Zusammenhang mit Klimawandel Mehr Turbulenzen beim Fliegen
Luftturbulenzen im Flugverkehr haben in den vergangenen 40 Jahren zugenommen. Laut einer Studie ist der Anstieg über dem Nordatlantik und den USA besonders hoch. Grund für die Winde sei der Klimawandel.
Fliegen ist statistisch gesehen deutlich unruhiger geworden. Das hat eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Reading ergeben. Demnach haben Klarluftturbulenzen, die Flugzeuge "aus heiterem Himmel" im freien Flug erfassen, in den vergangenen vier Jahrzehnten zugenommen.
Besonders stark betroffen sind die Regionen über dem Nordatlantik und den USA. Die Gesamtdauer schwerer Turbulenzen über dem Nordatlantik stieg im Beobachtungszeitraum zwischen 1979 und 2020 laut der Studie um insgesamt 55 Prozent. Mittlere Turbulenzen traten um 37 Prozent, leichte um 17 Prozent länger auf. Es sind aber auch andere Regionen betroffen, etwa Routen über Europa.
Zusammenhang mit Klimawandel
Einen Zusammenhang der Zunahme von Turbulenzen mit dem Klimawandel hatten die Autoren bereits in früheren Studien hergestellt. Die Wissenschaftler prognostizieren eine weitere Zunahme der Turbulenzen bei fortschreitendem Klimawandel.
"Wenn wir mit Supercomputern eine Zukunft simulieren, in der die CO2-Menge in der Atmosphäre doppelt so hoch ist wie in der vorindustriellen Zeit, dann sehen wir etwa doppelt oder sogar dreimal so viele schwere Klarluftturbulenzen", sagte Co-Autor Paul Williams.
Turbulenzen - oft auch nicht ganz korrekt "Luftlöcher" genannt - entstehen durch Böen, die sich von oben nach unten oder von unten nach oben bewegen. Sie verändern die Anströmung der Tragflächen und damit den Auftrieb. Das Flugzeug sackt ab oder zieht ruckartig hoch.
Mehr Böen durch Temperaturunterschied
Williams erklärte, in Reiseflughöhe erwärme der Klimawandel das Gebiet südlich des Jetstreams stärker als das Gebiet nördlich davon. Der größere Temperaturunterschied führe zu schärferen Änderungen der Windrichtung und somit zu mehr Turbulenzen.
"Jede zusätzliche Menge CO2 in der Atmosphäre bedeutet einen stärkeren Temperaturunterschied im Jetstream, was eine stärkere Windscherung bedeutet, was wiederum mehr Klarluftturbulenzen bedeutet", so Williams.
Verletzungsgefahr bei Turbulenzen
Unruhige Flüge sind nicht nur unangenehm, sondern bei schweren Turbulenzen besteht auch Verletzungsgefahr. Anfang März wurden beispielsweise insgesamt 27 Menschen an Bord zweier Maschinen von Lufthansa und Condor verletzt.
Den Flugzeugen können die Winde aber wenig anhaben: "Strukturell sind Flugzeuge seit Jahrzehnten hinreichend stark gebaut", sagte Patrick Vrancken vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). "Auch eine Zunahme um einige Prozent der Turbulenzintensität würde hieran nichts ändern."
Laut den Studienautoren kosten Turbulenzen die Branche allein in den USA jährlich 150 bis 500 Millionen Dollar. Die Kosten entstehen etwa durch zusätzliche Ermüdung der Flugzeugkabine, durch Wartungsarbeiten, gelegentliche Schäden am Flugzeug oder durch die Behandlung von Verletzungen bei Crew und Passagieren.