Ein Pager der Hisbollah, das mutmaßlich von Israel zur Explosion gebracht wurde

Schlag gegen Hisbollah Explodierte Pager stammten wohl aus Israel

Stand: 06.10.2024 14:37 Uhr

Im September explodierten zahlreiche Pager im Libanon - Tausende Hisbollah-Kämpfer wurden verletzt. Nun berichtet eine US-Zeitung, dass die Geräte in Israel vom Mossad hergestellt wurden. Über eine Zwischenhändlerin sollen sie zur Hisbollah gekommen sein.

Die Kommunikationsgeräte, bei deren Explosion im September vor allem Mitglieder der Terrormiliz Hisbollah getötet oder verletzt wurden, stammten einem Medienbericht zufolge aus Israel. Die Pager und Funkgeräte, die wie Geräte von Firmen aus Fernost aussahen, seien vom israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad entwickelt und heimlich in Israel hergestellt worden, berichtete die Washington Post unter Berufung auf ungenannte israelische, arabische und US-Sicherheitsdienste. Eine offizielle Bestätigung gibt es für den Bericht nicht. 

Hochexplosive Sprengstoffladung sehr gut versteckt

Die Batterien der Pager seien mit hochexplosivem Sprengstoff präpariert gewesen, der so gut wie nicht zu erkennen gewesen sei, schreibt die Zeitung. Er sei neben einer besonders leistungsstarken Batterie - die monatelang ohne Aufladung funktionieren sollte - angebracht gewesen. Allerdings sei er so gut versteckt gewesen, dass selbst bei einem Auseinanderbauen der Geräte die Sprengladung nur äußerst schwer aufzufinden gewesen sei.

Die Terrororganisation soll die Pager von der Mitarbeiterin einer taiwanesischen Firma gekauft haben, die sie wiederum von einer externen Firma bezog. Demnach wussten die Beteiligten nichts über die tatsächliche Herkunft. Auch ein Unternehmen in Ungarn, das offenbar bei der Abwicklung des Geschäfts mithalf, war demnach nicht eingeweiht.

Jahrelange Planung

Die Planung für die Aktion soll laut dem Bericht bereits 2022 begonnen haben. Die Hisbollah habe die Apollo-Pager vom Typ AR924 dann ab Februar dieses Jahres an ihre Mitglieder verteilt. Mit den Handy-Vorläufern kann man zwar nicht telefonieren, aber Mitteilungen erhalten. Ihr Vorteil aus Sicht der Hisbollah war, dass sie nicht wie Handys zu orten sind. 

Im Spätsommer, so berichtet es die Zeitung, soll der Mossad dann die Sorge gehabt haben, die Hisbollah könne die Sprengsätze entdecken. Das und die die zunehmenden Spannungen mit der proiranischen Miliz hätten dazu geführt, dass Regierungschef Benjamin Netanyahu die Attacke anordnete. Viele hochrangige Personen im Regierungs- und Sicherheitsapparat sollen nichts von der Aktion gewusst haben. Auch die USA, Israels wichtigster Verbündeter, sollen ahnungslos gewesen sein.

Beide Hände nötig zum Empfangen der Nachricht

Am 17. September dann seien die Pager durch eine verschlüsselte Nachricht zur Explosion gebracht worden. Für die Entschlüsselung der Nachricht habe man zwei Knöpfe zugleich drücken müssen - um möglichst beide Hände zu verletzen und den Empfänger damit kampfunfähig zu machen.

Die kurz nach den Pagern zur Explosion gebrachten Walkie-Talkies seien hingegen schon seit 2015 bei der Hisbollah in Benutzung gewesen und hätten Israel in Echtzeit Informationen aus der Organisation geliefert. 

Dutzende Tote, Tausende Verletzte

Bei den Explosionen wurden fast 40 Menschen getötet und etwa 3.000 zum Teil schwer verletzt. Unter den Opfern waren Hisbollah-Mitglieder aber auch Zivilisten.

Die mit dem Iran verbündete Hisbollah greift seit dem Terrorüberfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen auf Israel das Land mit Raketen und Granaten an, aus Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen, wie sie sagt. Dies werde bis zu einem Waffenstillstand im Gazastreifen fortgesetzt. Etwa 70.000 Israelis können aus Angst vor den Raketenangriffen nicht in ihre Häuser und sind damit Binnenvertriebene.