Ein Yak bei Schnee in einem Tierpark

Berufe im Klimawandel Tierpfleger übernehmen neue Aufgaben

Stand: 03.07.2024 06:56 Uhr

Auch Tiere leiden unter den Folgen der Klimakrise - zum Beispiel die kälteliebenden Yaks im Wildpark Schwarzach in Baden-Württemberg. Damit es ihnen und anderen Tieren gut geht, brauchen Pfleger viele Fertigkeiten.

Von Sabine Stöhr, SWR

Die fast zwei Meter großen Yaks aus den Höhen Zentralasiens lieben Temperaturen unter fünfzehn Grad. Der leitende Tierpfleger im Wildpark Schwarzach, Pascal Herzog, möchte sie trotz Klimakrise halten. Dazu musste er sich erst mal entscheidende Fragen stellen: "Was muss ich denn dafür machen: Brauche ich eine Klimaanlage für den Stall oder reicht ein neuer, aber großzügiger offener Stall, wo im Sommer auch mal der Wind durchgeht?"

Aufgrund der Bedingungen hat sich der Wildpark bei Sinsheim in Baden-Württemberg für einen neuen Stall entschieden. Er wird ein langes Vordach für viel Schatten haben und einen kühlenden Boden. Die kostengünstigere und sinnvollere Variante, sagt Herzog.

Die Yaks sind aber nicht die einzigen Tiere, die Unterstützung brauchen. Im Wildpark gibt es auch verschiedene Schweinerassen. Weil Sonne und UV-Strahlung stärker werden, cremt der Tierpfleger die empfindlichen Ohren der Ferkel regelmäßig ein. Und weil Schweine nicht schwitzen können, hat er an Hitzetagen eine Kuhle im Blick, die er immer wieder mit Wasser auffüllt. Zwischendrin bereitet er Eisbomben aus Naturjoghurt mit Früchten zu - zum abkühlenden Schlecken.

Der Nandu, ein straußähnlicher Laufvogel, bekommt einen Sonnenschirm dazugestellt, wenn er in praller Sonne brütet.

Bei Dürre kann das Futter knapp werden

Demnächst treibt den Tierpfleger auch das Thema Heu wieder um. In Sommern mit Regen bekommt er davon genügend von den umliegenden Landwirten. Das bringt die Tiere dann gut über den Winter. Bleibt der Sommer aber dürr, brauchen die Landwirte das wenige für den Eigenbedarf. "Wir haben schon Mal den Fall gehabt, dass der Landwirt von heute auf morgen nichts mehr bringen konnte. Da stehst du dann da und denkst: Scheiße! Was machst du jetzt?", erinnert sich Tierpfleger Herzog noch mit Sorge.

Die fehlende Planbarkeit sei ein Problem geworden, sagt er. Lagerhallen wären eine Lösung, sind für den von der Gemeinde getragenen kleinen Wildpark jedoch aufwändig und zu teuer. Etwa 450 Tiere leben hier, darunter Antilopen, bretonische Wildschafe, Papageien, Strauße und Rotwild.

Der Tierpfleger scheut davor zurück, aufgrund der Umstände die Eintrittspreise anzuheben. Nach seinen Angaben kommen an einem sonnigen Wochenendtag etwa 500 Besucherinnen und Besucher. Sie sollen den Park genießen können, wünscht sich Herzog.

Ein Katta leckt in seinem Gehege im Heidelberger Zoo an einem Eisblock mit Futter.

Auch in anderen Zoos wie hier in Heidelberg bekommen Tiere gefrorenes Futter - so wie dieser Katta.

Hilfe kommt von verschiedenen Seiten

Hilfe kommt auch von Unternehmen: Gegen die Hitze hat eines vor Kurzem Hunderte Baumsetzlinge gespendet. Wenn die groß sind, spenden sie Schatten und sorgen für kühlere Umgebungsluft.

Mit den Geldern des Wildpark-Fördervereins sind Schirme aufgestellt und zuletzt eine Wasserspielstraße für Kinder aufgebaut worden.

Auch aus dem Programm für Regionalentwicklung des Landes beziehungsweise der EU bekommt der Wildpark zusätzliches Geld.

Mehr Impfungen gegen Parasiten nötig

Aber nicht nur die Hitze, auch die milderen und feuchteren Winter stellen den Naturerlebnispark vor neue Herausforderungen.

Parasiten seien ein großes Thema, erklärt Herzog. Zum Beispiel Stechmücken in den Ställen. Weniger für die Tiere als für die Mitarbeitenden sehr unangenehm. Dagegen wehren sie sich mit sogenannten Eimer-Fallen.

Die Tiere sind jedoch am stärksten betroffen. Deswegen müssen sie häufiger kontrolliert werden. Das geht nicht, ohne die Tiere richtig in die Hand zu nehmen, erklärt der leitende Tierpfleger des Wildparks: "Und dann richtig ins Fell hineingucken, ob da was rumrennt. Haarlinge zum Beispiel, Flöhe. Durch die milden Winter haben wir auch ein massives Problem mit Zecken."

Für die Besucher kein Problem, für die Tiere schon. Also muss jetzt öfter geimpft werden. Auch das gehe ins Geld, erklärt der Tierpfleger, und erfordere zusätzliche Buchführung.

Voller Körpereinsatz gefordert

Mit der Klimakrise wachsen die Anforderungen an Tierpfleger, so die Erfahrung von Herzog. Vom Schreibtisch wechsele er schnell mal ins Freiland-Gehege, sagt er: Wenn in den zunehmenden Stürmen ein Baum umgestürzt ist, steht er da meist alleine im Regen: "Dann drängen sich die dreizehn Rotwild um dich, weil sie alle an das leicht erreichbare Laub am Boden wollen, und du stehst da mit der Motorsäge, musst den Zaun richten - das ist schon eine sportliche Geschichte!"

Beruf Tierpfleger nicht mehr attraktiv

Bei jedem Wetter - auch bei starker Hitze - draußen sein, die Buchführung im Blick behalten, Kosten jonglieren, außerdem das Umgehen mit Parasiten und Stechmücken: Vielen sei das zu anstrengend. Sie vermissten den Wohlfühlfaktor in dem Beruf. Daher fehlten mittlerweile Auszubildende, sagt Herzog.

Er dagegen macht ihn mit viel Herzblut. Als Wildparkleiter ist es ihm wichtig, die Schönheit und Vielfalt des Planeten zu zeigen. Dabei wünscht er sich vor allem, dass Menschen sensibler werden für die Folgen der Klimakrise.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete der SWR unter anderem am 6.06.2024 um 11:34 in SWR Aktuell.