Naher Osten Israel kündigt "neue Kriegsphase gegen Hisbollah" an
Immer mehr Hinweise deuten auf eine Bodenoffensive Israels im Libanon hin. Israels Verteidigungsminister Gallant spricht von einer baldigen "neuen Phase des Krieges gegen die Hisbollah".
Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant hat von einer unmittelbar bevorstehenden neuen Phase des Krieges an der Grenze zum Libanon gesprochen. "Die nächste Phase im Krieg gegen die Hisbollah beginnt bald", hieß es in einer Mitteilung seines Büros. Unklar ist, ob Gallant mit dieser Bemerkung auf eine mögliche israelische Invasion hinweist.
Das Kriegsziel sei, so Gallant vor Soldaten im Norden des Landes, den aus dem Grenzgebiet geflohenen Israelis die Rückkehr zu ermöglichen. "Wir werden alle Mittel einsetzen, die erforderlich sein sollten - ihre Streitkräfte, andere Streitkräfte, aus der Luft, zur See und zu Lande", sagte er. "Viel Glück."
Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP hat Israel bereits erste kleinere und begrenzte Bodeneinsätze auf der libanesischen Seite der Grenze begonnen. Vom israelischen Militär gibt es dazu jedoch noch keine Bestätigung.
Truppen und Spezialeinheiten im Grenzgebiet
ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann berichtete in der tagesschau von Truppen und Spezialeinheiten im Grenzgebiet zum Libanon. Den Soldaten gehe auch darum, Informationen zu möglichen Tunneln zu sammeln. "Das wurde jetzt ausgeweitet - möglicherweise in Vorbereitung für Bodeneinsätze", sagte von der Tann. "Mögliche Bodeneinsätze - wenn sie denn kommen - sollen sich zunächst auf das Grenzgebiet fokussieren." Offiziell sagt das israelische Militär dazu bislang nichts.
Laut Militärangaben wurden drei nördliche Grenzstädte zu einer "geschlossenen militärischen Zone" erklärt - auch das könnte auf eine mögliche Bodenoffensive hindeuten.
USA sind über den Plan informiert
Israel habe die Regierung in Washington der Washington Post zufolge über den Plan für eine Bodenoffensive im Nachbarland informiert. Die Offensive solle begrenzt sein und könne jeden Moment beginnen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten US-Vertreter. Der Einsatz solle vom Umfang her kleiner sein als der Krieg 2006 gegen die militant-islamistische Hisbollah-Miliz.
US-Präsident Joe Biden ließ wenig Begeisterung für den Schritt erkennen. Auf die Berichte angesprochen sprach er sich für einen Waffenstillstand aus: "Ich habe kein Problem damit, wenn sie aufhören."
Israel führt seit etwa zwei Wochen schwere Luftangriffe gegen Ziele im Libanon aus. Sie gelten nach Darstellung der israelischen Regierung der Hisbollah, die vom Iran unterstützt wird.
Am Freitag wurde bei einem israelischen Angriff Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah getötet, seit mehr als drei Jahrzehnten ist er eine Schlüsselfigur im Nahost-Konflikt. Die Kämpfe gegen die Terrororganisation waren im Zuge des Gaza-Kriegs aufgeflammt. Sie hatte ihre Solidarität mit der radikal-islamischen Hamas bekundet und nach dem Überraschungsangriff der Palästinenser-Gruppe auf Israel Anfang Oktober ihren Raketenbeschuss auf Israel verstärkt.