Iran und Israel im Konflikt Jetzt gibt es eine rote Linie weniger
Auch wenn der große Knall vorerst ausbleibt: Sowohl der Iran als auch Israel werden weiter versuchen, ihren Gegner zu schwächen. In dem Konflikt gibt es nun eine Hemmschwelle weniger.
Welchen Umfang der mutmaßlich israelische Angriff wirklich hatte und wie viel Schaden tatsächlich entstanden ist - gut möglich, dass die Öffentlichkeit darüber offiziell nie informiert wird. Entscheidend an der Botschaft ist in diesem Fall wohl, dass sie ihren Adressaten erreicht: das Regime in Teheran. Und der Absender der Botschaft ist dem Empfänger wohl auch ohne offizielles Bekenntnis aus Jerusalem klar.
Nach allem, was bisher über den nächtlichen Schlag gegen den Iran und vielleicht auch gegen Ziele im Irak und in Syrien bekannt ist, war es eine begrenzte Operation. Eine, die dem Iran ermöglicht, nicht darauf reagieren zu müssen. Für eine abschließende Bewertung ist es noch zu früh, aber zur Stunde scheint es, dass den Konfliktparteien der Ausstieg aus der Eskalationsspirale nun gelingen könnte - vorerst.
Die ständige Eskalationsgefahr bleibt
An der Ausgangslage wird sich nichts ändern. Der Iran wird weiter daran arbeiten, seinen militärischen Einfluss in Israels Nachbarschaft auszubauen und seine Verbündeten, allen voran die libanesische Hisbollah, hochrüsten. Damit wird der Terror gegen Israel weiter unterstützt. Auch wird der Iran die Arbeit am eigenen Atomprogramm fortsetzen.
Israel wird weiter versuchen, Irans Operationen in der Region, vor allem im Libanon und in Syrien, militärisch zu stören. Die israelischen Luftangriffe, die offiziell weder bestätigt noch dementiert werden - sie werden weitergehen. Der klandestine Schattenkrieg, den sich beide Staaten seit Jahren liefern, wird nicht enden. Die damit verbundene ständige Eskalationsgefahr bleibt.
Eine gefährliche Fehleinschätzung?
Am Anfang dieser jüngsten Runde im Schlagabtausch stand der Israel zugeschriebene Angriff auf ein Konsulatsgebäude in Damaskus. Die Analyse von Militärexperten dazu: Israels Armeeführung verschätzte sich, rechnete nicht damit, dass der Iran so massiv antworten und Israel erstmals direkt beschießen würde.
In einer Situation, in der sich zwei Konfliktparteien beständig bekämpfen und dabei gleichzeitig die ganz große Eskalation vermeiden wollen, können Fehleinschätzungen immer wieder vorkommen und fatale Folgen haben. Es gilt, rote Linien nicht zu überschreiten.
Flächenbrandgefahr auf Wiedervorlage
Im Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran gibt es nun eine solche Linie weniger: den direkten Angriff auf fremdes Staatsgebiet. Der Iran hat diese Linie bereits am vergangenen Wochenende überschritten.
Für den Moment scheint die Gefahr eines Regionalkrieges abgewendet, doch die Gesamtlage bleibt hochbrisant. In Gaza wird weitergekämpft und Israel und der Iran-Verbündete Hisbollah stehen weiter am Rande eines offenen Krieges. Die Flächenbrandgefahr - von der in den vergangenen Tagen so oft die Rede war - sie ist auf Wiedervorlage.