Getötete Zivilisten in Mali Ermittlungen nach mutmaßlichem Massaker
Nach Berichten über Massenhinrichtungen von Zivilisten in Mali hat die Justiz des Landes Ermittlungen eingeleitet. Human Rights Watch spricht von bis zu 300 Toten und der "schlimmsten Gräueltat" seit Jahren.
Nach der Ermordung Hunderter Menschen in Mali haben die Behörden Ermittlungen angekündigt. Das Militär untersuche mutmaßliche Massaker der Armee und mit ihr verbündeter Kämpfer, berichtete die britische BBC.
Die Staatsanwaltschaft beim Militärgericht in der Stadt Mopti erklärte, das Verteidigungsministerium habe "vertiefte Untersuchungen" zu Berichten über Massenhinrichtungen von Zivilistinnen und Zivilisten angeordnet, "um diese Anschuldigungen vollständig zu beleuchten". Der Staatsanwalt werde sich bald mit Ermittlern und einem Rechtsmediziner vor Ort ein Bild machen, hieß es weiter.
300 tote Zivilisten in der Stadt Moura
Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden in der Stadt Moura Ende März 300 Zivilistinnen und Zivilisten getötet, darunter einige mutmaßliche Dschihadisten. Die internationale Gemeinschaft, darunter auch die Bundesregierung, hatten eine unabhängige Untersuchung gefordert.
Die Vereinten Nationen leiteten eine eigene Untersuchung ein. Experten der UN-Mission in Mali (MINUSMA) würden "so schnell wie möglich" zu den Tatorten reisen, erklärte UN-Sprecher Stéphane Dujarric. Dies hänge aber vom guten Willen der malischen Behörden ab.
HRW: "Schlimmste Gräueltat" seit Jahren
Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch waren an dem Massaker auch russische Kämpfer beteiligt. Human Rights Watch sprach von der "schlimmsten Gräueltat" in dem seit Jahren anhaltenden Konflikt.
Demnach waren Hunderte Männer, darunter Bewohner des Ortes Moura sowie Händler, von den Streitkräften festgehalten worden. Über einen Zeitraum von mehreren Tagen hätten die malischen Soldaten und die mit ihnen verbündeten Sicherheitskräfte immer wieder Gruppen von bis zu zehn Menschen hingerichtet.
Die malische Militärregierung hatte zuvor erklärt, bei einem Anti-Terrorkampf 200 Islamisten getötet zu haben. Von Human Rights Watch befragte Militärangehörige gaben demnach an, bei einem großangelegten Einsatz Dschihadisten "neutralisiert" zu haben.
Berichte über russische Söldner
Seit einem Putsch und einem Aufstand bewaffneter Gruppen, die im Jahr 2012 Teile des Landes besetzt hatten, kam es in Mali wiederholt zu Anschlägen islamistischer Gruppen. Den malischen Streitkräften, die hart gegen Verdächtige vorgehen, werden regelmäßig Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Die Armee sichert in solchen Fällen stets zu, die Vorwürfe zu untersuchen. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bleiben die Vergehen aber meist straffrei.
Berichten zufolge sind auch russische Söldner in Mali stationiert. Laut Human Rights Watch haben mehrere Zeuginnen und Zeugen die an den Hinrichtungen beteiligten Kämpfer als Russen identifiziert.
Die Vorwürfe dürften auch die Debatte über die Zukunft des Bundeswehreinsatzes in Mali befeuern. Die Mandate für die Beteiligung an der MINUSMA-Mission und der EU-Ausbildungsmission EUTM laufen Ende Mai aus.