Eine schwarze Flagge mit weißer Schrift liegt zusammengerollt auf dem Boden hinter einem Pick-up-Truck, den ein Mann in eine Menschenmenge auf der Bourbon Street in New Orleans fuhr.
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Anschlag in New Orleans Was über den Attentäter bekannt ist

Stand: 02.01.2025 20:27 Uhr

Nach dem Attentat in New Orleans mit 14 Toten gehen die Behörden von einem islamistischen Hintergrund aus. Der mutmaßliche Täter war demnach US-Bürger und Afghanistan-Veteran. Was ist sonst über ihn bekannt?

Mitten in der Silvesternacht fährt ein Pick-up-Truck in New Orleans Ausgeh- und Touristenviertel French Quarter in eine Menschenmenge. 14 Menschen werden getötet, zahlreiche weitere verletzt. Auch der mutmaßliche Täter ist tot - er wurde von der Polizei erschossen. Was ist über ihn und sein Motiv bekannt?

Michael Götschenberg, ARD-Terrorismusexperte, über mögliche Zugehörigkeit des Täters zum IS

tagesschau24, 02.01.2025 17:00 Uhr

Wer war der Mann?

Wie die Behörden mitteilten, handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um den 42-jährigen Shamsud-Din J. - einen im Land geborenen US-Bürger aus Texas. Zuletzt arbeitete er dort offenbar als Immobilienmakler.

Zuvor hatte er jahrelang in der US-Armee gedient. In einem inzwischen gelöschten YouTube-Video, in dem J. 2020 Werbung für sein Immobilienunternehmen machte, sagte er, er habe immer in Texas gelebt, "mit Ausnahme der zehn Jahre, in denen ich für die US-Armee tätig war".

Die Bundespolizei FBI bestätigte, dass J. US-Soldat war. Laut Pentagon arbeitete er von 2007 bis 2015 im Personalmanagement und als IT-Fachmann für die US-Armee und war danach bis 2020 Reservist. Ein Armeesprecher sagte, J. habe von Februar 2009 bis Januar 2010 in Afghanistan gedient und am Ende seines Dienstes den Rang eines Feldwebels gehabt.

Die Nachrichtenagentur AFP schreibt unter Berufung auf die Georgia State University, dass J. dort von 2015 bis 2017 studiert und einen Bachelor-Abschluss im Fach Computersysteme gemacht habe.

War J. der Polizei bekannt?

Die New York Times veröffentlichte Strafregister, aus denen hervorgeht, dass J. zweimal wegen kleinerer Delikte angeklagt wurde: 2002 wegen Diebstahls und 2005 wegen Fahrens ohne gültigen Führerschein. Demnach wurden ihm dafür Strafen in Höhe von jeweils 100 US-Dollar auferlegt.

Was wissen die Ermittler über sein Privatleben?

Wie die New York Times weiter berichtet, war J. zwei Mal verheiratet und zweifacher Vater. Seine zweite Ehe wurde demnach 2022 geschieden. Laut Gerichtsunterlagen hatte J. in dieser Zeit finanzielle Probleme. So gab er an, er sei mit Hausabzahlungen um 27.000 US-Dollar im Verzug, habe 16.000 US-Dollar an Kreditkartenschulden und wolle die Scheidung schnell abwickeln.

Zu dem Zeitpunkt verdiente J. den Unterlagen zufolge etwa 10.000 US-Dollar pro Monat bei der Beraterfirma Deloitte.

Gibt es Hinweise auf ein Tatmotiv?

Die Ermittler haben inzwischen bestätigt, dass im Tatfahrzeug neben Waffen und selbstgebauten Sprengsätzen eine IS-Flagge gefunden wurde. Das FBI geht davon aus, dass der 42-Jährige sich im vergangenen Sommer dem sogenannten Islamischen Staat (IS) angeschlossen hat.

Während seiner Fahrt von Houston nach New Orleans veröffentlichte der Täter fünf Videos. In einem davon sagte er, dass er zunächst seine Familie und Freunde habe töten wollen. Er erhoffe sich jedoch von dem Anschlag in New Orleans eine größere mediale Aufmerksamkeit für den "Kampf zwischen Gläubigen und Nicht-Gläubigen".

Fiel J. zuvor wegen Radikalisierung auf?

Die New York Times zitierte den mutmaßlichen Bruder des Mannes mit den Worten, dieser sei "wirklich ein Schatz, ein netter Kerl, ein Freund, wirklich klug, fürsorglich" gewesen. J. sei schon in jungen Jahren zum Islam konvertiert. Seine nun verübte Tat in New Orleans repräsentiere hingegen nicht den Islam: "Das ist mehr eine Form der Radikalisierung, keine Religion."

Ein Jugendfreund sagte der Zeitung, J. sei ein Mensch gewesen, der "keine Probleme machte". Er sei "nie bedrohlich gewesen, aber man konnte sehen, dass er wirklich intensiv geworden ist, was seinen Glauben angeht", zitierte die New York Times.

Gibt es einen Zusammenhang zur Cybertruck-Explosion in Las Vegas?

Zunächst hatten Ermittler geprüft, ob der Anschlag in New Orleans im Zusammenhang zur Explosion eines Tesla-Cybertrucks vor einem Trump-Hotel in Las Vegas stehen könnte. Die Vorfälle ereigneten sich nur wenige Stunden nacheinander.

Auch der Fahrer des Teslas war Soldat, allerdings ein noch aktiver und kein Veteran, wie mehrere US-Offizielle gegenüber der Nachrichtenagentur AP angaben. Das FBI bestätigte, dass er Teil der Eliteeinheit der Green Berets war. Die Green Berets sind die dienstälteste Spezialeinheit der US-Armee und unter anderem für Terrorismusbekämpfung im Einsatz. Der Sender CBS berichtete unter Berufung auf Ermittler, der 37-Jährige sei in Deutschland stationiert gewesen und habe zum Zeitpunkt seines Todes Urlaub gehabt, den er in Colorado verbracht habe. Der Fahrer hatte dem FBI zufolge eine Schussverletzung, als der Wagen explodierte. Er starb, sieben weitere Menschen wurden verletzt.

Eine Verbindung erschien naheliegend, weil beide einige Zeit auf dem Stützpunkt Fort Bragg gedient hatten. Heute heißt er Fort Liberty. Man sehe bislang aber keine Überschneidung der Dienstzeiten der beiden Männer in Fort Bragg, teilte das FBI mit.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 01. Januar 2025 um 18:00 Uhr.