Nach Kritik und Reformen Comeback für die Golden Globes
Zu weiß, wenig divers, zu intransparent: An den Golden Globes gab es viel Kritik, zuletzt wurde die Preisverleihung nicht mal im Fernsehen gezeigt. Nach Reformen sind die Golden Globes jetzt zurück.
Der Moderator des Abends, der schwarze Comedian Jerrod Carmichael, redet gar nicht drumherum: "Ich moderiere hier, weil ich schwarz bin." Und er erzählt in seiner Eröffnung von dem Moment, in dem er erfährt, dass er die Golden Globes präsentieren soll. "Im einen Moment stehst du in der Küche und machst dir Pfefferminztee, im nächsten bist du das schwarze Gesicht einer umstrittenen weißen Organisation."
Die wichtigsten Filmpreise nach den Oscars hatten im letzten Jahr kein Publikum und keine TV-Übertragung. In der Jury saß zum Beispiel kein einziges schwarzes Mitglied.
Etliche Reformen und Veränderungen
Vieles habe sich geändert, sagte vor der Verleihung die deutsche Präsidentin des Verbands der Auslandspresse in Hollywood, Helen Hoehne, dem Sender NPR: "Wir haben neue Richtlinien eingeführt und viele Konflikte beseitigt. Wir haben ein neues Beschwerdeverfahren mit einer vertraulichen Hotline eingeführt." Außerdem wurde die Jury erweitert, sie sei jetzt deutlich weiblicher, internationaler, diverser.
Viele Stars sind in diesem Jahr wieder da: Steven Spielberg gewinnt mit "The Fabelmans" gleich zwei Preise. Der Film ist das beste Drama. Dazu holt Spielberg sich seinen dritten Regie-Globe.
Eddie Murphy für Lebenswerk ausgezeichnet
Eddie Murphy gewinnt einen Sonderpreis für sein Lebenswerk und gibt Tipps für eine erfolgreiche Karriere im Showgeschäft: "Steuern zahlen, sich um die eigenen Angelegenheiten kümmern und lieber nicht den Namen von Will Smiths Frau in den Mund nehmen."
Aber nicht alle holen sich ihren Preis persönlich ab. Cate Blanchett zum Beispiel lässt sich entschuldigen: Dreharbeiten. Sie gewinnt als beste Schauspielerin in einem Filmdrama. Der nominierte Schauspieler Brendan Fraser hat aus Protest schon vorher abgesagt.
Eddie Murphy wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Ein Comeback nach 30 Jahren
Trotzdem gibt es emotionale Momente. Gleich in der ersten Dankesrede: Ke Huy Quan gewinnt als bester Nebendarsteller in "Everything Everywhere All at Once": Als Kind hat er bei "Indiana Jones" mitgespielt und bedankt sich jetzt, dass man sich nach 30 Jahren wieder an ihn erinnert habe.
Spielte als Kind in Indiana Jones: Ke Huy Quan.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankt sich per Videobotschaft für die Solidarität mit seinem Land.
Was sich nicht geändert hat bei den Golden Globes: Zu lange Dankesreden sind unerwünscht. Der indische Songtexter Chandrabose gewinnt in der Kategorie Bester Originalsong und wird in seiner Rede von einem immer lauter werdenden Piano von der Bühne gebeten.
Colin Farrell bedankt sich in seiner Rede bei seiner Filmpartnerin, der Eseldame Jenny. Es ist sein dritter Globe, in diesem Jahr für die beste Hauptrolle in einer Komödie, nämlich "The Banshees of Inisherin". Der irische Film war acht Mal nominiert und holte drei Preise, auch den für den besten Comedyfilm.
Es geht um das Ende einer irischen Männerfreundschaft. Die wird einseitig gekündigt, und zwar ziemlich deutlich.
Auch Serien werden berücksichtigt
Anders als bei den Oscars werden bei den Golden Globes auch Serien ausgezeichnet. Drei Globes holt "Abbott Elementary". Und in "The White Lotus" geht es um einen Horrortrip in ein Luxushotel: Dafür gibt es den Golden Globe für die beste Miniserie.
Die ganz großen Gewinner sind aber wahrscheinlich die Golden Globes selbst: Dass es sie überhaupt noch gibt.