Der amtierende Generalstaatsanwalt und Energieminister Stuart Young und der Minister für nationale Sicherheit Fitzgerald Hinds geben eine Pressekonferenz im Ministerium für nationale Sicherheit in Port of Spain

Zunehmende Bandengewalt Notstand in Trinidad und Tobago ausgerufen

Stand: 31.12.2024 00:48 Uhr

Der Karibikstaat Trinidad und Tobago hat wegen eines Anstiegs tödlicher Bandengewalt den Notstand ausgerufen. Die Polizei befürchtet eine unmittelbar bevorstehende Eskalation. Ein großes Problem ist der einfache Zugang zu mächtigen Schusswaffen.

Die Regierung des Karibikstaats Trinidad und Tobago hat wegen Bandengewalt einen nationalen Notstand ausgerufen. Grund seien Informationen der Polizei, wonach in unmittelbarer Zukunft mit einer Eskalation der Vergeltungsschläge mit großkalibrigen und automatischen Waffen zwischen kriminellen Banden zu rechnen ist, erklärte der kommissarische Generalstaatsanwalt Stuart Young bei einer Pressekonferenz.

"Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir es mit einer Epidemie zu tun haben", sagte der Minister für nationale Sicherheit, Fitzgerald Hinds, auf einer Pressekonferenz. Der Notstand gilt zunächst für 15 Tage, das Parlament kann ihn allerdings verlängern. 

Das für seinen farbenfrohen Karneval bekannte Trinidad und Tobago hat eine der höchsten Mordraten der Welt - 2024 wurden zum zweiten Mal binnen drei Jahren mehr als 600 Morde in einem Jahr registriert. Der Staat, der vor allem aus den zwei Hauptinseln Trinidad und Tobago besteht, hat etwa 1,5 Millionen Einwohner.

Einfacher Zugang zu Waffen befeuert Gewalt

Die Gewalt geht zu einem großen Teil auf Streit zwischen bewaffneten Banden zurück - derzeit vor allem zwischen den Gangs Rasta City und der von ihr abgesplitterten Sixx. Die Banden konkurrieren nach Angaben des Fachportals "Insight Crime" um die Beute unter anderem aus illegalem Glücksspiel, Menschenschmuggel und Raubüberfällen.

Der einfache Zugang zu Waffen befeuere die Gewalt. Am Sonntag wurden in Laventille, einem Vorort der Hauptstadt Port of Spain, fünf Menschen erschossen - laut Young vermuten die Ermittler, dass es sich um einen Vergeltungsschlag einer Bande gegen eine andere für einen Mord am Vortag handelte. 

Durch die Notstandserklärung kann die Polizei nach Angaben von Young unter anderem Personen, Häuser und Fahrzeuge ohne gerichtlichen Befehl durchsuchen und Festgenommene bis zu zwei Tage lang ohne Haftbefehl in Gewahrsam nehmen. Auch soll das Militär zur Unterstützung der Polizei eingesetzt werden. Eine Ausgangssperre wird es laut Young nicht geben. Die Maßnahmen richten sich ihm zufolge vor allem gegen den illegalen Besitz von Schusswaffen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 31. Dezember 2024 um 09:54 Uhr.