Nach Schüssen auf Ex-US-Präsidenten Was über das Attentat auf Trump bekannt ist
Ex-US-Präsident Trump ist nur knapp einem Mordanschlag entgangen. Das Attentat wurde kurz vor dem Nominierungsparteitag der Republikaner für die Präsidentschaftskandidatur verübt. Was ist passiert - und wie ist die aktuelle Lage?
Kurz vor dem Nominierungsparteitag der Republikaner ist auf Ex-US-Präsident Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung ein Attentat verübt worden. Trump wurde dabei am Ohr verletzt. Der Attentäter und ein Zuschauer wurden getötet.
Wie lief die Tat ab?
Der Vorfall ereignete sich direkt zu Beginn der Wahlkampfveranstaltung in der Kleinstadt Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania. Trump begann gerade mit seiner Rede, als um 18.08 Uhr Ortszeit (00.08 Uhr MESZ) plötzlich Schüsse fielen.
Trumps Rede wurde von vier kurz hintereinander abgefeuerten Schüssen unterbrochen. Der Ex-Präsident ging daraufhin zunächst hinter dem Rednerpult in Deckung, während Sicherheitsbeamte zu ihm eilten und ihn abschirmten. Kundgebungsteilnehmer schrien und warfen sich auf die Erde.
Trump stand umringt von Sicherheitsbeamten wieder auf, rund um sein rechtes Ohr war Blut zu sehen. Wiederholt ertönten Rufe wie "Runter!", bevor ein fünfter und sechster Schuss fielen und zusätzliche Sicherheitsbeamte zur Bühne eilten. Etwa eine Minute nach Beginn des Vorfalls war Trump erneut abgeschirmt von Sicherheitskräften zu sehen. Ein paar Sekunden später reckte Trump kämpferisch seine Faust in Richtung der Menge, die mit Jubel reagierte. Als der Ex-Präsident von der Bühne geleitet wurde, skandierten die Zuschauer "USA!".
Der mutmaßliche Schütze feuerte von dem Dach eines der Sprecherbühne gegenüberliegenden Gebäudes auf Trump.
Der Secret Service teilte mit, der Angreifer habe "mehrere Schüsse von einer erhöhten Position" außerhalb des Versammlungsortes abgefeuert. Der Schütze sei daraufhin "neutralisiert" worden.
Das Online-Portal TMZ veröffentlichte ein Video, das den Schützen zeigen soll. Auf dem Video ist ein mit einem Gewehr bewaffneter Mann zu sehen, der auf einem Dach auf dem Bauch liegt.
Wer ist der Täter?
Das FBI identifizierte den Schützen als den 20-jährigen Thomas Matthew Crooks aus Pennsylvania. Crooks wurde kurz nach dem Mordversuch an Trump von Sicherheitskräften getötet. Nach Angaben der Ermittler stammt Crooks aus Bethel Park, einer Stadt rund 70 Kilometer südlich von Butler, wo die Wahlkampfveranstaltung stattfand.
Nach Einschätzung von Ermittlern hat offenbar Crooks' Vater die Tatwaffe, ein halbautomatisches Gewehr vom Typ AR-15, erworben. Der Kauf sei mindestens sechs Monate her, teilten zwei Beamte der Strafverfolgung der Nachrichtenagentur AP mit. Es werde noch geprüft, wann und wie der Schütze an die Waffe kommen konnte.
Nach Medienberichten soll sowohl in Crooks' Haus als auch in seinem Auto Sprengstoff gefunden worden sein. Die New York Times sprach von zwei "Sprengsätzen" im Auto des Schützen und einem dritten Fund am Wohnort. Auch das Wall Street Journal sprach von Sprengsätzen. Der Sender CNN schrieb von "explosivem Material", also Sprengstoff, und wieder andere Quellen von Teilen für den Bau von Bomben.
Gibt es schon Erkenntnisse über das Tatmotiv?
Laut FBI ist Crooks' Motiv noch unklar. Im Wählerverzeichnis war der Attentäter als Wähler der oppositionellen Republikaner registriert - der Partei von Trump.
Wie aus Unterlagen der Wahlkommission hervorgeht, spendete Crooks im Alter von 17 Jahren 15 Dollar an eine politische Gruppierung, die Geld für linksgerichtete Politiker und Vertreter der Demokratischen Partei von Präsident Joe Biden sammelt. Crooks hätte am 5. November erstmals bei einer Präsidentenwahl seine Stimme abgeben können.
