UN-Weltnaturgipfel abrupt unterbrochen Geld war das große Streitthema
Ohne Einigung über eine weitere Finanzierung des Artenschutzes ist die Weltnaturkonferenz COP16 in Kolumbien abgebrochen worden. Allerdings konnten in einigen Grundsatzfragen Einigungen erzielt werden.
Der Kaffeestand ist längst abgebaut, die Sonne einmal unter- und wieder aufgegangen, manche hat die Erschöpfung bereits übermannt. Doch im Plenum der Weltnaturkonferenz wird Stunde und Stunde verlängert und weiterverhandelt. Rund 200 Staaten ringen um eine Einigung - doch den Delegationen rennt die Zeit davon. Immer mehr kündigen an, dass sie jetzt einfach gehen müssen.
"Wir sind mit einer Delegation von zehn Leuten gekommen und ich bin die Einzige, die noch da ist", erklärt eine Delegierte aus Fidschi. "Leider können wir uns, wie unsere Kollegen aus Brasilien, keine Umbuchungen unseres Fluges leisten, weil uns dazu die Mittel fehlen."
Finanzierung zentrales Thema
Nicht nur den Delegierten aus Fidschi fehlen die Mittel - auch für den Schutz der Biodiversität. Geld war das große Streitthema des Gipfels. Und es konnte nicht gelöst werden. Die COP16 in Cali wurde kurz vor halb neun Uhr morgens Ortszeit unterbrochen, weil die Beschlussfähigkeit nicht mehr gegeben war.
Die sichtlich erschöpfte Umweltministerin und COP-Präsidentin Kolumbiens, Susana Muhamad, kämpft mit den Tränen. "Ich bin sehr müde", erklärt sie. Doch trotz des abrupten Endes: Cali sei nicht gescheitert, die zuvor getroffenen Entscheidungen würden stehen.
Einige Grundsatzentscheidungen stehen
"Nein, die zuvor getroffenen Entscheidungen stehen", sagt Muhamad. "Über die Verzahnung von Klimawandel und Biodiversität, es gab Fortschritte bei Meeresschutzgebieten, die Rolle Indigener und Afro-Gemeinden wurde durch ein eigenes Gremium gestärkt."
Zudem sollen Unternehmen, etwa aus Pharma- oder Kosmetikindustrie, die genetische Ressourcen aus der Natur nutzen und daraus Profit ziehen, künftig einen Ausgleich zahlen - an Länder und Gemeinschaften, die diese Pflanzen- und Tierarten über Jahrhunderte erhalten haben.
Globaler Süden ist enttäuscht
Doch der große Knackpunkt blieb die generelle Finanzierung der Umsetzung. Die Länder des globalen Südens fordern mehr Engagement der Industriestaaten, erklärt die brasilianische Chefverhandlerin Maria Angelica Ikeda: "Die Entwicklungsländer sind sehr enttäuscht über die mangelnde Offenheit der Industriestaaten."
Dies seien Länder, die Hunger, Armut, Ungleichheit und städtische Gewalt bekämpfen müssen, die sich gleichzeitig für die Umwelt einsetzen müssen und zudem immer wieder von Waldbränden und Flutkatastrophen heimgesucht werden, so Ikeda. "Wenn wir nicht über die Mittel zur Umsetzung verfügen, werden wir es nie schaffen, diese Konvention Wirklichkeit werden zu lassen."
Zündstoff war nicht nur die Summe des Geldes, sondern auch um den Mechanismus, über den es fließen soll. Die Länder des globalen Südens fordern einen neuen Fonds für Biodiversität, bei dem sie mehr Mitspracherecht haben. Das bisherige Instrument, bei der Weltbank angesiedelt, werde von den Industriestaaten dominiert.
EU blockiert Biodiversitätsfonds
Der neue Fonds allerdings wurde unter anderem auch von der EU blockiert. "Das heißt aber nicht, dass in der Zwischenzeit nicht weitere finanzielle Unterstützung fließen kann. Das wird Deutschland weitermachen", meint Florian Titze von WWF. "Das werden auch andere Länder weitermachen. Aber es zehrt wahnsinnig an dem Vertrauen und an dem gemeinsamen Angehen dieser Probleme und treibt die Länder des globalen Südens und des globalen Nordens weiter auseinander. "
Und damit wurde die wohl zentralste Entscheidung in Cali, nämlich wie der Schutz der Natur und der Biodiversität finanziert werden soll, erstmal erneut auf die lange Bank geschoben.