Bevorstehende Feuerpause Der Austausch wird zur Hängepartie
Der Austausch von Gefangenen gegen Geiseln zwischen Israel und der Hamas wird verschoben. Er könnte morgen beginnen. An die damit verbundene Feuerpause will sich auch der "Islamische Dschihad" halten.
Es ist eine Hängepartie. Und viele Menschen in Israel und im Gazastreifen hoffen, dass sie am Ende gut ausgeht. Dass die ersten Geiseln freigelassen werden und im Gazastreifen eine Feuerpause greift - beides ist wohl für heute vom Tisch. Nach übereinstimmenden israelischen Medienberichten sorgen Unklarheiten auf den Listen, auf denen die Namen der Geiseln stehen sollen, für die Verzögerung.
Es müssten noch Einzelheiten geklärt werden, hieß es. Militärsprecher Daniel Hagari wollte in seinem Statement nicht auf Details eingehen. "Dies ist ein komplizierter Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist. Er wird Zeit in Anspruch nehmen und in mehreren Schritten durchgeführt werden." Es sei noch nicht abgeschlossen und es könne noch einige Zeit dauern, bis es dann endgültig sei, betonte er.
Netanyahu: Gegen Hamas-Anführer vorgehen
Aus dem Außenministerium von Katar kam die Meldung, dass der Beginn der Feuerpause schon bald kommuniziert werden soll. Viele rechnen damit, dass die Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas am Freitag in Kraft tritt. Israels Premierminister Benjamin Netanyahu war in seiner Pressekonferenz gestern Nacht nicht auf die Verzögerung eingegangen.
Eines aber machte er unmissverständlich klar. Die führenden Köpfe der Terrororganisation Hamas können sich in Zukunft nirgendwo mehr sicher fühlen. "Ich habe den Mossad beauftragt, gegen die Hamas-Anführer, wer und wo immer sie sind, vorzugehen", erklärte der Regierungschef.
"Wir koordinieren uns mit der Hamas"
Klar ist inzwischen, dass sich an der Vereinbarung auch der "Islamische Dschihad", die zweite islamistische Terror-Gruppierung im Gazastreifen, beteiligen wird. Ali Abu Shaheen, ein Sprecher des "Islamischen Dschihad" machte dies am Morgen in dem arabischen Sender Al Dschasira deutlich. Der "Islamische Dschihad" sei vom ersten Moment an am Kampf und an der "Al-Aqsa-Flut beteiligt" gewesen. So bezeichnet die Hamas ihren Terrorangriff auf Israel mit mehr als 1.300 getöteten Menschen Anfang Oktober.
"Wir koordinieren uns mit der Hamas auf politischer Ebene. Die Kommunikation und Koordination ist permanent im Gange, es gibt persönliche Kontakte zwischen unserer Führung", sagte Ali Abu Shaheen. "Wir haben von Anfang an gemeinsam die Frage des Abschlusses des Abkommens diskutiert und uns koordiniert. Wir haben die Vereinbarung gemeinsam erreicht."
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee
Direktor der Al-Schifa-Klinik festgenommen
Das israelische Militär präsentierte unterdessen neue Bilder und Videos, die belegen sollen, wie weit verzweigt das Tunnelsystem unter dem Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt sein soll. Gezeigt wurde auch ein mutmaßliches Versteck der Hamas unter der Klinik.
Am Morgen wurde Medienberichten zufolge auch der Direktor des Schifa-Krankenhauses festgenommen. Mohammed Abu Selmia sei von israelischen Soldaten abgeführt worden, meldete das Armeeradio. Er soll möglicherweise mit der Hamas kooperiert haben. Das Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt ist das größte in dem abgeriegelten Küstengebiet. Es war zuletzt heftigem Beschuss ausgesetzt.
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