Von der "Eisernen Kuppel" zur "Steinschleuder" Wie sich Israel gegen Luftangriffe schützt
Viele der aus dem Iran abgefeuerten Raketen haben ihr Ziel nicht erreicht. Israels relative Sicherheit bei Luftangriffen verdankt es einem mehrschichtigen, hocheffizienten Abwehrsystem. Ein Überblick.
Drohnenabwehr mit "Patriot"
Der älteste Bestandteil der israelischen Flugabwehr sind in den USA hergestellte "Patriot"-Systeme. Während des Golfkriegs 1991 sollten sie zur Abwehr von "Scud"-Raketen aus dem Irak dienen, allerdings stuften die israelischen Streitkräfte das System allein als nicht leistungsfähig genug ein und kündigten an, selbst einen Raketenschutzschild zu entwickeln.
Heute verwendet Israel eine angepasste Version des Typs "MIM-104D Patriot" unter dem Namen "Yahalom" (Hebräisch für "Diamant") zur Drohnenabwehr. 2014 gab es Berichte über den mit "Yahalom" erfolgten Abschuss eines syrischen Militärflugzeugs, das in den Luftraum der seit Jahrzehnten von Israel annektierten Golanhöhen vorgedrungen war, 2018 eine weitere Meldung über den Abschuss eines syrischen Flugzeugs im israelischen Luftraum.
"Arrow" gegen Langstreckenraketen
Das Abwehrsystem namens "Arrow" ("Pfeil") hat eine Reichweite von 2.400 Kilometern - es erreicht mit seinen Abwehrraketen Geschosse in der Stratosphäre. "Arrow" wurde schon in den späten Achtzigerjahren gemeinsam mit den USA konzipiert und seitdem weiterentwickelt, sodass Israel inzwischen Raketen des Typs "Arrow 2" und "Arrow 3" einsetzt und an "Arrow 4" forscht. Zu einer "Arrow"-Einheit gehören eine Radaranlage, ein Kontrollsystem und eine Abschussvorrichtung für Raketen.
Im derzeitigen Gaza-Krieg wurden unter anderem Raketen der militanten Huthi aus dem Jemen durch "Arrow"-Systeme abgefangen. Auch während des Angriffs aus dem Iran im April wurden die schnellsten und am höchsten fliegenden Raketen von "Arrow 3"-Raketen abgefangen.
"Iron Dome" gegen Mörsergranaten
Die "Eiserne Kuppel" soll Israel mit einer Reichweite von 17 Kilometern gegen Mörsergranaten und andere Kurzstreckengeschosse schützen. Sie besteht aus mindestens zehn Abwehrsystemeinheiten mit jeweils drei Bestandteilen: einem Radarsystem, einem Flugbahnkalkulator und mobilen Abschussvorrichtungen für die Abfangraketen.
Seit dem Start im Jahr 2011 wurden damit nach Angaben Israels schon tausende Raketen abgefangen - die Herstellerfirma Raphael schreibt "Iron Dome" eine Erfolgsquote von 90 Prozent zu. Auch beim iranischen Angriff im April kam das System zum Einsatz.
Im August 2019 unterzeichneten die USA einen Kaufvertrag für zwei "Iron Dome"-Einheiten, um ihre eigene Flugabwehr gegen Kurzstreckenraketen zu stärken.
"David's Sling" gegen Mittelstreckenraketen
Um auch gegen Mittelstreckengeschosse geschützt zu sein, entwickelte Israel gemeinsam mit dem US-Rüstungsunternehmen Raytheon das Abwehrsystem "Davids Steinschleuder" mit "Stunner"-Abfangraketen, das mit einer eigenen Reichweite von etwa 25 Kilometern unter anderem Langstrecken-Artillerieraketen und ballistische Kurzstreckenraketen abwehren kann.
2018 wurde das System erstmals eingesetzt, 2023 wurde damit eine aus dem Gazastreifen in Richtung Tel Aviv abgeschossene "Badr 3"-Rakete abgewehrt, im Kampf gegen die Terrororganisation Hamas seit dem 7. Oktober auch eine Rakete des Typs "Ajasch-250".
2023 gab Finnland bekannt, für seine Streitkräfte ein "David's Sling"-Abwehrsystem bei Israel bestellt zu haben.
"Iron Beam": Mit Laserkraft gegen Raketen
Seit mindestens 2010 entwickelt Israel ein ergänzendes System, das Geschosse und Flugobjekte wie Drohnen aus kurzer Reichweite mit einem Faserlaser abfangen können soll. Zunächst ebenfalls als mobiles System geplant, soll es nun stationär 2025 in Dienst gestellt werden.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wird der "Eisenstrahl" unter anderem im Kampf gegen die Terrororganisation Hamas an der südlichen Grenze des Gazastreifens testweise eingesetzt.