deutschland waren da ein Vorteil. Seitdem ist Mpox in Deutschland praktisch wieder verschwunden. Auch aktuell sieht das Robert Koch-Institut für Deutschland noch keine große Gefahr.

Impfstoff im Kongo nicht verfügbar

Es gibt keine Medikamente gegen Mpox, Erkrankte können bisher nur symptomatisch behandelt werden. Das heißt: Sie bekommen Medikamente gegen Fieber und gegen Schmerzen.

Noch nicht Erkrankte können geimpft werden. Der Impfstoff wird in den USA und Europa an homo- und bisexuelle Menschen und solche mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern verabreicht - denn beim Ausbruch von 2022 war die Krankheit oft durch sexuelle Kontakte übertragen worden. "Am besten wäre es aber, wenn die Menschen im Kongo und hier in der Region geimpft würden, um Mpox schon hier einzudämmen", kritisiert Tropenmediziner Jaoko. Doch im Kongo steht der Impfstoff nicht zur Verfügung.

Aufklärung, um Infektionsketten zu unterbrechen

Die Behörden im Kongo versuchen in der Zwischenzeit, Infektionsketten zu unterbrechen, sagt Cris Kacita, der für die kongolesische Regierung die Maßnahmen gegen Mpox koordiniert.

Das heißt vor allem: Die Menschen aufklären, dass sie Symptome erkennen, Hilfe suchen und sich isolieren. "Wir sind besorgt, dass uns das nicht gut gelingt", befürchtet er. "Dann wird es sehr schwer, Mpox aufzuhalten."