Anti-Terror-Einsatz im Westjordanland Die Angst vor neuer Eskalation
Zehn Tote und mehr als 100 Verletzte - der israelische Anti-Terror-Einsatz in Nablus im Westjordanland ist einer der folgenschwersten seit Jahresbeginn. Wieder wächst die Furcht vor einer weiteren Eskalation.
Meist finden die Einsätze des israelischen Militärs im besetzten Westjordanland in der Nacht statt oder in den frühen Morgenstunden - dieses Mal kamen die Einsatzkräfte am helllichten Tag in die Stadt Nablus. Es hatte Geheimdienstinformationen über ein Treffen von drei Terrorverdächtigen gegeben, die israelische Armee entschloss sich zuzuschlagen.
Am Ende des Einsatzes stehen nach palästinensischen Angaben zehn Tote und mehr als 100 Verletzte. "Während des Versuchs, die Terroristen festzunehmen, versuchte einer aus dem Gebäude durch ein Fenster zu fliehen und wurde von den Einsatzkräften neutralisiert", sagte die israelische Leutnant Masha Michelson nach dem Einsatz. "Zwei weitere gesuchte Verdächtige eröffneten das Feuer und es gab einen Schusswechsel, bei dem auch die beiden neutralisiert wurden."
Während des Einsatzes sei auf die Soldaten geschossen worden, sie hätten daraufhin zurückgeschossen, erklärte Michelson. Außerdem seien Steine, Sprengkörper und Molotowcocktails geworfen worden.
Gesuchte waren Mitglieder des Islamischen Dschihad
Bei den drei Männern, denen der Einsatz galt, soll es sich um Mitglieder des Islamischen Dschihad und einer Terrorzelle in Dschenin im Norden des Westjordanlands handeln.
Einer der Männer, Hussam Assalim, nahm kurz vor seinem Tod noch eine Sprachnachricht auf, die von israelischen und arabischen Medien verbreitet wurde. Darin sagte er: "Meine Brüder, die Soldaten haben uns umzingelt, aber wir werden uns nicht stellen. Egal was passiert, lasst die Waffen auf keinen Fall fallen und geht den Weg weiter." Am Nachmittag wurde Assalim unter großer Anteilnahme zu Grabe getragen.
Nablus ist eine belebte Stadt. Möglicherweise hat auch der Zeitpunkt des Einsatzes die Gegengewalt ausgelöst - und so zu vielen Toten und Verletzten geführt.
Mehr als 60 Tote seit Jahresbeginn
Sicherheitsexperten sehen in der aufgeheizten Stimmung das Risiko neuer Terroranschläge und einer weiteren Eskalation. Dabei ist die Sicherheitslage im besetzten Westjordanland schon seit Monaten angespannt.
Nach einer Reihe von palästinensischen Terroranschlägen finden dort immer wieder Razzien des israelischen Militärs statt. Das Ziel der Einsätze ist es, weiteren Terror zu verhindern.
Allein in diesem Jahr starben bislang 59 Palästinenser bei Anti-Terror-Einsätzen und bei Anschlägen. Viele von ihnen waren bewaffnete Kämpfer - doch immer wieder sind auch Zivilisten unter den Opfern. Neun Israelis und eine Ukrainerin wurden seit Jahresbeginn bei Anschlägen getötet.
Kein Ende der Gewalt in Sicht
Im Westjordanland und in Ostjerusalem befinde man sich mitten im Kampf gegen den Terror, sagte Eitan Dangot, Ex-General und früherer Koordinator der israelischen Regierung in den palästinensischen Gebieten. Bis jetzt sei es an der "Gaza-Front" aber ruhig, so Dangot.
Mehr Gewalt wird in den kommenden Wochen erwartet, wenn der muslimische Fastenmonat Ramadan, das jüdische Pessach-Fest und Ostern zusammenfallen.