UN-Klimakonferenz Wo kommt das Geld für den Klimaschutz her?
Etwa 6.000 Politiker, Diplomaten und Wissenschaftler bereiten in Bonn derzeit die Weltklimakonferenz vor. Einer der größten Knackpunkte beim Klimaschutz: die Finanzierung. Experten gehen von höheren Kosten aus als bisher vereinbart.
Das wichtigste Thema: Die Finanzierung des Klimaschutzes. Der Klimafinanzierungsplan muss dringend erneuert werden. Denn dieser endet im kommenden Jahr. "Wir müssen ernsthafte Fortschritte bei der Finanzierung erzielen - dem wichtigsten Motor für Klimaschutzmaßnahmen", betonte Simon Still, UN-Exekutivsekretär für Klimawandel, in seiner Eröffnungsrede.
"Hier in Bonn fordere ich Sie dringend auf, vom Null-Entwurf zu echten Optionen für ein neues kollektives quantifiziertes Ziel zur Klimafinanzierung überzugehen."
Klimaschutz kostet eher Billionen statt Milliarden Euro
Die meisten wissen hier, dass dies eine große Herausforderung ist. Schon frühere Kompromisse haben immer lange gedauert - und dieser wird wohl nicht einfacher vorzubereiten sein. Denn viele Klimaschutz-Expertinnen und -experten gehen von weit höheren Kosten aus als bisher vereinbart. "Die Länder haben sich im Pariser Klimaschutzabkommen dazu verständigt, mindestens 100 Milliarden Dollar pro Jahr zu verabreden", erklärt Hanna Fekete vom NewClimate Insitute. "Aber eigentlich müsste dieses Ziel deutlich höher sein. Also eher Billionen statt Milliarden."
Im Raum steht konkret mindestens eine Billion Dollar, die gebraucht würde, um die Beseitigung von Klimaschäden und Klimaschutz zu finanzieren. Hierbei geht es um Entschädigungen für den globalen Süden, aber auch um die Finanzierung der Energiewende dort. Viele Staaten sind nicht in der Lage, sich von fossilen Energien zu verabschieden und in Wind- oder Solarkraft zu investieren. Doch am Ende, so Experten, sei ein Umschwung in allen Erdteilen notwendig, um die Klimaziele zu erreichen. Das müsse auch während der Weltklimakonferenz im aserbaidschanischen Baku im Zentrum stehen.
Mehr Ambitionen
"Bei der diesjährigen Klimakonferenz müssen wichtige Entscheidungen für die Finanzierung von Klimaschutz und Anpassung getroffen werden sowie eine Dynamik entwickelt werden für eine Ambitionssteigerung bei den Klimaschutzzielen der Staaten, die im nächsten Jahr vorgelegt werden müssen", so Manfred Fischedick vom Wuppertal Institut.
"In beiden Bereichen fehlt es aktuell, gemessen an den zunehmenden Folgen des Klimawandels, an der Ernsthaftigkeit der Staatengemeinschaft handeln zu wollen. Bewegung gibt es im Wesentlichen durch technische Entwicklungen und Kostensenkungen bei zentralen Technologien wie insbesondere Wind und Elektromobilität. Das allein reicht aber nicht."
Klimapolitik wieder mehr in den Fokus rücken
Ein Ziel von Bonn ist daher auch, die Klimaschutzpolitik wieder in den Fokus der Weltpolitik zu rücken. Die andauernden Kriege in der Ukraine und Nahost, aber auch die vielen anderen weltweiten Krisen forderten so viel Aufmerksamkeit, dass der Klimawandel immer weiter in den Hintergrund gerutscht sei.
Eine wichtige Rolle, was Wahrnehmung und Ernsthaftigkeit angehe, spiele hierbei auch die kommende Wahl zum Europaparlament, so Klimawissenschaftlerin Fekete: "Ein möglicher Rechtsruck auf EU-Ebene könnte für die Klimapolitik bedeuten, dass es deutliche Rückschritte gibt. Und Rückschritte sind genau das, was wir eigentlich gar nicht brauchen. Wir müssen zusehen, dass die EU eine Führungsrolle einnimmt und die Welt auch ein bisschen mitzieht."
Ihr Kollege Fischedick vom Wuppertal Institut ergänzt: "Es besteht tatsächlich die große Gefahr, dass die mit dem europäischen Green Deal ausgelöste Dynamik abrupt beendet wird oder zumindest nicht mit der notwendigen Ambition weitergeführt wird. Dies wäre nicht nur klimapolitisch ein Fehler, sondern auch industriepolitisch kontraproduktiv im Wettrennen um die großen Zukunftstechnologiemärkte."
Kinder und junge Familien besonders betroffen
Wie wichtig Klimaschutzpolitik aber sei, zeigten allein schon die jetzigen Hochwasser. Nicht nur das momentane in Süddeutschland oder das vor wenigen Wochen im Saarland. Der Klimawandel begünstige weltweit immer häufiger Unwetterkatastrophen. Dies alles seien doch Zeichen genug, um konsequenter zu handeln, so Experten. Auch im Sinne kommender Generationen, auf die Unicef bei der Bonner Konferenz hinweisen möchte.
Junge Familien und Kinder im globalen Süden sind von Hitzewellen und Dürren betroffen. "Wir müssen uns daher in der Klimapolitik auch auf Kinder konzentrieren", fordert Kitty van der Heijden von Unicef. "Sie sind extrem gefährdet und viele elementar von Armut betroffen. Es geht um ihre Lebensgrundlage. Sie bilden ein Drittel der Weltbevölkerung." Dabei gehe es bei Kindern schon vor der Geburt los. In vielen afrikanischen Staaten, in denen die Temperaturen zu hoch, die Hitze zu stark sei und durch den Klimawandel immer heftiger wirke, seien Schwangere durch Hitzewellen so gestresst, dass es zu Früh- oder auch Fehlgeburten komme. Es ist nur eine von vielen Folgen, auf die Unicef aufmerksam machen möchte.
In Bonn geht es darum, die Folgen des Klimawandels zu betonen, um so auch eine Diskussionsgrundlage zu finden, auf der nicht nur ein Finanzierungsfahrplan für die kommenden Jahre vordebattiert werden kann. Es geht auch darum, für Baku die bestmögliche Vorbereitung zu gewährleisten. Eine Herausforderung, für die die Bonner Delegierten bis zum 13. Juni Zeit haben.