Ein Hubschrauber wirft Wasser auf ein Feuer in Los Angeles.

Waldbrände rund um Los Angeles "Verheerendste Brände" der kalifornischen Geschichte

Stand: 10.01.2025 04:26 Uhr

Rund um Los Angeles wüten weiterhin mehrere Brände. US-Präsident Biden spricht von den "verheerendsten Bränden" der kalifornischen Geschichte. Die Zahl der Toten steigt, mehr als 300.000 Menschen mussten sich in Sicherheit bringen.

Die genaue Zahl der Toten bei den Bränden im Großraum Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien ist weiterhin nicht ganz klar. Die Behörden meldeten laut US-Medien ein weiteres Todesopfer. Die Person sei im sogenannten "Palisades Fire" ums Leben gekommen, dem derzeit größten der fünf Brände im Großraum der Westküsten-Metropole, berichteten Medien übereinstimmend unter Berufung auf die Feuerwehr.

Über die Gesamtzahl der Toten gibt es aber unterschiedliche Angaben: Der Sender CNN sprach von sieben Opfern, der Sender NBC von sechs. Die meisten kamen demnach beim sogenannten "Eaton Fire" nahe Pasadena ums Leben. Auch der Küstenort Malibu meldete einen ersten Todesfall.

Bislang war von mindestens fünf Todesopfern die Rede. Sheriff Robert Luna aus dem Bezirk Los Angeles hatte am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) bestätigt, dass bei den beiden Großbränden "Palisades Fire" und "Eaton Fire" mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen seien. Stunden zuvor hatte er erklärt, die Zahl der Todesopfer könnte weiter steigen.

Brennpunkt: Feuer in Kalifornien

Brennpunkt, 09.01.2025 20:15 Uhr

"Palisades Fire" brennt auf 8.000 Hektar

Die Situation rund um die beiden größeren Feuer, die nun seit rund zwei Tagen aktiv sind, bleibt schwierig. Die Feuerwehr kämpft mit großem Einsatz gegen die Brände. Insgesamt wurden mehr als 7.500 Einsatzkräfte mobilisiert. Auch etwa 400 Mitglieder der kalifornischen Nationalgarde sind zur Verstärkung bei der Brandbekämpfung im Einsatz.

Das Feuer im und rund um das Promi-Viertel Pacific Palisades am Westrand von Los Angeles bleibt unberechenbar und ist schwer zu bekämpfen. Dort brennt es nach Angaben der Feuerwehr aktuell auf einer Fläche von rund 8.000 Hektar. Es breitet sich inzwischen auch im Hinterland mit steilen Bergrücken und felsigen Canyons aus. Dorthin gibt es nur wenige, in der Regel unbefestigte Wege, das steile Gelände erschwert die Arbeit der Feuerwehrleute.

"Eaton Fire" weiterhin nicht eingedämmt

Das "Eaton Fire" nahe Pasadena ist nach Angaben der Feuerwehr inzwischen auf mehr als 5.500 Hektar angewachsen. "Das Eaton-Feuer ist weiterhin zu null Prozent eingedämmt", betonte der Chef der Bezirks-Feuerwehr, Anthony Marrone. Allerdings habe sich die Ausbreitung aufgrund nachlassender Winde "deutlich verlangsamt". Die nationale US-Wetterbehörde warnte jedoch davor, dass eine "bedeutende Ausbreitung" der Brände wahrscheinlich bleibe.

Außerdem brach ein weiteres Feuer aus: Das sogenannte "Kenneth Fire" breite sich im Gebiet der West Hills und Hidden Hills zwischen Los Angeles und Ventura aus und bewege sich gefährlich schnell auf Wohnhäuser in der hügeligen Region zu, teilte die Feuerwehr mit. Angetrieben von starken Winden brenne das Feuer bereits auf einer Fläche von rund 320 Hektar, hieß es.

Topografische Karte Kalifornien mit Santa Clarita, Altadena, Pasadena, Hollywood Hills, Pacific Palisades und Flughafen LAX

Rund um die Metropole Los Angeles wüten mehrere Großfeuer.

Entwarnung beim "Sunset Fire"

Zumindest von einem der Großbrände gibt es positive Nachrichten: In den Hollywood Hills gaben die Behörden eine erste vorsichtige Entwarnung. "Die Feueraktivität hat sich verringert", teilte das zuständige Sheriff-Büro mit. Das Feuer brenne nun hauptsächlich auf einer kleinen, von der Feuerwehr begrenzten Fläche. Evakuierungsanordnungen für den Stadtteil wurden aufgehoben.

