Festnahme nach US-Datenleck Kein Spion - sondern nur ein Angeber?
Ein erst 21-jähriger Militärmitarbeiter soll für das spektakuläre Leak der US-Geheimdokumente verantwortlich sein. In den USA fragen sich viele, wie das passieren konnte - und verhindert werden kann.
Es ist nicht das erste Mal, dass geheime Informationen der US-Regierung an die Öffentlichkeit geraten. Aber dieser aktuelle Fall ist etwas Besonderes. Denn die Quelle ist kein Spion, kein Whistleblower wie Edward Snowden. Hinter den veröffentlichten geheimen Regierungsdokumenten steckt laut Ermittlern ein 21-jähriger Armeeangehöriger aus dem Bundesstaat Massachusetts, der für die Nationalgarde auf einer Militärbasis gearbeitet hat.
Jim Himes, Mitglied des Geheimdienstausschusses im US-Parlament macht das fassungslos. "Wir haben es hier mit einem 21-jährigen Kind zu tun, das seine Freunde beeindrucken wollte, und nicht etwa mit Pekings oder Russlands besten Cyberspionen", sagte er bei CNN. "Hier liegt viel Arbeit vor uns, um dieses System zu reparieren, das immer wieder zulässt, dass Informationen herausdringen."
Das Verteidigungsministerium hat bereits Konsequenzen aus dem Fall gezogen und will in Zukunft weniger Menschen Zugang zu geheimen Informationen geben. "Das war eine vorsätzliche Straftat. Ein Verstoß gegen unsere Richtlinien", so Sprecher Patrick Ryder. Man werde sicherstellen, dass künftig nur Menschen Zugang zu Geheiminformationen bekommen, die ihn auch brauchen. "Wir lernen immer etwas aus solchen Situationen dazu und forschen weiter."
Geheimdokumente in Chatgruppe veröffentlicht
Die geheimen Dokumente soll der 21-Jährige zunächst kopiert, dann zu Hause abfotografiert und in eine Chatgruppe mit rund zwei Dutzend Mitgliedern gepostet haben. Die meisten waren Teenager oder junge Männer, die sich für Videospiele, Waffen und Militär interessieren.
Ein Mitglied der Gruppe erzählte der "Washington Post": "Ich glaube nicht, dass er ein bestimmtes Ziel mit der Veröffentlichung verfolgt hat. Er ist kritisch gegenüber der Regierung eingestellt, aber das ist nichts Ungewöhnliches für die meisten Rechten heutzutage."
Verdächtigem drohen mehrere Jahrzehnte Haft
Nach mehreren Tagen Ermittlung kamen die Behörden dem 21-Jährigen dann auf die Schliche. Polizisten nahmen ihn im Bundesstaat Massachusetts fest. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie FBI-Beamte den jungen Mann in T-Shirt und kurzer Hose abführen.
Auf ihn kommt jetzt ein Strafverfahren zu. Laut US-Justizminister Merrick Garland sind die Vorwürfe unbefugte Entfernung, Aufbewahrung und Übermittlung von Verschlusssachen. Je nach Anklage drohen dem 21-Jährigen im Fall einer Verurteilung mehrere Jahrzehnte im Gefängnis.