China öffnet Grenzen Erleichterung vor allem für Geschäftsreisende
Drei Jahre lang waren die Grenzen zu: Ab morgen sind Reisen von und nach China wieder leichter. Deutschland und andere Länder reagieren mit verschärften Einreiseregeln - aus Angst vor neuen Corona-Varianten. Volle Flughäfen werden nicht erwartet.
Nach dem Ende der Null-Covid-Politik öffnet sich China wieder zum Ausland. Morgen endet nach Angaben der Behörden die fast drei Jahre andauernde Abschottung. Doch wird es Monate dauern, bis sich der Reiseverkehr wieder normalisiert. Schon die unverändert geringe Zahl internationaler Flüge aus China begrenzt die Zahl der Reisenden.
Aus Sorge über mögliche neue Virus-Varianten infolge der riesigen Corona-Welle in dem bevölkerungsreichsten Land verlangen Deutschland und viele andere Länder von Reisenden einen negativen Corona-Test vor dem Abflug, der nicht älter als 48 Stunden sein darf.
Das Bundeskabinett beschloss gestern zudem, dass Reisende aus China nach der Landung auf Behördenanforderung stichprobenartig getestet werden können. Deutschland will, wie andere Länder, außerdem das Abwasser von Flugzeugen aus China auf mögliche neue Coronavirus-Varianten untersuchen.
Keine große Reisewelle erwartet
Trotz der Öffnung wird keine große Reisewelle aus China erwartet. Die Zahl der Flüge von China ins Ausland liegt gegenwärtig nur bei rund zehn Prozent des Volumens vor der Pandemie. Die Tickets sind sehr teuer. Auch müssen Touristen hinten anstehen: Zwar wollen die Behörden jetzt wieder Reisepässe ausstellen oder verlängern, doch vorrangig nur für Geschäfts- und Studienreisen.
Umgekehrt wollen Chinas Botschaften wieder mehr Visa vergeben. Aber auch hier haben Geschäfts-, Arbeits- oder Studienaufenthalte und Familienbesuche Vorrang. Die Zahl der internationalen Flüge soll sich im ersten Halbjahr 2023 nur zumindest verdoppeln, wie Staatsmedien berichten.
Auch China verlangt negativen PCR-Test
Vor allem entfällt die strikte Quarantänepflicht bei der Einreise nach China. Zeitweise hatten Reisende nach China drei Wochen in strenger Quarantäne in einem Hotelzimmer verbringen müssen. Zuletzt wurden noch fünf Tage plus drei Tage Isolation daheim verlangt.
Unverändert fordert auch China einen negativen PCR-Test 48 Stunden vor Abflug. Wer positiv testet, darf nicht anreisen. Es muss aber keine eigene Einreiseerlaubnis mehr bei Botschaften beantragt, sondern nur noch eine Gesundheitserklärung vorgelegt werden.
Schätzungen: 1,7 Millionen Corona-Tote bis Ende April
Die Öffnung des Landes folgt einen Monat auf die abrupte Kehrtwende in der seit Anfang 2020 verfolgten rigorosen Null-Covid-Strategie, die mit Lockdowns für zig Millionen Menschen, Massentests und Zwangsquarantäne umgesetzt worden war. Nachdem sich trotzdem neue Omikron-Varianten explosionsartig ausgebreitet und die zweitgrößte Volkswirtschaft zunehmend unter den Maßnahmen gelitten hatte, gab Chinas Regierung am 7. Dezember ihre Null-Covid-Politik komplett auf.
Begründet wurde der Kurswechsel mit leichteren Krankheitsverläufen. Seither rollt eine massive Infektionswelle durch China, die Krankenhäuser völlig unvorbereitet traf. Nach Schätzungen des in London ansässigen Datenverarbeiters Airfinity infizieren sich in China gegenwärtig jeden Tag 2,5 Millionen Menschen, während täglich 16.600 sterben. Nach diesen Schätzungen soll es schon 209.000 Tote gegeben haben. Bis Ende April könnte die Zahl der Corona-Toten den Hochrechnungen zufolge auf 1,7 Millionen anwachsen.
Bislang keine Hinweise auf neue Corona-Varianten
Während Chinas Gesundheitsbehörden keine aktuellen Zahlen mehr veröffentlichen, schätzen Experten, dass sich seit Anfang Dezember bereits einige Hunderte Millionen Chinesen infiziert haben könnten. Bei einem derart großen Ausbruch wird auch die Entstehung neuer Varianten befürchtet. Doch gibt es dafür bislang keine Hinweise.
Schlechte medizinische Versorgung auf dem Land
Trotz des schweren Corona-Ausbruchs soll sich gleichwohl der inländische Reiseverkehr in der Volksrepublik zum chinesischen Neujahrsfest am 22. Januar weitgehend erholen. Nach Schätzungen dürfte das Reisevolumen rund 70 Prozent gegenüber der Zeit vor der Pandemie erreichen, wie die Zeitung "The Paper" berichtete. Zum wichtigsten chinesischen Familienfest reisen traditionell Hunderte Millionen Menschen in ihre Heimatdörfer und besuchen Verwandte.
Experten befürchten weitere Infektionswellen, wenn das Virus von den jetzt betroffenen Metropolen in die - noch weniger vorbereiteten - inländischen Provinzen und den ländlichen Raum geschleppt wird. Auf dem Lande leben in China besonders viele alte Menschen, die zudem nicht ausreichend durch Impfungen geschützt sind. Auch die medizinische Versorgung ist außerhalb der Städte häufig unzureichend.