Massenbleiche nachgewiesen Aufgeheizte Weltmeere bedrohen die Korallenriffe
Die Natur leidet zunehmend unter steigenden Temperaturen in allen Weltmeeren. Wissenschaftler bestätigen jetzt die nächste große Korallenbleiche. Was das für Umwelt bedeutet - und welche Hoffnung es gibt.
Die Weltmeere erleben zur Zeit die zweite globale Korallenbleiche innerhalb von zehn Jahren. Seit Februar 2023 sei in jedem großen Ozeanbecken "eine signifikante Korallenbleiche" dokumentiert worden, teilte die US-Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA mit. Es handle sich um die vierte globale Korallenbleiche seit Beginn der Aufzeichnungen. Als Bleiche wird ein Verblassen der oft farbenprächtigen Korallen bezeichnet.
Korallen sind sogenannte Nesseltiere, die mit verschiedenfarbigen Algen in einer Gemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen leben. Bei zu hohen Wassertemperaturen stoßen die Korallen diese Algen jedoch ab und verlieren so ihre Farbe. Die Korallen wachsen dann nicht mehr und können sich schlechter gegen Feinde und Konkurrenten wehren. Kehren die Mikroalgen innerhalb einer bestimmten Zeit zurück, weil die Wassertemperaturen wieder sinken, kann sich die Koralle erholen - andernfalls stirbt sie.
Weltbekanntes Riff vor Australien in Gefahr
In den Korallenriffen der Erde vollziehe sich seit Monaten eine Tragödie unermesslichen Ausmaßes, hieß es von der Umweltstiftung WWF zum NOAA-Bericht. Halte der Zustand länger an, drohten große Teile dieser Lebensräume abzusterben. "Am Great Barrier Reef sind inzwischen mehr als 60 Prozent der Riffe von der momentan stattfindenden Bleiche betroffen und erste Zeichen von Mortalität sind zu sehen."
Das auch bei Touristen beliebte riesige Gebiet vor der Küste Australiens ist seit Jahren massiv von der Korallenbleiche betroffen. Dort ist erst kürzlich die bereits fünfte Massenbleiche von Korallen innerhalb von nur acht Jahren bestätigt worden.
"Da sich die Weltmeere immer weiter erwärmen, treten Korallenbleichen häufiger und stärker auf", erklärte der NOAA-Koordinator für die Korallenriff-Überwachung, Derek Manzello. Klima-Modelle legen laut den NOAA-Wissenschaftlern seit Jahren nahe, dass die Korallenbleiche im Zuge der Meereserhitzung häufiger und umfassender wird. So sei etwa die Hitzewelle in Florida im vergangenen Jahr beispiellos gewesen: Sie habe früher angefangen, länger gedauert und schwerwiegendere Folgen als bisherige Hitzephasen in der Region gehabt.
Ozeane nehmen Hitze des Treibhauseffekts auf
Während der Korallenbleiche in Florida hätten die Forschenden aber auch viel darüber gelernt, wie Schadensbegrenzung funktionieren kann. So seien etwa Zuchtstätten für Korallen in tiefere, kühlere Gewässer verlegt oder andernorts eine Art Sonnenschirme zum Schutz der Korallen aufgestellt worden.
Die globale Meeresoberflächentemperatur liegt nach Daten der Plattform "Climate Reanalyzer" der University of Maine inzwischen schon seit mehr als einem Jahr an jedem einzelnen Tag auf dem höchsten Tagesstand seit Messbeginn vor rund 40 Jahren. Als Hauptursache gilt Klimaexperten zufolge der menschengemachte Klimawandel. Die Ozeane nehmen demnach über 90 Prozent der Wärme auf, die durch den Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre verbleibt.