Krieg in Nahost Israels Armee spaltet Gazastreifen in zwei Teile
Der Gazastreifen ist nach Militärangaben von israelischen Truppen vollständig in zwei Hälften geteilt worden. Soldaten haben demnach Gaza-Stadt eingekreist. Die Luftangriffe wurden erneut ausgeweitet. Auch in Israel gab es wieder Raketenalarm.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben den Gazastreifen bei ihrem Bodeneinsatz in zwei Teile gespalten. Es gebe nun "ein Nordgaza und ein Südgaza", sagte Militärprecher Daniel Hagari am Abend. Die Einheiten hätten die Küste im südlichen Teil der Stadt Gaza erreicht und "halten" den Bereich, sagte Hagari. Die Stadt Gaza sei nun vollständig eingekreist. Dies sei ein entscheidender Schritt. Zivilisten soll es nach seiner Darstellung jedoch weiter möglich sein, in den südlichen Teil des Gazastreifens zu flüchten.
Hagari sprach von einer "bedeutenden Phase" des Kriegs gegen die militant-islamistische Hamas. Israelischen Medienberichten zufolge wird erwartet, dass Soldaten in den nächsten 48 Stunden in die Stadt Gaza vorrücken.
Laut ARD-Korrespondent Oliver Mayer-Rüth biete die verkündete Zweiteilung des Gazastreifens einen Sicherheitsvorteil für das israelische Militär, da die Hamas ihre Angriffe vorwiegend vom eng bebauten und dicht besiedelten Norden des Gazastreifens starte und sich dort verschanze. Die Versorgung von zwei Millionen Menschen allein im Süden des Gazastreifens würde jedoch zu einer humanitären Herausforderung, so Mayer-Rüth.
Israel weitet Luftschläge aus
Nach Angaben von Armeesprecher Hagari weitete Israel am Abend die Luftschläge auf den dicht besiedelten Küstenstreifen aus. Zuvor hatte die israelische Armee mitgeteilt, dass sie weiter dabei sei, im Gazastreifen "Terroristen im Nahkampf zu eliminieren" und Stellungen der militant-islamistischen Hamas aus der Luft anzugreifen. Insgesamt seien seit Beginn des Einsatzes von Bodentruppen in dem Palästinensergebiet inzwischen mehr als 2.500 "Terrorziele" bombardiert worden.
Der Kampf konzentriert sich zunehmend auf Gaza-Stadt, wo Israel wichtige Kommandostrukturen der Hamas vermutet. Auch Krankenhäuser, in denen immer noch Zehntausende Menschen Schutz suchen, dürften in den kommenden Tagen stärker ins Visier geraten. Israels Armeesprecher sagte, die Krankenhäuser seien Teil der "Kriegsmaschinerie" der Hamas. Am Abend waren im Gazastreifen abermals Telekommunikations- und Internetdienste ausgefallen.
Israel hatte die Zivilbevölkerung am Sonntag erneut aufgefordert, sich in einem vierstündigen Zeitfenster in den Süden des Gazastreifens zu begeben. Immer noch befinden sich Hunderttausende Menschen im Norden. Sie werden von der Terrororganisation Hamas an der Flucht gehindert und können außerdem nicht sicher sein, lebend im Süden anzukommen. Auch dort fallen weiter Bomben und es gibt mehr als 2.000 Tote.
Raketenbeschuss aus dem Libanon
Auch in Teilen Israels gab es am Abend wieder Raketenalarm. Im Großraum Tel Aviv gingen zahlreiche Menschen in die Schutzräume. Die Raketen kamen aus dem Gazastreifen.
Im Norden Israels gab es Raketenbeschuss aus dem Libanon. Mehrere Raketen wurden auf die Stadt Kirjat Schmona abgefeuert. Die libanesische Hisbollah-Miliz, die den Süden des Libanon kontrolliert, gab an, es handele sich um Vergeltung für einen israelischen Luftangriff, bei dem drei Kinder und eine Frau gestorben seien. Demnach waren eine Großmutter und drei Mädchen im Alter von 8 bis 14 Jahren in einem Auto ums Leben gekommen.
An der Grenze zum Libanon wurde nach Militärangaben außerdem ein israelisches Fahrzeug von einer Panzerabwehrrakete getroffen. Diese sei vom Libanon aus abgefeuert worden, teilte die israelische Armee mit. Das Militär erwidere das Feuer und greife den Ort der Attacke an.
Die Hisbollah-Miliz erklärte, sie habe eine Gruppe israelischer Soldaten nahe der Grenze angegriffen und dabei Opfer verursacht. Zuvor hatte die israelische Raketenabwehr nach Armeeangaben ein unbemanntes Luftfahrzeug aus dem Libanon abgefangen. Außerdem seien mehrere Geschosse vom Libanon aus auf den Norden Israels abgefeuert worden. Die Artillerie habe in beiden Fälle Ziele in dem nördlichen Nachbarland angegriffen.
Der Krieg hatte vor vier Wochen begonnen, als Terroristen der den Gazastreifen kontrollierenden Hamas und anderer extremistischer Gruppen einen Großangriff auf Israel starteten. Nach israelischen Angaben wurden dabei mehr als 1.400 Menschen getötet und etwa 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel antwortete mit Luftangriffen auf das Küstengebiet, durch die nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen bislang 9.700 Palästinenser getötet wurden. Auch israelische Bodentruppen sind inzwischen bis in Außenbezirke von Gaza-Stadt und in andere Gebiete des Küstenstreifens vorgedrungen.
Mit Informationen von Jan-Christoph Kitzler, ARD-Studio Tel Aviv