Die Flammen hatten sich Medienberichten zufolge schnell in Richtung des berühmten Hollywood Boulevards ausgebreitet. Löschflugzeuge waren im Dauereinsatz, damit die Flammen nicht weiter auf das dicht besiedelte Hollywood übergriffen.

Biden: Brände "verheerendste" in der Geschichte Kaliforniens

Die Brände im Großraum Los Angeles sind nach Angaben von US-Präsident Joe Biden die schlimmsten in der Geschichte Kaliforniens. Der Demokrat, der nur noch wenige Tage im Amt ist, wurde am Donnerstagabend (Ortszeit) gemeinsam mit Vizepräsidentin Kamala Harris erneut zur Lage unterrichtet. Er teilte im Zuge dessen auch mit, dass bislang bereits 360.000 Menschen aus den am stärksten betroffenen Gebieten in Sicherheit gebracht wurden.

Auch die Feuerwehr von Los Angeles beschreibt die Lage mit drastischen Worten: Die Brände seien "eine der zerstörerischsten Naturkatastrophen" in der Geschichte der Millionenmetropole an der US-Westküste. Insgesamt haben die Brände rund um Los Angeles bereits eine Fläche von rund 116 Quadratkilometern verwüstet - das entspricht in etwa der Größe der Stadt San Francisco.

Vizepräsidentin Harris hat wegen der Feuerkatastrophe ihren geplanten Deutschland-Besuch abgesagt. Ursprünglich wollte sie am 17. Januar die Air Base Spangdahlem in der Eifel besuchen und dort auch mit US-Soldaten sprechen. Sie wolle in den USA bleiben, um die Hilfsmaßnahmen der Regierung zu unterstützen, teilte das Weiße Haus mit.

Festnahmen wegen Plünderungen

Zusätzlich zu den Bränden sorgen auch noch Kriminelle für Probleme. Gegen sie soll hart vorgegangen werden. "Mitten in der Notlage haben wir alle gesehen, wie Menschen in gefährdeten Gebieten in Häuser eingebrochen sind und diese geplündert haben. Das ist schlichtweg inakzeptabel", sagte Kathryn Barger vom Verwaltungsbezirk Los Angeles. Die Polizei habe bereits 20 Menschen festgenommen.

In Richtung der Plünderer fügte Barger an: "Ich verspreche Ihnen, dass Sie zur Rechenschaft gezogen werden. Schande über diejenigen, die unsere Bewohner in dieser Krisenzeit überfallen."

10.000 Gebäude zerstört

Rund um Los Angeles sind seit Dienstag insgesamt fünf große Brände ausgebrochen. Die Ursache ist noch ungeklärt. Im Süden Kaliforniens hat es seit mindestens acht Monaten so gut wie gar nicht mehr geregnet. Bäume und Sträucher sind vertrocknet. Hinzu kommen die saisonal typischen starken Santa-Ana-Winde, die die Flammen rasch vorantreiben. Mit Geschwindigkeiten von über 100 Kilometern pro Stunde wurden die Brände angefacht und konnten sich explosionsartig ausbreiteten.

Die Folgen sind verheerend: Etwa 10.000 Gebäude sind den verheerenden Waldbränden in Los Angeles bereits zum Opfer gefallen. Nach Angaben von Feuerwehr-Chefin Kristin Crowley verbrannten allein im dem noblen, am Nordwestrand von Los Angeles gelegenen Viertel Pacific Palisades mehr als 5.300 Häuser. Ganze Straßenzüge liegen in Schutt und Asche. Mehr als 100.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, unter ihnen zahlreiche Hollywood-Größen und Prominente der Unterhaltungsbranche.

Auch die Zahl der bisher zerstörten oder beschädigten Gebäude durch das "Eaten Fire" nahe Pasadena ist weiter deutlich angestiegen. Schätzungen der Feuerwehr zufolge sind bisher etwa 4.000 bis 5.000 Strukturen betroffen, darunter Ein- und Mehrfamilienhäuser, Gewerbeobjekte und Fahrzeuge.

Mit Informationen von Reinhard Spiegelhauer, ARD-Studio Los Angeles

"Es ist wirklich nichts mehr übrig", Gudrun Engel, ARD Washington, zzt. Los Angeles, mit Details zu den Bränden in Kalifornien

tagesschau, 09.01.2025 20:00 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 10. Januar 2025 um 04:56 Uhr.