Krieg im Nahen Osten Roter Halbmond meldet Angriff auf Lager in Rafah
Laut Rotem Halbmond hat Israel ein Flüchtlingslager angegriffen. Zahlreiche Zivilisten seien getötet worden. Israel spricht hingegen von einem präzisen Schlag und zwei getöteten Terroristen.
Bei einem Luftangriff sind nach Angaben der palästinensischen Sektion der Hilfsorganisation Roter Halbmond Zelte geflüchteter Zivilisten getroffen worden. Der Rote Halbmond macht Israel für den Angriff verantwortlich. Auf der Plattform X hieß es, es habe bei dem Bombardement am Sonntag nordwestlich der Stadt Rafah zahlreiche "Märtyrer und Verletzte" gegeben.
Roter Halbmond: Humanitäre Zone getroffen
Laut einem Sprecher der von der militant-islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sind bei dem Angriff 35 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Die Behörde sprach in der Nacht zum Montag von einem "Massaker". In sozialen Medien kursieren Videos, die zeigen, wie Leichen aus brennenden Zelten geborgen werden.
Der Rote Halbmond gab an, dass es sich bei dem getroffenen Gebiet um eine der ausgewiesenen humanitären Zonen für Binnenflüchtlinge handelt. Die Angaben der Helfer lassen sich zurzeit nicht unabhängig überprüfen. Ärzte im Gazastreifen sprachen der Nachrichtenagentur dpa zufolge von mindestens 28 Toten.
Israel: Luftangriff auf Gelände der Hamas
Das israelische Militär erklärte über die Plattform X, es habe einen Luftangriff auf ein Gelände der Hamas gegeben. Dort hätten sich präzisen Geheimdiensterkenntnissen zufolge kurz zuvor bedeutende Hamas-Terroristen aufgehalten. Neben Jassin Rabia, dem maßgeblichen Kopf hinter den Terroraktivitäten der Islamistenorganisation im Westjordanland, sei auch das ranghohe Hamas-Mitglied Chaled Nagar getötet worden.
Der Luftangriff sei im Einklang mit internationalem Recht erfolgt, hieß es vom Militär weiter. Die Berichte, dass infolge des Luftangriffs ein Feuer ausgebrochen sei, bei dem Unbeteiligte verletzt worden seien, würden überprüft. Auch diese Angaben lassen sich noch nicht unabhängig bestätigen oder widerlegen.
Hamas-Angriff auf Tel Aviv aus Rafah
Der Internationale Gerichtshof (IGH) hatte Israel am Freitag verpflichtet, den Militäreinsatz in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens unverzüglich zu beenden. Entscheidungen des Weltgerichts sind bindend. Allerdings besitzen die UN-Richter keine Machtmittel, um einen Staat zur Umsetzung zu zwingen.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell forderte Israel auf, unverzüglich die Angriffe auf Rafah zu stoppen. Er verlangte, die Anordnung des IGH, die Stadt im Süden des Gazastreifens wegen einer drohenden humanitären Katastrophe nicht einzunehmen, müsse umgesetzt werden. Die EU-Außenministerinnen und -minister beraten in Brüssel unter anderem über die Folgen aus dem Gerichtsentscheid und die Frage einer Anerkennung eines Palästinenserstaates.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der zurzeit Deutschland besucht, postete auf X, er sei "empört" über die israelischen Angriffe. "Diese Operationen" müssten aufhören, das Völkerrecht uneingeschränkt eingehalten sowie ein sofortiger Waffenstillstand erreicht werden.
Am Sonntag hatte die Hamas erstmals seit vier Monaten Raketen auf den Großraum Tel Aviv gefeuert. Die Raketen wurden offenbar von Rafah aus abgefeuert.
Tote auch bei Luftangriff im Südlibanon
Israels Militärsprecher Daniel Hagari teilte in einer im Fernsehen übertragenen Lagebesprechung außerdem mit, das israelische Militär habe "sieben Hisbollah-Terroristen" in einer Reihe von Luftangriffen im Südlibanon "eliminiert".
Die Hisbollah-Miliz teilte ihrerseits mit, fünf ihrer Mitglieder seien getötet worden, der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA zufolge seien bei den Angriffen auch zwei Zivilisten getötet worden.