Baerbock auf Nahost-Reise Acht Deutsche unter den Hamas-Geiseln
Die Bundesregierung bemüht sich um die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen. Laut Außenministerin Baerbock wurden mindestens acht Deutsche dorthin verschleppt. Die Freilassung sei ein "Gebot der Menschlichkeit".
Außenministerin Annalena Baerbock hat bestätigt, dass mindestens acht Deutsche in der Gewalt der radikalislamischen Terrorgruppe Hamas sind. Dies seien die bisher bekannten Fälle, sagte die Grünen-Politikerin bei einer Pressekonferenz in Kairo. Die deutsche Botschaft stehe in ständigem Kontakt zu den Angehörigen.
Man nutze alle Kanäle, "um Informationen zu bekommen, in wessen Händen die Geiseln sind und um alles dafür zu tun, dass diese unschuldigen Menschen freigelassen werden".
Baerbock forderte die Hamas erneut auf, alle Geiseln unverzüglich freizulassen. "Es handelt sich hier um unschuldige Menschen, um unschuldige Kinder." Details zu den Verschleppten nannte sie nicht - vermutlich, um deren Familien zu schützen. Sie betonte aber an die Hamas gerichtet:
Die Freilassung ist ein Gebot der Menschlichkeit.
Verzweifelte Angehörige bitten um Hilfe
Einige Angehörige suchen inzwischen selbst die Öffentlichkeit. "Deutschland muss all seine Mittel nutzen, um bei der Freilassung der Geiseln zu helfen", sagte etwa Joni Ascher der Nachrichtenagentur KNA. Seine Frau Doron und seine beiden kleinen Töchter, seine Schwiegermutter Efrat und ihr Partner Gadi werden seit dem 7. Oktober vermisst. Ascher hatte seine Familien auf einem von der Hamas veröffentlichten Video erkannt.
Zuvor hatte auch die Familie der 22-jährigen Shani Louk öffentlich um Hilfe für die junge Frau gebeten. Sie soll schwer verletzt in einem Krankenhaus im Gazastreifen liegen.
Können Deutsche den Gazastreifen verlassen?
Als zweites wichtiges Thema definierte Baerbock die sichere Ausreise von Deutschen aus dem Gazastreifen. Auch darüber verhandle sie intensiv, so die Außenministerin. Meist handele es sich um Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft, die über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten kommen sollen. Für eine Öffnung des Grenzübergangs sei aber Sicherheit notwendig. Inzwischen wurde bekannt, dass die Bundeswehr zwei Transportflugzeuge nach Tel Aviv geschickt hat, um unter anderem Deutsche Staatsbürger auszufliegen.
Den Menschen im Gazastreifen fehle es an allem, sagte Baerbock. Sie betonte, dass für "die verzweifelte Lage" der Menschen die Hamas verantwortlich sei. "Hamas versteckt sich hinter der Zivilbevölkerung in Gaza."
Andererseits werde neues großes Leid unter der Zivilbevölkerung in Gaza "nicht nur den Nährboden für neuen Terrorismus schaffen, sondern auch jegliche bisher erreichte Annäherungsschritte mit den arabischen Nachbarn der letzten Monate in Gefahr bringen", warnte Baerbock. Dieses terroristische Kalkül dürfe nicht aufgehen.
Viele Gespräche in Kairo
Die Außenministerin hatte sich in Kairo unter anderem mit dem ägyptischen Außenminister Samih Schukri, türkischen Außenminister Hakan Fidan und mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Aboul Gheit, getroffen.
In den Gesprächen sei es auch darum gegangen, wie humanitäre Hilfe zu den Menschen im Gazastreifen gebracht werden könnte.