U-Ausschuss zu Kapitol-Angriff Ex-Vertraute belasten Trump schwer
Im US-Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das Kapitol haben Zeugen den Ex-Präsidenten schwer belastet. Ex-Justizminister Barr sagte, Trump habe den Bezug zur Realität verloren. Dieser wies die Vorwürfe zurück.
Im Untersuchungsausschuss zur gewaltsamen Erstürmung des US-Kapitols haben mehrere Zeugen den früheren Präsidenten Donald Trump belastet. Eine der schärfsten Stellungnahmen kam von Ex-Justizminister William Barr: Der abgewählte Präsident, Donald Trump, habe ab Ende 2020 die Lüge verbreitet, die Automaten zur Stimmabgabe seien manipuliert worden.
Im Ausschuss ist ein Videomitschnitt von Barrs Aussage zu sehen: "Ich war ernüchtert, denn ich dachte: Oh Mann, wenn er das wirklich glaubt, dann hat er den Bezug zur Realität verloren."
Trotz des Widerspruchs habe Trump an den Verschwörungsgedanken festgehalten. Um seine Anhänger zu halten und um noch mehr Geld zu sammeln, erklärte Ausschussmitglied Zoe Lofgren: "Wir werden auch zeigen, dass Trumps Wahlkampagne die Lüge vom Wahlbetrug nutzte, um bei Unterstützern Hunderte Millionen Dollar einzusammeln. Aber das Geld wurde nicht für Klagen vor Gericht ausgegeben. Die große Lüge war auch große Abzocke."
Trump selbst wies die Vorwürfe in einer zwölfseitigen Erklärung zurück. Dem Ausschuss warf er vor, die amerikanische Justiz zum "Gespött" zu machen und Entlastungszeugen ausgeschlossen zu haben. Er wiederholte auch die Behauptung, durch Wahlbetrug um eine zweite Amtszeit gebracht worden zu sein. Seinem Nachfolger Joe Biden und den Demokraten warf er vor, die USA zu zerstören.
Wahlbetrugslüge von Anfang an
Bei der zweiten öffentlichen Sitzung war der Untersuchungsausschuss in seinen Recherchen bis zu den Anfängen zurückgekehrt. Schon im April 2020 hatte Trump vor Anhängern erklärt, die Wahl könnte gefälscht werden: "Die einzige Möglichkeit, dass wir diese Wahl verlieren, ist Wahlbetrug. Nur in dem Fall können wir verlieren."
Und als in der Wahlnacht kein Gewinner feststand - weil Briefwahlunterlagen in vielen US-Bundesstaaten zuletzt und nicht zu Beginn ausgezählt werden - habe Trumps Anwalt Rudi Giuliani zur Entscheidung gedrängt, erklärt Jason Miller. Miller war damals Wahlkampfberater: "Es gab den Vorschlag, ich glaube er kam von Giuliani, den Sieg zu erklären und zu sagen, wir hätten gewonnen." Wahlkampfleiter Bill Stepien sagt aus, er habe davon abgeraten: "Es war viel zu früh, um solche Ankündigungen zu machen. Es wurde noch ausgezählt - auch in den Tagen danach."
Trump geht gegen Andersdenkende vor
Der Ausschuss versucht zu zeigen, dass Trump trotz der Niederlage nie bereit war, die Macht abzugeben. Ein Vergehen gegen seinen Amtseid.
Als die Anwälte des abgewählten Präsidenten widersprachen, tauschte Trump die Juristen aus. Als Republikaner, wie der damalige Stadtrat von Philadelphia, Al Schmidt, die Lügen als solche benannten, griff Trump zum Smartphone: Schmidt ignoriere den Berg an Korruptionsvorwürfen, schrieb Trump öffentlich bei Twitter. "Nachdem mich der Präsident in einem Tweet anging, wurden Drohungen detaillierter und deutlicher. Das schloss Mitglieder meiner Familie mit ein, deren Namen, deren Alter, unsere Adresse. Das hatte sich mit dem Tweet verändert."
Die Drohungen kamen von Trump Anhängern, die der Meinung waren, den abgewählten Präsidenten verteidigen zu müssen. Kein Einzelfall.
Trumps Juristen bald im Fokus
Zum Ende des Tages spielte der Ausschussvorsitzende Bennie Thompson noch einmal ein Video mit Stimmen vom Sturm aufs Kapitol ein. Sie alle wiederholen die Lüge der gestohlenen Wahl. Verantwortlich dafür ist nach Meinung vieler der abgewählte Präsident. Bei der nächsten Anhörung wird es dann um die Juristen gehen, die Trump darin bestärkten, die Macht nicht abzugeben.