Nach Angriff in Jordanien Das Warten auf die US-Reaktion
US-Präsident Biden steht unter Druck: Dass die USA auf den tödlichen Angriff auf ihre Truppen reagieren werden, ist klar. Alles andere ist unklar. Wen wird die Reaktion wie treffen - und welche Folgen wird sie wiederum haben?
Es ist seit Beginn des Kriegs in Nahost der erste Angriff auf US-Truppen in der Region, bei dem US-Soldaten getötet wurden. Drei Tote und mindestens 34 Verletzte gab es nach US-Angaben auf dem Stützpunkt im Norden Jordaniens an der Grenze zu Syrien.
Deshalb ist der Druck auf US-Präsident Joe Biden nun deutlich größer als bisher, eine entschlossene Reaktion zu zeigen. So hatte Biden bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat South Carolina unmittelbar betont: "Wir werden reagieren."
Republikaner drängen auf Schlag gegen Iran
Die Frage ist nun, wie diese Reaktion der USA genau aussehen wird, wann sie erfolgt - und ob dies eine weitere Eskalation bedeutet.
"Wir wollen keinen Krieg mit dem Iran", versicherte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, im Fernsehsender CNN. "Wir wollen keinen größeren Konflikt im Nahen Osten. Alles was der Präsident bisher unternommen hat, hatte das Ziel, zu de-eskalieren, die Spannungen zu reduzieren."
Es sind vor allem Republikaner im US-Kongress, wie Lindsey Graham, Senator aus South Carolina, die nun in schriftlichen Erklärungen fordern, den Iran direkt anzugreifen. Schließlich sei es der Iran, der zahlreiche Milizen in der Region finanziere und mit Waffen beliefere.
Auch der frühere NATO-Oberbefehlshaber in Europa, Wesley Clark, betonte bei CNN, es reiche nun nicht mehr, die Miliz anzugreifen, die die entsprechende Drohne abgefeuert habe. Man müsse "eine Eskalationsstufe höher gehen" und den Verursacher treffen: den Iran.
Warnung vor Ausweitung des Krieges
Kathleen Troia McFarland, in der Amtszeit des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump stellvertretende Nationale Sicherheitsberaterin, riet im Sender Fox News von einem direkten US-Angriff auf den Iran ab: "Wir sollten den Iran nicht direkt angreifen, das wird möglicherweise ein späterer Schritt sein. Was wir sofort tun sollten, ist, die Stellungen der Milizen, von denen die Drohnen abgeschossen werden, auszuschalten - ob in Syrien oder im Irak."
Robin Wright, Nahost-Expertin am Wilson Center, einer Denkfabrik in Washington, betonte im Radiosender NPR, in Syrien stationierte US-Truppen seien seit Beginn des Kriegs bereits neunzigmal, im Irak stationierte US-Truppen sechzigmal von Milizen angegriffen worden. Dazu kämen die Angriffe der im Jemen stationierten Huthi-Milizen auf Schiffe im Roten Meer.
Nun mache sich eine neue Front in Jordanien auf. "Die Gefahr ist, wenn die USA militärisch antworten, um einen größeren Krieg zu verhindern, den Konflikt einzudämmen, dass das Gegenteil passiert und wir noch mehr Angriffsflächen bieten", warnt Wright.
Für Präsident Biden ist es ein Dilemma, aus dem es momentan keinen klaren Ausweg zu geben scheint. Zumal im beginnenden Präsidentschaftswahlkampf, in dem ihm die Republikaner immer wieder Schwäche vorwerfen.