Fischerei in Thailand Neue Technik für bezahlbares Essen
In Thailand wird ein Drittel der Bevölkerung derzeit nicht immer satt. Neue Methoden in der Fischerei-Industrie und Aquakultur sollen nun die Erträge steigern - damit Ernährung erschwinglicher wird.
Im Fanggebiet von Fischer Theerapong Thammasara gibt es neuerdings wieder Makrelen. "Vielleicht", sagt er, "liegt es ja an den vielen neuen Vorschriften, die sie eingeführt haben". Seit einer Weile dürften große Fischerboote nämlich nicht mehr näher als drei Meilen an die Küste heranfahren, erzählt er. Und neue Regelungen bezüglich der Sardellen gebe es auch.
Fischer Theerapong jedenfalls ist froh, dass die Makrelen wieder da sind. In den letzten Jahren waren seine Erträge immer geringer geworden. Wie viele andere einfache Fischer wusste auch Theerapong manchmal kaum mehr, wie er seine Familie durchbringen sollte.
Hohe Inflation als Problem
Mehr als 23 Millionen Menschen, ein Drittel der Gesamtbevölkerung, sind in Thailand derzeit von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen. Das geht aus dem jüngsten Bericht der Vereinten Nationen über die weltweite Ernährungssicherheit hervor. Nahrungsmittelunsicherheit bedeutet zwar nicht, dass die Betroffenen bereits an Unterernährung und deren Folgen leiden. Aber es heißt, dass ihr Zugang zu ausreichendem Essen nicht zuverlässig gewährleistet ist. Das muss nicht einmal daran liegen, dass es keine oder zu wenig Nahrungsmittel gibt. Es reicht oft schon, wenn die vorhandenen Lebensmittel so teuer werden, dass sie sich nicht mehr jeder leisten kann.
Damit die Nahrungsmittelunsicherheit nicht irgendwann in Hunger umschlägt, bekommt Thailand jetzt Unterstützung von der Welternährungsorganisation FAO. Im Rahmen der globalen Initiative "Blauer Wandel" ("Blue Transformation Initiative") sollen in der Fischerei und Aquakultur neues Wissen, neue Instrumente und Techniken verstärkt gefördert und angewendet werden. So sollen auch langfristig die Erträge steigen.
Bakterien bedrohen Bestände
Kirana Leesakulpran ist von der Notwendigkeit neuer Methoden überzeugt. Auf ihrer Farm in der Provinz Prachuap Khiri Khan, ein paar Autostunden südwestlich von Bangkok, züchtet die 48-Jährige Garnelen. Thailands Garnelenzüchter sind leidgeprüft. Plötzlicher Viren- oder Bakterienbefall kann ganze Bestände verderben, zuletzt geschah das im Jahr 2012. Die Branche hat sich bis heute nicht wieder richtig erholt.
Züchterin Kirana weiß das alles, sie ist seit dreißig Jahren im Geschäft. Sie führt die neue Anlage vor, die von thailändischen Garnelenzüchtern entwickelt wurde und mit der sie jetzt auch in ihrem Betrieb das Beckenwasser reinigen und die Garnelen füttern kann. Das System besteht aus zwei riesigen Schaufelradbelüftern, die das Wasser umwälzen, und einem Futterautomaten.
Die Belüfter erzeugen mit ihrer Bewegung Wasserströme, die die Abfälle ableiten und gleichzeitig das Wasser gründlicher reinigen. Das reduziert die Infektionsgefahr bei den Garnelen. "Bislang hat es sieben Tage gedauert, bis das Wasser sauber ist, mit der neuen Anlage geht das in drei," sagt Kirana. Außerdem sind die Futterautomaten so konzipiert, dass die Garnelen häufiger, aber immer mit der richtigen Menge, gefüttert werden.
50 Prozent der Beschäftigten sind weiblich
Die "Blue Transformation Initiative" soll den Menschen weltweit ermöglichen, sich jederzeit nahrhaft und zu erschwinglichen Preisen zu ernähren. Die FAO setzt dabei auf den Reichtum aus der Tiefe: Auf nachhaltige und regulierte Fischerei, die Nutzung und Erhaltung der Vielfalt und auf ertragreiche Zucht.
Insgesamt 178 Millionen Tonnen Meeresgetier wurde 2020 gezüchtet, dazu 36 Millionen Tonnen Algen. Tendenz steigend. Dazu kommt, dass laut FAO derzeit etwa 58,5 Millionen Menschen weltweit ihr Geld in der Fischerei-Industrie und mit der Zucht von Meerestieren und Algen verdienen. Ein Fünftel aller Beschäftigten dort sind Frauen. Betrachtet man die gesamte Produktionskette, sind sogar beinahe 50 Prozent aller Beschäftigen in den Bereichen weiblich.
Kirana Leesakulpran, die Garnelenzüchterin und zweifache Mutter aus Prachuap Khiri Khan, ist eine von ihnen: "Seitdem wir hier dieses neue System benutzen, können wir mehr produzieren. Wir machen mehr Gewinn, und unser Leben als Garnelenfarmer und unsere Zukunft werden sicherer."