Gesteinsproben vom Asteroiden Bennu

"Osiris-Rex"-Mission Asteroidenkrümel begeistern NASA-Team

Stand: 12.10.2023 13:22 Uhr

Wasser und Kohlenstoff - wichtige Bausteine des Lebens. Spuren davon wurden in dem Asteroidenstaub entdeckt, den die "Osiris-Rex"-Sonde zur Erde gebracht hat.

Von Uwe Gradwohl, SWR

Es lief nicht nach Plan. Und gerade deshalb ist die Begeisterung groß. Obwohl der Probenbehälter der NASA-Sonde "Osiris-Rex" entgegen der ursprünglichen Planung noch nicht geöffnet werden konnte, sind die Forschenden am Johnson Space Center in Houston schon jetzt völlig aus dem Häuschen.

Die Sonde hatte vor knapp drei Wochen während eines Vorbeiflugs an der Erde jene Kapsel abgeworfen, in der sich der augenblicklich noch verschlossene Probenbehälter befindet.

Darin vermutet werden ca. 250 Gramm Gestein und Staub - eingesammelt bei einem nur fünf Sekunden dauernden Kontakt zwischen der Sonde und dem Asteroiden Bennu. 

US-Weltraumbehörde NASA stellt Geröllproben des Asteroiden Bennu vor

Sarah Schmidt, ARD Washington, tagesschau, 12.10.2023 17:00 Uhr

Mehr Asteroidenstaub als erwartet

Bei diesem Kontakt wurde nun aber wohl derart viel Material von der Asteroidenoberfläche aufgewirbelt, dass es sich nicht nur im Probenbehälter selbst sammelte, sondern sich auch rund um den Behälter im Inneren der Sonde niederschlug.

Für die Wissenschaftler ein paar unverhoffte Bonus-Gramm Asteroidenkrümel - und auch dieses Material wird nun vorsichtig Körnchen für Körnchen eingesammelt und der eigentliche Probenbehälter entsprechend später geöffnet.

Asteroidenstaub vor irdischer Verunreinigung schützen

Die schon kurz nach der Landung am 24. September begonnenen Arbeiten gestalten sich auch deshalb etwas mühsam und langwierig, weil die zu öffnende Kapsel in einer von Stickstoff gefluteten Glasbox liegt und nur mit Hilfe von in die Glaswände eingelassenen Handschuhen angefasst werden kann. All diese Sicherheitsmaßnahmen sorgen dafür, dass die Krümel aus dem All nicht von irdischer Luft und deren Bestandteilen verunreinigt werden können. 

Außergewöhnlich wertvoll sind die Körnchen deshalb, weil sie Hinweise darauf liefern könnten, wie jenes ursprüngliche Material zusammengesetzt war, aus dem sich vor mehr als vier Milliarden Jahren die Gesteinsplaneten Merkur, Mars, Venus und auch die Erde entwickelt haben.

Asteroidengestein enthält Wasser und Kohlenstoff

Die Ergebnisse erster schneller Analysen elektrisieren die wissenschaftliche Community bereits: So wurde in Bennus tiefdunklem Gestein mit fünf Gewichtsprozenten der höchste Kohlenstoffgehalt festgestellt, der jemals bei außerirdischem Gestein gemessen wurde.

Gefunden wurden auch Mineralien, in deren molekularer Struktur  Wassermoleküle verbaut sind. Unter UV-Licht zeigte sich außerdem die typische Fluoreszenz von organischen Verbindungen.

All das zusammen lässt die Forschenden hoffen, dass sie bei weiteren Untersuchungen die Frage beantworten können, ob bei Einschlägen von Asteroiden auf der jungen Erde auch die Vorläufer von Molekülen, die für die Entstehung von Leben notwendig sind, auf die Erde gekommen sein könnten. 

Material wird Forschenden zur Verfügung gestellt

Das in Sonde und Probenbehälter enthaltene Gestein wird in den kommenden Monaten katalogisiert. Mit Hilfe dieses Katalogs können Forschende um Gesteinsproben für ihre Arbeit anfragen. Positiv beschieden werden Anfragen aber nur, wenn die mit ihnen verbundene Forschung von einem wissenschaftlichen Gremium als entsprechend wichtig eingestuft wird.

Ein Teil des Asteroidengesteins wird an die kanadische und die japanische Raumfahrtbehörde abgegeben. Japan ist die erste Nation, der es gelungen war, wenige Gramm Asteroidengestein zur Erde zurückzubringen, davon wiederum ging ein Teil in die USA.

Im Vergleich zu den japanischen Sonden bringt "Osiris-Rex" nun mit über 250 Gramm so viel Material zur Erde, dass ein kleiner Teil davon sogar schon bald in den großen wissenschaftlichen Museen in den USA dem Publikum gezeigt wird.

 

Teile des Asteriodenstaubs werden eingelagert

Eine Portion Asteroidenmaterial wird für Jahrzehnte im Johnson Space Center in Houston unberührt eingelagert - damit auch Forschende zukünftiger Generationen mit noch besserer Technik als der heutigen mit diesem Material forschen können.

Dort, im Johnson Space Center, befindet sich das Gestein von Bennu in guter Gesellschaft. Von Sonden eingefangene Teilchen des Sonnenwinds und kosmischer Staub warten dort ebenso noch auf ihren Einsatz für die Forschung wie einige seit mehr als einem halben Jahrhundert unberührte, von den Apollo-Missionen zur Erde gebrachte Proben von Mondgestein. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 12. Oktober 2023 um 12:00 Uhr.