Einschüchterung und Kontrollen Warum Chinas Behörden Halloween verhindern wollten
Im vergangenen Jahr noch feierten viele in China ausgiebig an Halloween. Dieses Jahr war das anders. Und das lag nicht am Taifun Kong-rey, sondern am rigiden Vorgehen der Behörden.
Der Morgen nach der Halloween-Nacht in Shanghai. Statt Party-Hinterlassenschaften wie Getränkedosen und Pailletten und Glitzer von Kostümen wie im vergangenen Jahr, sieht man heute die Spuren des Taifuns Kong-rey: heruntergefallene Äste und Laub und anhaltenden starken Regen.
Doch nicht nur dieser hat die Feiernden in der Nacht abgehalten, sich zu verkleiden und auf Halloween-Partys zu gehen. Es gab ein großes Polizeiaufgebot in den Shanghaier Straßen. Schon in den vergangenen Tagen zeichnete sich ab: Die Behörden wollen Halloween in diesem Jahr verhindern. Bars, Geschäfte und Restaurants wurden vorab eingeschüchtert, Partys zu veranstalten oder Deko aufzuhängen.
"Wir wollten eigentlich feiern, aber die Einschränkungen sind zu stark", erzählt Ning Yubo. Er hatte sich bereits ein Vampir-Kostüm im Internet bestellt, es dann aber vorsichtshalber wieder zurückschicken lassen. Über Online-Netzwerke hatte er mitbekommen, was bereits an Halloween-Partys am Wochenende zuvor passiert war:
Viele Kostümierte wurden nicht in die U-Bahn reingelassen. Am Ausgang war auch Polizei, manche mussten ihre Kostüme ausziehen oder ihr Make Up entfernen. Es ist sehr viel strenger als im vergangenen Jahr.
Peking zieht Konsequenzen aus vergangenem Jahr
Vor einem Jahr waren zu Halloween noch Tausende Menschen auf den Straßen. Mehrheitlich waren sie dort, um nach der Corona-Pandemie mal richtig zu feiern und sich zu verkleiden.
Es gab auch satirische und regierungskritische Kostüme. Zum Beispiel hatten sich auch Menschen als Corona-Helfer in weißen Schutzanzügen verkleidet, ein Symbol für Chinas strikte Null-Covid-Politik. Es gab vereinzelt Festnahmen. Kritik an der kommunistischen Regierung in China ist nicht erwünscht, genauso wenig wie Menschenansammlungen - Versammlungs- und Meinungsfreiheit gibt es in China nicht.
"Im vergangenen Jahr waren hier richtig viele Leute", erzählt Lü Lü. Sie arbeitet in einer Bar, direkt an einer der Straßenkreuzungen, die im vergangenen Jahr von Menschenmassen überfüllt waren. "Aber dieses Jahr gibt es seit vergangenem Wochenende überall Polizei. Die Straßen sind mit Zäunen abgesperrt. Und manche Kostümierte wurden abgeführt."
Vorschriften bei Kostümierung
Trotzdem waren auch im regnerischen Shanghai trotz Polizeikontrollen ein paar Verkleidete unterwegs, wenn auch eher drinnen als draußen. Manche Bars hatten trotzdem Deko aufgehängt und veranstalteten Partys, immerhin treibt dies in der Regel auch das Geschäft an. Teils gab es Vorschriften, welche Art von Kostümen erlaubt sind. Auf einem Schild vor einem Areal mit vielen Bars steht eine Warnung: Kreativität sei okay, aber nichts Politisches und nichts Religiöses.
Der 36-jährige Xie Ruyi, der in der Umgebung auch ein Restaurant hat, kann die Einschränkungen nachvollziehen. "Da ist noch die Angst, dass Kostüme, wenn sie Sarkasmus oder Provokation beinhalten, zu Missverständnissen führen könnten. Deshalb wurde Halloween eingeschränkt."
Die Einschüchterung der Behörden hat in der Nacht funktioniert, die Straßen blieben weitgehend leer, und der Regen hat auch noch die letzten Feiernden vertrieben.