Mitarbeiter des libanesischen Roten Kreuzes inspizieren ein zerstörtes dreistöckiges Gebäude in Schebaa, das nach einem israelischen Luftangriff eingestürzt ist.

Waffenruhe gescheitert Neuer Beschuss zwischen Hisbollah und Israel

Stand: 27.09.2024 17:51 Uhr

Nach Israels Absage an eine Waffenruhe mit der Terrororganisation Hisbollah geht der gegenseitige Beschuss weiter. In einem Vorort von Beirut gab es nun offenbar eine Reihe von israelischen Luftangriffen.

Eine dreiwöchige Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah sollte Raum für Diplomatie geben. Doch die Initiative der USA, Deutschlands und anderer Länder scheiterte an der Absage Israels. Nun setzen beide Seiten ihre gegenseitigen Angriffe unvermindert fort.

Israelische Militärflugzeuge flogen libanesischen Staatsmedien zufolge Angriffe auf südliche Vororte von Beirut. "Feindliche Kampfjets haben eine Serie von Angriffen im Bereich der südlichen Vororte von Beirut geflogen", meldete die libanesische Nachrichtenagentur NNA. Nachrichtenagenturen zufolge waren die Explosionen in der ganzen Hauptstadt zu hören. Informationen über Tote oder Verletzte gibt es bisher nicht.

Nach israelischer Darstellung galt die Attacke dem Hauptquartier der Hisbollah in Beirut.

Isarel greift "terroristische Infrastruktur" an

Die israelische Armee hatte zuvor nach eigenen Angaben in den vergangenen Stunden weiter die "terroristische Infrastruktur" der Hisbollah "in vielen Teilen des Südlibanons" ins Visier genommen. Offiziellen Angaben zufolge wurden dadurch im Libanon 25 Menschen getötet. Bei einer Pressekonferenz in der libanesischen Hauptstadt Beirut sagte Gesundheitsminister Firas Abiad, es habe zudem viele Verletzte gegeben.

Abiad betonte, alle Seiten seien an einer diplomatischen Lösung interessiert, "nur eine Partei will ihre wahllosen Angriffe auf Zivilisten fortsetzen". Die staatliche Nachrichtenagentur NNA hatte zuvor gemeldet, dass allein bei einem Angriff auf den Ort Schebaa nahe der Grenze zu Israel eine neunköpfige Familie getötet wurde.

Hisbollah greift Nordisrael unvermindert an

Die Hisbollah feuerte unterdessen mehrere Raketen und Drohnen auf Israel ab. Nach israelischen Armeeangaben wurden mehrere Geschosse abgefangen. Vier aus dem Libanon abgefeuerte Drohnen seien in der Region Rosch Hanikra nahe der libanesischen Grenze abgefangen worden.

Die Hisbollah-Miliz bekannte sich zu einem Angriff auf die nahe Haifa gelegene Stadt Kiryat Ata, in der unter anderem mehrere Rüstungsbetriebe angesiedelt sind. Als Reaktion auf die jüngsten israelischen Angriffe feuerte die Hisbollah nach eigenen Angaben auch mehrere Raketen auf die nordisraelische Stadt Tiberias ab.

In Syrien wurden derweil nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Sana bei einem israelischen Angriff auf Stellungen nahe der Grenze zum Libanon fünf syrische Militärangehörige getötet. Die Angaben aus Syrien, dem Libanon und Israel lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

700 Tote seit Montag

Seit Montag wurden nach Behördenangaben im Libanon mehr als 700 Menschen durch israelische Angriffe getötet. Die Gesamtzahl der Todesopfer seit Beginn des Beschusses zwischen Israel und der Hisbollah liege bei mehr als 1.500. Wegen des Konflikts mussten bisher mehrere zehntausend Menschen auf beiden Seiten der Grenze ihr Zuhause verlassen.

Auch in das Bürgerkriegsland Syrien flüchten immer mehr Menschen. Deutlich mehr als 30.000 Menschen haben sich nach UN-Angaben in den vergangenen 72 Stunden vom Libanon aus über die syrische Grenze begeben. Etwa 80 Prozent davon seien Syrer gewesen, der Rest Libanesen, teilte ein Vertreter des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) mit. Kinder und Jugendliche machten etwa die Hälfte derjenigen aus, die über die Grenze gekommen seien.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 27. September 2024 um 17:14 Uhr.