Vorfall im Westjordanland Israelische Soldaten stoßen offenbar Tote von Dächern
Videos aus dem Westjordanland sollen zeigen, wie israelische Soldaten tote Palästinenser von Hausdächern stoßen. Das Vorgehen wäre eine Verletzung des Völkerrechts. Israels Armee kündigt eine Untersuchung an.
Die Videos, die sich in den sozialen Medien verbreiten, lassen an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig. Zu sehen sind drei Männer, bei denen es sich offenbar um israelische Soldaten handelt. Sie stehen auf dem Dach eines Hauses, Rauch ist zu sehen - und auch, wie einer der Soldaten einen leblosen Körper immer wieder mit Füßen tritt und ihn schließlich, wieder mit den Füßen, vom Dach stößt.
Ein anderes Video zeigt, wie Soldaten nacheinander zwei Körper vom Dach eines Hauses stoßen. Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA berichtet, die Leichen seien später mit einem Bulldozer beseitigt worden.
Vorfall soll sich bei Dschenin ereignet haben
Der Vorfall soll sich in Kabatiya, in der Nähe von Dschenin im von Israel besetzten Westjordanland ereignet haben. Demnach war es bei einem Einsatz des Militärs zu Schusswechseln gekommen, die in Videos zu hören sind. Ein Fahrzeug war aus der Luft beschossen worden. Insgesamt wurden dabei nach palästinensischen Angaben sieben Palästinenser getötet. Es hat weitere Verletzte gegeben.
Zakaria Zakarneh, ein Anwohner, beschreibt der Nachrichtenagentur Reuters die Situation: "Israelische Spezialeinheiten haben voll ausgerüstet die Gegend umstellt und gestürmt. Sie haben angefangen zu schießen, auch mit Granaten. Sie haben die jungen Männer auf dem Dach getroffen, als sie versucht haben, aus der Falle zu entkommen."
Israels Armee spricht von ernstem Vorfall
Ob es sich bei den Toten, die vom Dach gestoßen wurden, um bewaffneten Kämpfer oder Zivilisten handelt, ist unklar. In jedem Fall wäre das Vorgehen der israelischen Soldaten völkerrechtswidrig: In den Genfer Konventionen ist festgelegt, dass auch Tote in bewaffneten Konflikten ein Recht auf würdige Behandlung haben.
Inzwischen hat auch die Israelische Armee reagiert - sie bestreitet nicht, dass die Szene so passiert ist, sondern sagt dem ARD-Studio Tel Aviv, es handele sich um einen ernsten Vorfall, der sich nicht mit den Werten der Armee und den Erwartungen an Soldaten decke. Der Vorfall werde untersucht.
Mehr als 680 Tote im Westjordanland seit Kriegsbeginn
Insgesamt ist die Lage auch im besetzten Westjordanland seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen äußerst angespannt. Immer ist es seitdem zu Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und bewaffneten Kämpfern gekommen. Tausende Menschen wurden dort verhaftet.
Seit dem 7. Oktober wurden dort mehr als 680 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet. Darunter waren bewaffnete Kämpfer, Palästinenser, die Terroranschläge verübt haben, aber auch viele Zivilisten.