Reaktionen auf Biden-Bewerbung Nicht gerade elektrisiert
Noch einmal Trump schlagen - dieses Ziel dürfte ein Antrieb für die erneute Bewerbung von Joe Biden um die Präsidentschaftskandidatur sein. Dass er es kann, hat er bewiesen. Und dennoch fielen die Reaktionen auf seine Kandidatur gedämpft aus.
Es war ein Heimspiel: Joe Bidens erster öffentlicher Auftritt nach der Ankündigung seiner erneuten Kandidatur fand vor Gewerkschaftern in Washington statt. "Unser Wirtschaftsprogramm wirkt", so Biden, "jetzt müssen wir den Job zu Ende bringen!" Da war er schon herauszuhören, der Wahlkampfslogan für 2024: "Finish the Job!"
Erwartungsgemäß zündete der Slogan bei den Arbeitnehmervertretern: Wie bestellt unterbrachen sie den Präsidenten, der seine Arbeitsmarktpolitik anpries. Und skandierten ihren Wunsch nach weiteren vier Biden-Jahren.
Lautes Schweigen
Die durchschaubare Inszenierung konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch das demokratische und gewerkschaftsnahe Amerika nicht gerade elektrisiert ist von Bidens zweitem Anlauf. Auffällig war, dass sich gestern kaum prominente Parteifreunde des frischgebackenen Kandidaten zu Wort meldeten. Immerhin: Pete Buttigieg, Bidens Verkehrsminister, 2020 selber Präsidentschaftskandidat, äußerte sich bei CNN zu einer aktuellen Umfrage, nach der 70 Prozent aller Amerikaner nicht finden, dass Biden noch mal antreten sollte.
Als Minister könne er sich nicht zum Wahlkampf äußern, winkte Buttigieg diplomatisch ab, und er wolle auch "nicht den Experten geben". Aber so viel sagte er dann doch: "Diese Regierung kann eine außergewöhnliche Leistungsbilanz vorweisen!"
Die sich abzeichnende Linie
Damit wollen die Amtsinhaber punkten: Biden ist mehr als nur ein Übergangspräsident, der nach Trump die Wogen glättet. Biden ist einer, der das Land zum Guten verändert. Erst wenn das vollbracht ist, folgt der Generationswechsel, argumentierte auch die Politikberaterin der Demokraten, Celinda Lake, auf PBS.
Die Demokraten hätten viele in ihren Reihen, die 2024 gewinnen könnten, meint Lake, aber auch "einen richtig guten Präsidenten, der schon einmal Donald Trump geschlagen hat!" Amerikas Demokraten gehen offenbar fest davon aus, dass Trump erneut von seiner Partei nominiert wird.
Und der tut’s auch: "Vor dem Hintergrund so einer katastrophalen und gescheiterten Präsidentschaft ist es eigentlich unfassbar, dass Biden überhaupt an Wiederwahl denkt", ätzte Trump gestern in einer Videobotschaft. Und so stellt sich Amerika allmählich darauf ein, kommendes Jahr eine Neuauflage des Matches Biden gegen Trump zu erleben.
Und DeSantis?
Verhindern kann das vor allem Trumps gewichtigster innerparteilicher Rivale, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, dem die Kandidatur bislang jedoch nur nachgesagt wird. Bidens Parteifreund Chris Coons, Senator aus Delaware, erinnerte auf CNN daran, dass DeSantis bislang vor allem im Kulturkampf aktiv ist.
Damit entzücke er die ultra-rechte Parteibasis, argumentiert Coons, aber spreche kaum die skeptischen, unabhängigen Wechselwähler der Vorstädte an. Genau die hatten sich 2020 von Trump abgewendet und Biden ins Amt gebracht.