UN-Sicherheitsrat berät über Sudan Guterres fordert sofortiges Ende der Kämpfe
Bei einer Dringlichkeitssitzung hat der UN-Sicherheitsrat über den Konflikt im Sudan beraten. Generalsekretär Guterres forderte ein Ende der Gewalt, unter der vor allem Zivilisten litten.
Chaotisch und herzzerreißend seien diese vergangenen zehn Tage der Gewalt im Sudan, sagte der UN-Chef Antonio Guterres, als er sich zu Beginn der späten Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates persönlich einschaltete. Guterres forderte vor dem Sicherheitsrat ein Ende der Gewalt und warnte vor dem Ausbruch eines vollumfänglichen Krieges. Dieser könne auch Folgen für die sieben Nachbarländer des Sudan haben.
Die Kämpfe müssten sofort aufhören, so Guterres. Erneut appellierte er an die Kämpfer der im Sudan herrschenden Armee und der paramilitärischen Gruppe "Rapid Support Forces" unter ihren rivalisierenden Generälen: Sie sollten die Kämpfe beenden.
"Wenig Rücksicht auf Zivilisten und Krankenhäuser"
Beide Kriegsparteien gefährdeten mit wahllosen Angriffen das Leben von Zivilisten, sagte der deutsche UN-Sondergesandte Volker Perthes dem Sicherheitsrat: "Beide Kriegsparteien haben die Gesetze und Normen des Angriffs auf dicht besiedelte Gebiete missachtet, mit wenig Rücksicht auf Zivilisten, Krankenhäuser oder sogar Fahrzeuge, die Verwundete und Kranke transportieren."
Perthes war per Video aus der Hafenstadt Port Sudan zugeschaltet. Dorthin hatte ein Konvoi der Vereinten Nationen rund 1200 Menschen aus der Hauptstadt Khartum in Sicherheit gebracht. Unter den rund 700 UN-Mitarbeitern ist auch Perthes. Er betonte, dass er weiter in regelmäßigem Kontakt mit den rivalisierenden Generälen im Sudan sei.
Sowohl Armee-Oberbefehlshaber Abdel Fattah al-Burhan als auch Mohammed Hamdan Daglo, Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe "Rapid Support Forces", würden aber noch immer gegenseitige Anschuldigungen erheben und damit wenig Hoffnung auf eine baldige Lösung der Krise machen, so Perthes: "Es gibt noch keine eindeutigen Anzeichen dafür, dass einer der beiden bereit ist, ernsthaft zu verhandeln, was darauf hindeutet, dass beide glauben, dass ein militärischer Sieg über den anderen möglich ist. Dies ist eine Fehleinschätzung."
Kämpfe eskalieren
Der von den USA vermittelte Waffenstillstand im Sudan halte zwar in einigen Teilen noch, doch die Kämpfe eskalierten. Durch Luftangriffe und Beschuss seien auch Krankenhäuser, Schulen und Wasserreservoirs zerstört worden. Es gebe Plünderungen und Überfälle auf flüchtende Menschen. Zudem gebe es beunruhigende Berichte über versuchte sexuelle Übergriffe, sagte Perthes.
Zu der Sitzung waren auch UN-Vertreter von Sudans Nachbarstaaten eingeladen, unter ihnen Äthiopiens UN-Botschafter Zenebe Kebede: "Dies ist ein klarer Fall, in dem wir auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft bauen - für eine afrikanische Lösung eines afrikanischen Problems."
"Gefahr, dass sich Konflikt ausweitet"
Die Nachbarländer des Sudans drängten alle auf afrikanische Diplomatie zur Lösung des Konflikts, sagt Daniel Forti, UN- und Konfliktexperte des Thinktanks Crisis Group in New York. Russland, das gerade den Vorsitz im Sicherheitsrat hat, unterstütze sie dabei: "Es gibt die Gefahr, dass der Konflikt sich über die Grenzen des Sudans hinaus ausweiten könnte, wo es auch viele UN-Operationen gibt. Ich denke, Russland wird sich im Sicherheitsrat eher konstruktiv einbringen - im Vergleich zu anderen Angelegenheiten, wo es mit dem Großteil des Rats über Kreuz liegt."
Der Sicherheitsrat müsse sich jetzt so geschlossen wie möglich zeigen. Das Gremium müsse weiter eng mit der Afrikanischen Union und der regionalen Organisation von Staaten in Nordostafrika, Igad, kooperieren. Der Rat müsse die Konfliktparteien weiter drängen, zurück an den Verhandlungstisch zu kommen.
Anfang Juni muss der Sicherheitsrat dann über die Zukunft des UN-Mandats Unitams entscheiden. Die Mission war vor drei Jahren beschlossen worden, um den politischen Übergangsprozess im Sudan zu begleiten und Menschenrechte zu schützen.