Crooks' Vater sagte im Sender CNN, er versuche herauszufinden, was passiert sei. Er wolle erst über seinen Sohn reden, nachdem er mit Ermittlern gesprochen habe.
Laut Medienberichten lassen sich in den sozialen Netzwerken keine Online-Posts von Crooks identifizieren. Anfragen der Nachrichtenagentur Reuters an Meta, ob Botschaften oder Stellungnahmen des Täters zum Attentat wegen deren Inhalten gelöscht worden seien, wurden nicht beantwortet.
Wie war die Lage kurz vor dem Attentat?
Mehrere Augenzeugen gaben an, sie hätten den Schützen vor dem Attentat gesehen und die Behörden alarmiert. Der Trump-Anhänger Ryan Knight sagte, er habe den Angreifer auf einem Gebäude außerhalb des Veranstaltungsgeländes gesehen.
Die örtliche Polizei teilte mit, sie habe "auf eine Reihe von Berichten über verdächtige Aktivitäten reagiert", nannte aber zunächst keine weiteren Einzelheiten. Laut US-Medien war der Angreifer mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ AR-15 bewaffnet.
Gibt es weitere Opfer?
Außer dem Schützen starb nach Behördenangaben auch ein Mann aus dem Publikum, zwei weitere Männer wurden schwer verletzt. Laut dem Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, handelt es sich bei dem Toten um den 50-jährigen Corey Comperatore, ein Feuerwehrmann aus Pennsylvania.
"Corey war ein eifriger Unterstützer des ehemaligen Präsidenten und freute sich sehr, gestern Abend mit ihm in der Gemeinde zu sein", sagte der Gouverneur auf einer Pressekonferenz. Von Coreys Frau ließ Shapiro ausrichten, dass Corey "als Held gestorben ist". Informationen über die Identität und den Gesundheitszustand der beiden Verletzten liegen noch nicht vor.
Wie geht es Trump?
Nach der Tat teilte Trumps Team mit, der Ex-Präsident sei wohlauf. Auf seiner Online-Plattform Truth Social erklärte Trump den Vorfall um 20.42 Uhr Ortszeit mit den Worten: "Ich wurde von einer Kugel getroffen, die den oberen Teil meines rechten Ohrs durchbohrte."
Er habe sofort gewusst, "dass etwas nicht stimmte, denn ich hörte ein zischendes Geräusch, Schüsse und spürte sofort, wie die Kugel die Haut durchschlug", schilderte er den Moment nach den Schüssen.
Trump wurde zur Untersuchung in ein örtliches Krankenhaus gebracht, bevor er nach New Jersey flog, wo er die Nacht in seinem Golfklub in Bedminister verbringen wollte.
Wie wird das Attentat eingeordnet?
Das FBI zeigte sich überrascht darüber, wie viel Freiraum der Schütze offenbar hatte. Es sei "erstaunlich", dass der Schütze so viele Schüsse habe abgeben können, räumte der zuständige Spezialagent Kevin Rojek vom FBI-Büro in Pittsburgh vor Reportern ein. Alle Einzelheiten zum Tathergang würden im Laufe der Ermittlungen herauskommen.
Auf die Reporterfrage, ob Strafverfolgungsbehörden erst mitbekommen hätten, dass ein Schütze auf dem Dach gewesen sei, als Schüsse gefallen seien, entgegnete Rojek: "Das ist unsere Einschätzung zu diesem Zeitpunkt." Vor dem Zwischenfall habe es keine konkreten Hinweise auf eine Bedrohung gegeben.
Die Staatspolizei von Pennsylvania erklärte, der Secret Service sei für die Überwachung des Veranstaltungsortes verantwortlich gewesen. Auch die Frage, ob irgendetwas am Gelände es besonders erschwert habe, den Kundgebungsort zu sichern, verwies George Bivens von der Staatspolizei an den Secret Service, dessen Vertreter bei dem Pressetermin jedoch nicht anwesend waren.
Pennsylvanias Gouverneur Josh Shapiro erklärte, Trump habe unter dem Schutz des Secret Service gestanden - mit Unterstützung der Staatspolizei von Pennsylvania. Er wolle nicht darüber spekulieren, "wie knapp" es für Trump gewesen sei, sagte Bivens.