Experte zur Biden-Kandidatur "Beste der mittelmäßigen Alternativen"
Biden will noch einmal für das Präsidentenamt kandidieren - mit 80 Jahren. Im Interview mit den tagesthemen führt der Politikwissenschaftler Mounk aus, warum Biden gerade wegen seines Alters und seiner moderaten Art Chancen haben könnte.
Joe Biden will im Weißen Haus bleiben - nun ist seine Bewerbung um die erneute Präsidentschaftskandidatur der Demokraten offiziell. Und trotz seines hohen Alters könnte der 80-Jährige durchaus eine Chance haben, von seiner Partei aufgestellt zu werden, erwartet Yascha Mounk, Politikwissenschaftler und Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit" im Interview mit den tagesthemen.
Allerdings wäre eine erneute Kandidatur aus Sicht Mounks "eine Art Hypothek" - vor allem mit Blick auf das Alter Bidens. Sollte es erneut zum Duell zwischen Donald Trump, derzeit 76 Jahre alt, und Biden kommen, würde damit das "älteste Anwärterfeld in der Geschichte der USA" ins Rennen um die Präsidentschaft gehen. Am Wahlabend wäre Biden 82 Jahre alt, im Falle einer Wiederwahl wäre er am Ende der zweiten Amtszeit 86 Jahre.
Die Schwäche könnte zur Stärke werden
Doch bei aller Sorge vor den Herausforderungen des Amts für einen Mann dieses Alters ist Biden gerade in seinen ersten beiden Jahren an der Staatsspitze doch ein "relativ erfolgreicher Präsident", so Mounk.
Zudem sind laut Mounk derzeit beide Parteien der USA - sowohl die Republikaner als auch die Demokraten - zum Teil stark durch die politisch extremen Lager geprägt. Und da könnte Biden, der weiterhin moderat erscheine und "mit dem Durchschnittsamerikaner weiterhin gut umgehen können", einen Vorteil genießen - paradoxerweise könne gerade so sein hohes Alter nicht nur Schwäche, sondern auch Stärke sein.
Ja zu Biden - "mit der geballten Faust in der Tasche"
Mounk räumt Biden außerdem gute Chancen ein, 2024 die breite Koalition innerhalb der eigenen Partei erneut zusammenzuhalten. Schon bei der vergangenen Wahl sei er nicht den Stimmen aus dem extrem linken Lager hintergejagt wie andere Kandidaten. Er habe dank seiner moderaten Art bei den Vorwahlen die Nase vorn gehabt. Auch wegen des Wunsches der Wählerinnen und Wähler, eine Wiederwahl Trumps zu verhindern. Doch aus eben diesen Gründen könnten auch Anhänger aus den extremen Lagern der Demokraten erneut für Biden stimmen - "mit der geballten Faust in der Tasche".
Ein weiterer Fakt, der für Biden spricht: Den Demokraten fehlt es an "wirklich glaubhaften Alternativen" für die Kandidatur. Das Szenario von Biden als "Interimspräsident" war für Mounk von Anfang an nicht realistisch. Zu lange hatte Biden nach dem Amt gestrebt, hatte er sich doch schon für die Präsidentschaftswahl 1988 erstmals als Kandidat beworben. Doch andere Hoffnungsträger - wie etwa Vizepräsidentin Kamala Harris - liegen in aktuellen Umfragen in Sachen Beliebtheit hinter dem amtierenden Staatschef. Und so bleibe Biden "die beste von vielen mittelmäßigen Alternativen".