Neue Konzepte in Deutschland Wie Waldbrände verhindert werden können
Der Klimawandel hinterlässt auch in Deutschland Spuren: Dürre, Hitze und lange Trockenperioden. Wie müssen Wälder künftig gestaltet werden, damit die Gefahr großer Waldbrände verringert wird?
Der Klimawandel macht sich in Deutschlands Wäldern stark bemerkbar. Winterdürren und allgemein längere Trockenperioden sorgen für stressige, schwierige Situationen für den Wald. In Deutschland wurde das vergangene Jahr 2022 von vielen Waldbränden begleitet. Es war ein Extremjahr wie 2019, in dem etwa 2700 Hektar Wald brannten. Das entspricht 27 Quadratkilometern oder in etwa 3781 Fußballfeldern.
Expertinnen und Experten haben ein Handlungskonzept für Forst und Feuerwehr entwickelt und etabliert, beispielsweise innerhalb des Forschungsprojekts Waldbrand-Klima-Resilienz (WKR). Auch verschiedene Technologien sollen die Waldbrandprävention unterstützen.
Waldbrände können Wälder nachhaltig schädigen
Kommt es hierzulande zu einem sich ausbreitenden Feuer im Wald, wird dadurch die Stabilität und Vitalität des Ökosystems beeinträchtigt. Bei einem Erdfeuer werden die Wurzeln und Samen geschädigt oder zerstört. Ein Bodenfeuer kann zudem Mineralisierungsprozesse beschleunigen und dazu führen, dass wichtige Nährstoffe ausgewaschen werden. Bei einem Brand würden zudem zusätzliche Treibhausgase wie CO2 freigesetzt, sodass der Wald nicht mehr dazu beitrage, den CO2-Spiegel in der Luft zu senken, sondern selbst zur Quelle von CO2-Emissionen werde, so das Umweltbundesamt.
Auch trockene Winter erhöhen die Gefahr
In den vergangenen Jahren hat sich die Gefahr von Waldbränden in Deutschland deutlich erhöht. Nicht nur die Trockenheit im Sommer ist waldbrandfördernd; auch die mangelnden Niederschläge im Winter bringen eine ungenügende Wasserversorgung der Böden mit sich. Dabei fehlt den Bäumen das oberflächennahe Bodenwasser. Weniger Schnee und damit eine geringere Schneeschmelze erhöhten folglich das Risiko für Waldbrände, so Johann Goldammer von der Universität Freiburg im Interview mit dem SWR.
Brandenburg ist vermehrt von Waldbränden betroffen, aber auch in Baden-Württemberg kam es im vergangenen Jahr vor allem im Landkreis Karlsruhe dazu. Um in solch brandgefährlichen Situationen bestmöglich zu handeln, arbeiten die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA) und das European Forest Institute (EFI) zusammen. Ziel ist es, dass Forst und Feuerwehr besser zusammenarbeiten und dass das Thema Waldbrandmanagement und Waldbrandprävention verbessert wird.
Wald ist nicht gleich Wald
Wie sich ein Waldbrand entwickelt, hängt stark von verschiedenen Faktoren ab. Es kommt auf die Waldstruktur an, was für Baumarten auf der Fläche stehen, in welchem Alter sie sich befinden und auch, wie tief sich die Äste am Stamm befinden. Und auch das Wetter und die Topographie spielen eine entscheidende Rolle.
Zwar haben Kiefermonokulturen ein wesentlich höheres Brennpotential als naturnahe, vermeintlich widerstandsfähigere Mischwälder, doch die Trockenheit verschont auch diese nicht. Waldbrände würden uns zukünftig begleiten und keine Seltenheit bleiben, erklärt Projektleiter Alexander Held. Vielmehr müssten wir lernen, damit zu leben und uns bestmöglich darauf vorzubereiten.
Neues Konzept erzielt sehr gute Ergebnisse
Im Vergleich zu anderen Bundesländern erzielt das in Baden-Württemberg erarbeitete Konzept für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Forst ein außergewöhnlich gutes Ergebnis, das nicht selbstverständlich ist. Bei dem entwickelten und etablierten Tandemsystem soll die Verbindung zum jeweiligen Partner auf verschiedenen Ebenen verbessert werden.
Beispielsweise würde auf Revierebene der Förster mit seinem Team aus Forstwirten mit dem örtlichen Feuerwehrkommandant und der freiwilligen Feuer in Kontakt treten. Nur wenn beide Seiten wissen, wie der Partner arbeitet und wie man sich gegenseitig unterstützen kann, schafft das eine gute Grundlage für die Brandbekämpfung.
Bei dieser Kooperation wird gemeinsam abgestimmt, wo sich Schutzgüter wie Stromleitungen befinden, welcher Ausrüstung und Organisation es bedarf. Da die Feuerwehr bisher nicht ausreichend für Waldbrände ausgerüstet ist, muss hierbei genau besprochen werden, was benötigt wird. Diese Zusammenarbeit soll im Tandemsystem auch auf Bezirksebene bis hin zum Forstpräsidenten und dem Landesbranddirektor durchgeführt werden.
Rauch und Feuer schnell erkennen
In der Waldbrandprävention gilt es, möglichst früh potenzielle Veränderungen wie zum Beispiel Brandherde und die Entwicklung von Rauch zu erkennen. Überwachungs- und Früherkennungssysteme sollen dazu beitragen, den Schaden eines Waldbrands möglichst gering zu halten. Dafür können Satellitenbilder und Drohnen, aber auch terrestrische Sensoren eingesetzt werden: Sensoren, die beispielsweise an Bäumen befestigt sind, könnten Rauch detektieren und per SMS ein Warnsignal senden, erklärt Lukas Stange von Forst Baden-Württemberg (ForstBW).
Waldbrandprävention betrifft jeden
Waldbrände gehören nicht zu den natürlich vorkommenden Naturereignissen in Deutschlands Wäldern. Laut WWF werden Waldbrände zu 96 Prozent vom Menschen durch Fahrlässigkeit oder gezielte Brandstiftung verursacht. Natürliche Ursachen wie Blitzeinschläge rufen deutlich seltener einen Waldbrand hervor.
Waldbrandprävention, so das Umweltbundesamt, könne daher nicht nur durch die engagierte Arbeit von Forst- und Feuerwehrleuten geschehen. Deren Tätigkeit könne durch Maßnahmen wie das Entfernen von bodennahen Ästen und die Beseitigung von Brennmaterial die Brandbedingungen beeinflussen. Aber Waldbrandprävention bedeute auch, dass sich jeder einzelne rücksichtsvoll verhalte.