Gaza-Stadt Hamas meldet Hunderte Tote nach Explosion in Krankenhaus
Eine Rakete soll ein Krankenhaus in Gaza-Stadt getroffen haben. Die dortigen Behörden berichten von Hunderten Toten und Verletzten. Das israelische Militär weist Vorwürfe zurück, für den Beschuss verantwortlich zu sein.
In einem Krankenhaus im Gazastreifen sind durch eine Explosion offenbar Hunderte Menschen getötet und verletzt worden. Nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums handelte es sich um einen israelischen Luftangriff. Das israelische Militär bestreitet das und sagt, eine fehlgeleitete Rakete der Extremistengruppe Islamischer Dschihad habe das Krankenhaus getroffen.
Den Berichten zufolge ist das Gelände des Ahli Arab-Krankenhauses, das in Gaza-Stadt von der christlich-anglikanischen Kirche betrieben wird, betroffen.
In der Klinik seien Tausende Flüchtlinge aus dem Norden der Küstenenklave untergebracht gewesen, teilte das Gesundheitsministerium von Gaza mit. Die genaue Zahl der Todesopfer ist derzeit unklar. Über 300 Personen seien bei dem Beschuss ums Leben gekommen, sagte der örtliche Leiter des Zivilschutzes dem arabischen Fernsehsender Al Jazeera. Das Gesundheitsministerium von Gaza spricht von mindestens 500 Toten und Verletzten. Beide Behörden unterstehen der militant-islamistischen Hamas geführten Regierung. Fotos zeigen Verletzte und Tote.
Israel gibt Terroristen die Schuld
Israels Armee prüfe die Berichte, hatte Israels Militärsprecher Daniel Hagari zunächst gesagt. Später teilte Israels Militär (IDF) mit, eine Analyse der operativen Systeme zeige, dass Terroristen in Gaza Raketen abgefeuert hätten. Sie seien zum Zeitpunkt der Explosion in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses vorbeigeflogen. "Informationen aus verschiedenen Quellen, die uns vorliegen, deuten darauf hin, dass der Islamische Dschihad für den fehlgeschlagenen Raketenabschuss, der das Krankenhaus in Gaza traf, verantwortlich ist", teilte das Militär mit.
Hunderttausende auf der Flucht
Nach Terror-Angriffen der Hamas, bei denen mehr als 1.400 Menschen getötet und etwa 200 entführt wurden, fliegt Israel seit 7. Oktober praktisch pausenlos Luftangriffe auf den Gazastreifen. Das Gebiet ist abgeriegelt. Aus Gaza wurden immer wieder Raketen Richtung Israel abgefeuert.
In Vorbereitung einer möglichen Bodenoffensive hat das israelische Militär die Bevölkerung im nördlichen Gazastreifen wiederholt aufgefordert, das Gebiet Richtung Süden zu verlassen. Nach UN-Angaben sind bisher rund eine Million Menschen in den Süden geflohen, die israelische Armee spricht von rund 600.000 Menschen.
Mehrere Krankenhäuser in Gaza-Stadt sind zu Zufluchtsorten für Hunderte von Menschen geworden, die darauf hoffen, von Bombardierungen verschont zu bleiben.
Reaktionen aus mehreren Ländern
Länder wie Iran, Jordanien und die Türkei gaben Israel öffentlich die Schuld für die Explosion. Der Beschuss eines Krankenhauses, in dem Frauen, Kinder und unschuldige Zivilisten untergebracht seien, sei das jüngste Beispiel für israelische Angriffe, die frei seien von den grundlegendsten menschlichen Werten, teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf X mit.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO teilte mit, sie verurteile die Attacke auf das Ahli Arab-Krankenhaus. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat bereits eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.
Mit Informationen von Jan-Christoph Kitzler, ARD Tel Aviv