UN-Weltnaturkonferenz COP16 Keine Einigung zur Finanzierung des Artenschutzes
Nach zähen Verhandlungen endet die UN-Konferenz zur Biodiversität. An der wohl wichtigsten Frage - wie der Artenschutz finanziert werden soll - scheiterten die Delegierten. Teilerfolge bei anderen Themen gibt es dennoch.
Die UN-Weltnaturkonferenz COP16 in Kolumbien ist ohne eine Einigung zu Finanzierungsfragen zu Ende gegangen. Der Gipfel war bereits in die Verlängerung gegangen, nachdem bei der eigentlich letzten Plenarsitzung gestern Abend (Ortszeit) keine Einigung erzielt werden konnte.
Die kolumbianische Umweltministerin und Präsidentin der Konferenz, Susana Muhamad, gab bekannt, dass heute nicht mehr genügend Teilnehmerstaaten vor Ort waren, um die Verhandlungen fortzusetzen. Viele Teilnehmer hatten den Veranstaltungsort in der kolumbianischen Stadt Cali bereits verlassen, um ihre Heimflüge nicht zu verpassen.
Daraufhin unterbrach Muhamad den Gipfel, ohne ihn - wie sonst üblich - offiziell für beendet zu erklären. Ein Sprecher der COP16 sagte der Nachrichtenagentur AFP, das Treffen solle zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden, um die noch ausstehenden Fragen zu klären.
Ungeklärte Streitpunkte
Bei der COP16 ging es vor allem um die technische Umsetzung des vor zwei Jahren in Montreal beschlossenen Weltnaturvertrages sowie um Finanzierungsfragen. Im Jahr 2022 hatten sich in Montreal rund 200 Staaten verpflichtet, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Zudem sollen die Risiken durch Pestizide reduziert und Subventionen für intensive Landwirtschaft und die Gewinnung von Brennstoffen drastisch reduziert werden.
Bei den Verhandlungen in den vergangenen zwei Wochen hakte es vor allem an drei umstrittenen Punkten: der Kontrolle der bereits vereinbarten Maßnahmen zum Artenschutz, der Finanzierung dieser Maßnahmen und der Gewinnaufteilung von Unternehmen, die mit den Gendaten von Pflanzen und Tieren aus Entwicklungsländern Profite machen.
Pharma- und Kosmetikindustrie soll in Fonds einzahlen
Zu diesem letzten Punkt konnten die Delegierten über Nacht noch eine Einigung auf den letzten Drücker erzielen. Demnach sollen Unternehmen ab einer bestimmten Größe, die genetische Daten von Pflanzen und Tieren aus Entwicklungsländern etwa bei der Herstellung von Medikamenten oder Kosmetika nutzen, künftig 0,1 Prozent ihres Umsatzes oder ein Prozent ihres Gewinns in einen Fonds einzahlen.
Das dabei gesammelte Geld soll dann denjenigen Ländern und Bevölkerungsgruppen zugute kommen, die diese Pflanzen- und Tierarten über Jahrhunderte erhalten haben. Die Einigung ist für die in dem Dokument genannten Branchen, darunter Pharma- und Kosmetikindustrie, allerdings nicht bindend.
Gremium für indigene Völker
Ebenfalls erfolgreich beschlossen werden konnte die Gründung eines Gremiums, das die Interessen der indigenen Völker vertritt. Die Vertreterinnen und Vertreter der Indigenen brachen bei der Verkündung der Einigung in Jubel aus. Indigenenvertreterin Camila Romera aus Chile sprach von einem "beispiellosen Moment in der Geschichte der multilateralen Umweltabkommen".
Die Vertragsparteien hätten erkannt, "dass unsere uneingeschränkte und wirksame Beteiligung, unser Wissen und unsere Innovationen, unsere Technologie und unsere traditionellen Praktiken ständig benötigt werden", fügte Romera hinzu. Die Delegierten einigten sich zudem auf eine Sonderrolle für Gemeinschaften von Menschen afrikanischer Herkunft in dem neuen Gremium.