Kämpfe im Sudan Zivilisten zunehmend zwischen den Fronten
Seit Tagen ohne Wasser und Strom, während draußen Panzer durch die Straßen rollen: Die Lage der Menschen im sudanesischen Khartum spitzt sich zu. Laut Ärzten droht zudem ein Kollaps des Gesundheitssystems.
Am meisten leiden unter den Kämpfen die Zivilisten in der Millionenstadt Khartum. Viele Menschen sind nun schon tagelang ohne fließend Wasser oder Strom in ihren Wohnungen, bei einer Temperatur von etwa 40 Grad. Eine Waffenruhe, damit sich die Menschen mit dem Nötigsten versorgen können, scheiterte Montagabend schon nach kurzer Zeit.
Das sudanesische Ärztekomitee hat die Konfliktparteien dazu aufgerufen, die Angriffe auf Krankenhäuser, Krankenwagen und medizinisches Personal umgehend einzustellen. Kranke und Verletzte könnten demnach vielerorts nicht mehr behandelt werden. Im Interview mit dem Fernsehsender Al Arabija warnt eine Ärztin: "Das Gesundheitssystem droht zu kollabieren. Auf mehrere Krankenhäuser wurde geschossen. In einigen sind Granaten eingeschlagen. Soweit es möglich war, mussten wir die Patienten evakuieren und schließen."
Panzer rollen durch die Straßen
In Khartum und in vielen anderen Städten im Sudan trauen sich die Menschen nicht auf die Straßen - aus Angst, zwischen die Fronten zu geraten. Auf Social Media sind Videos zu sehen, wie Panzer durch die Straßen rollen und Kampfhubschrauber im Tiefflug über die Dächer hinweg jagen.
"Das medizinische Personal kann aufgrund der aktuellen Situation nicht nach Hause gehen", so die Ärztin gegenüber Al Arabija, es gebe keine Polizei auf der Straße, die für Ordnung sorgt. "Wir müssen bestimmte Korridore sichern, damit wir zu den Patienten können und das medizinische Personal ausgetauscht werden kann."
Und ein Reporter schildert, dass es Rettungskräften bisher nicht gelungen sei, Verwundete zu erreichen. "Auch die vielen Leichen, die noch dort liegen, wo gekämpft wird, können durch die Ärzte nicht erreicht und abtransportiert werden."
Heftige Gefechte seit drei Tagen
Mittlerweile drei Tage in Folge bekämpfen sich die sudanesischen Streitkräfte und die sogenannten "Rapid Support Forces" - kurz RSF. Eigentlich hätte die RSF ins Militär integriert werden sollen - ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu einer zivilen Übergangsregierung.
Militär und die Paramilitärs der RSF hatten vor anderthalb Jahren im Sudan geputscht, aber versprochen, die Macht wieder zurückzugeben. Doch wie das genau ablaufen soll, darüber scheint jetzt ein erbitterter Machtkampf ausgebrochen zu sein.
Und nach einem baldigen Ende der Auseinandersetzungen sieht es aktuell nicht aus. Denn derzeit scheinen die beiden Akteure zu keinem Kompromiss bereit. Viele befürchten, dass der Sudan jetzt in einen langwierigen Bürgerkrieg abrutschen könnte. Hilfsorganisationen fordern deshalb die internationale Gemeinschaft auf, mehr Druck auf die Konfliktparteien ausüben. Damit der Krieg im Herzen des Sudans vielleicht doch noch ein baldiges Ende findet.