Nach israelischem UNRWA-Verbot Hilfsorganisationen warnen vor Verschärfung der Lage
Nach den Betätigungsverbot für das UN-Palästinenserhilfswerk in Israel befürchten Hilfsorganisationen eine weitere Verschärfung der humanitären Lage im Gazastreifen. Israels Armee setzt derweil seinen Einsatz im Norden der Region fort.
Ab 2025 darf das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA nicht mehr in Israel arbeiten. Die israelische Regierung wirft der Organisation vor, sie sei von der Terrororganisation Hamas unterwandert und hat ihr ein Betätigungsverbot erteilt.
Jetzt hat das UN-Welternährungsprogramm WFP klargestellt, dass es nicht in der Lage sieht, als Alternative der UNRWA tätig zu werden. "Wir können die wichtigen Funktionen von UNRWA in Gaza, wie die Verwaltung von Notunterkünften, Schulen und Gesundheitszentren, nicht ersetzen", sagte der Direktor von WFP Deutschland, Martin Frick, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
"UNRWA ist das Rückgrat der humanitären Hilfe in Gaza und sichert Ernährung, Schutz und medizinische Versorgung für eine Bevölkerung, die Unmenschliches durchlebt", fügte er hinzu. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung seien dort auf Hilfe angewiesen, um zu überleben. Diese Hilfe leiste WFP vielerorts in enger Zusammenarbeit mit UNRWA. "Fällt diese Hilfe weg, ist auch die letzte Rettungsleine für die Bevölkerung gekappt", sagte Frick.
Gemeinsamer Appell von Hilfsorganisationen
15 weitere UN-Hilfsorganisationen und private Gruppen fordern indes alle in Gaza kämpfenden Parteien erneut auf, Zivilisten zu schützen und rufen den Staat Israel auf, seinen Angriff auf Gaza und die humanitären Helfer einzustellen. Die Situation in Nord-Gaza sei "apokalyptisch", heißt es in einem gemeinsamen Appell, der auf der Internetseite des UN-Koordinationsausschusses IASC veröffentlicht wurde. Das Gebiet sei seit fast einem Monat belagert, grundlegende Hilfe und lebensrettende Vorräte würden verweigert, während Bombardierungen und andere Angriffe weitergingen, hieß es weiter.
Die Organisationen erklärten, dass Krankenhäuser fast vollständig von der Versorgung abgeschnitten und angegriffen würden, wobei Patienten getötet, lebenswichtige Geräte zerstört und lebensrettende Dienste unterbrochen wurden. Rettungsteams seien gezielt angegriffen und ihre Versuche, Menschen aus den Trümmern ihrer Häuser zu bergen, vereitelt worden.
Israel weitet Operationen im Gazastreifen aus
Israels Armee weitet derweil eigenen Angaben nach die Kämpfe in der Gegend von Dschabalija im Norden des Gazastreifens aus. Eine Kampftruppe habe sich dem Einsatz vor Ort angeschlossen, teilte die israelische Armee mit. Diese war demnach bereits zuvor andernorts im Gazastreifen aktiv. Wie lange sie nun in Dschabalija bleiben soll, sagte die Armee bisher nicht.
"Bislang wurden bei der Operation in Dschabalija Hunderte Terroristen ausgeschaltet und festgenommen", so das Militär weiter. Israels Armee geht derzeit in mehreren Orten im Norden des Küstengebiets wieder öfter gegen verbliebene Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Hamas vor.
Die Lage in Dschabalija ist Augenzeugen zufolge katastrophal. Zehntausende Zivilisten sind bereits aus dem Gebiet geflohen. Palästinensische Quellen berichten immer wieder von vielen getöteten Zivilisten bei israelischen Angriffen. Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.