NATO-Gipfel zu Ukraine "Trump-sichere" Hilfen und ein "unumkehrbarer Weg"
Auf ihrem Gipfel haben die NATO-Staaten der Ukraine weitere Milliardenhilfen zugesagt. Auch für den Fall, dass Trump erneut US-Präsident wird, hat das Militärbündnis vorgesorgt. So sollen die Europäer mehr Verantwortung übernehmen.
Die NATO hat bei ihrem Gipfeltreffen in Washington Militärhilfen von 40 Milliarden Euro für die Ukraine beschlossen. Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach von einem "bedeutenden" Hilfspaket. Eine Beitrittseinladung an die Ukraine sprachen die Verbündeten zwar nicht aus, sie sehen das Land laut ihrer Gipfelerklärung aber auf einem "unumkehrbaren Weg" zu einer Mitgliedschaft.
Scharfe Kritik übten die Verbündeten an China wegen seiner Unterstützung für Russland. Die 40 Milliarden Euro für Kiew sollen "innerhalb des nächsten Jahres" fließen, wie es in der in Washington veröffentlichten Gipfelerklärung der Staats- und Regierungschefs heißt.
Keine weiteren Forderungen an Deutschland
Ab dem NATO-Gipfel in Den Haag im kommenden Jahr wollen die Mitgliedsländer überprüfen, ob neue Zusagen für die Ukraine nötig sind. Angerechnet werden danach alle Mittel, die seit dem 1. Januar 2024 geflossen sind. Auf Deutschland kommen laut Diplomaten keine neuen Forderungen zu. Berlin hatte Kiew bereits acht Milliarden Euro für dieses Jahr zugesagt.
Die Bündnis-Partner haben zudem mit der Lieferung von länger zugesagten F-16-Kampfjets an Kiew begonnen. Die Staats- und Regierungschefs beschlossen laut Stoltenberg zudem einen Plan, der die Ukraine-Hilfen auch im Fall eines Siegs von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl sichern soll.
Neues Hauptquartier in Wiesbaden
Die NATO will von einem neuen Hauptquartier in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden aus ihre Waffenlieferungen an die Ukraine koordinieren sowie die Ausbildung ukrainischer Soldaten in Europa. Das Kommando hat ein Drei-Sterne-General, dem 700 Kräfte unterstehen. Damit übernehmen die Europäer mehr Verantwortung von den USA.
Die von der Ukraine erhoffte Beitrittseinladung erhielt Präsident Wolodymyr Selenskyj auch in Washington nicht. Hauptgrund ist die Furcht der USA und Deutschlands vor einer Konfrontation mit Russland.
Biden-Auftritt mit Spannung erwartet
Zum Abschluss des Gipfels tagen die Staats- und Regierungschefs am Donnerstag mit Selenskyj im NATO-Ukraine-Rat. Danach will US-Präsident Joe Biden als Gipfelgastgeber vor die Presse treten. Der Auftritt wird mit großer Spannung erwartet. Der 81-Jährige ist seit seinem schwachen Auftritt beim TV-Duell gegen Trump vor rund zwei Wochen mit Forderungen konfrontiert, sich aus dem Präsidentschaftsrennen zurückzuziehen. Er stellt sich nur selten ohne Skript Journalistenfragen.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will sich nach dem Gipfel äußern. Er zeigte sich in Washington bereit, im Fall eines Trump-Siegs bei der US-Präsidentschaftswahl im November mehr Verantwortung in der NATO zu übernehmen. Für Deutschland als größtes europäisches Land im Bündnis versicherte er: "Ich werde dieser Verantwortung gerecht werden."
Starke Botschaft an Peking
"Tiefe Sorge" äußerte die NATO über Chinas enge Beziehungen zu Russland. Die 32 Mitgliedsländer nannten China in ihrer Erklärung einen "entscheidenden Beihelfer" im russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Peking hat den Krieg bisher nicht öffentlich verurteilt und liefert weiter zivil wie militärisch nutzbare Güter an Moskau.
Stoltenberg sprach von der bisher "stärksten Botschaft" an die Volksrepublik, ihre Haltung zu überdenken. Mögliche Sanktionen seien aber Sache der einzelnen Mitgliedsländer. Am Donnerstag treffen die Staats- und Regierungschefs Partnerländer des Asien-Pazifikraums wie Australien und Südkorea.