Nemat "Minouche" Shafik

Nach Gaza-Protesten Präsidentin der Columbia Universität tritt zurück

Stand: 15.08.2024 09:20 Uhr

Mit sofortiger Wirkung hat die Präsidentin der New Yorker Columbia Universität ihren Rücktritt erklärt. Zuvor hatte es Kritik an ihrem Umgang mit propalästinensischen Demonstrationen auf dem Campus gegeben.

Nemat "Minouche" Shafik, die Präsidentin der renommierten Columbia Universität in New York, ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Das verkündete sie in einem per E-Mail an die Universitätsgemeinde gerichteten Schreiben wenige Wochen vor Beginn der Vorlesungen am 3. September. Der Rücktritt folgt auf anhaltende Kritik an ihrem Umgang mit propalästinensischen Demonstrationen auf dem Campus im Frühjahr.

In ihrer etwa einjährigen Amtszeit seien für die Universität wichtige Fortschritte erzielt worden, aber es sei auch eine "Zeit des Aufruhrs" gewesen, erklärte Shafik. Es habe "Drohungen" und "Beleidigungen" gegen sie, Kollegen und Studierende gegeben.

Diese Zeit habe eine "beachtliche Belastung" für ihre Familie und viele in der Universitätsgemeinde dargestellt. Sie habe sich daher nach reiflicher Überlegung während des Sommers zum Rücktritt entschlossen, so Shafik.

Kritik von beiden Seiten

An der Columbia Universität hatte es im Frühjahr massive propalästinensische Proteste gegeben. Auf dem Campus befand sich ein Protestcamp, auch ein Gebäude wurde zeitweise besetzt und beschädigt. Shafik wurde dafür kritisiert, den Protesten zu viel Freiraum zu geben und nicht ausreichend gegen Antisemitismus auf dem Campus vorzugehen.

Die propalästinensische Seite wiederum kritisierte sie, weil sie nach gescheiterten Gesprächen zwischen Universität und Protestierenden letztlich die Polizei rief, um den Campus zu räumen. Es gab zahlreiche Festnahmen.

US-Universitäten im Balanceakt

Die Proteste an vielen Universitäten spiegelten seit Beginn des Gaza-Kriegs im vergangenen Oktober auch die Spaltung der US-Gesellschaft im Nahostkonflikt. Die akademischen Institutionen bemühten sich darum, die Balance zu halten zwischen Meinungsfreiheit und Diskriminierung, dem Recht zum Protest und dem Sicherheitsbedürfnis etwa der jüdischen Minderheit.

Unter anderem wegen des Umgangs mit den Protesten traten auch an den Elite-Universitäten Harvard und Pennsylvania die Chefinnen der Institutionen zurück.

Katrina Armstrong, die Dekanin der medizinischen Fakultät der Columbia Universität, wird der Webseite der Universität zufolge als Interimspräsidentin eingesetzt.