Angriff im Jemen Netanyahu will Machtverhältnisse verändern
Das israelische Militär hat Einrichtungen der Huthi-Miliz im Jemen angegriffen. Israels Generalstabschef spricht von einem "Angriff mit einer Botschaft". Premier Netanyahu will die Machtverhältnisse im Nahen Osten verändern.
Detonationen waren zu hören, riesige dunkle Rauchwolken steigen am Abend über der Hafenstadt Hodeida im Jemen auf. Es soll sich um den bisher stärksten Angriff der israelischen Armee auf Stellungen der Huthi-Miliz handeln. Dutzende Flugzeuge und Kampfjets sollen an dem Angriff etwa 2.000 Kilometer von Israel entfernt beteiligt gewesen sein.
"Wir wissen, wie wir sehr weit entfernt zuschlagen, wir können noch viel weiterkommen. Das hier ist ein Angriff mit einer Botschaft", sagte Israels Generalstabschef Herzi Halevi.
Im Libanon zerstöre man weiter Waffen und Kämpfer, "weil wir sie so am besten schwächen. Das ist die Achse des Bösen, die vom Iran angeführt wird". Die Hisbollah sei ihr zentraler Bestandteil, der hart getroffen worden sei. "Wir müssen weitermachen. Das ist unser Hauptziel und das gilt auch für andere Orte."
Angriff auf Kraftwerke und Häfen
Im Jemen habe die israelische Armee Kraftwerke und die Häfen von Hudeida und Ras Issa angegriffen, sagte ein Armeesprecher. Durch diese Orte habe der Iran Waffen an die Huthis geliefert. Der Angriff ist ein Vergeltungsschlag für die Angriffe der Terrormiliz auf Israel.
In den vergangenen Tagen erreichten drei ballistische Raketen der Huthi den Großraum Tel Aviv. Zwei wurden abgeschossen, eine Rakete schlug nördlich von Tel Aviv ein, eine Drohne in der Hafenstadt Eilat.
"Wir haben kein Interesse daran, den Krieg auszudehnen, wir haben kein Interesse an zusätzlichen Fronten", sagte Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant. "Aber wenn jemand Israel angreift, so wie die Huthi mit Raketen und Drohnen, dann werden wir die Rechnung begleichen."
Zeit der Drohungen ist vorbei
Eine ähnliche Formulierung hatte zuvor Israels Premier Benjamin Netanyahu benutzt. Die Nachricht ist deutlich: Die Zeit der Drohungen ist vorbei. Israel macht Ernst und greift die direkt an, die das Land seit einem Jahr immer wieder attackieren. Doch ist das Ziel, den Krieg zu beenden - oder das Machtgefüge im Nahen Osten zu verändern?
Netanyahu bringt es auf den Punkt: "Wir verändern die Realität im Nahen Osten. Indem wir die Machtverhältnisse verändern, erhalten wir die Möglichkeit, in unserer Region neue Bündnisse zu schließen. Unsere Feinde und unsere Freunde sehen Israel, wie es wirklich ist. Ein starkes Land, ein entschlossenes Land, ein mächtiges Land."
Netanyahus Machtfantasien sind aber längst nicht Realität. Immer wieder droht die rechtsgerichtete Regierungskoalition Netanyahus auseinanderzubrechen.
Zuletzt drohte Israels rechtsextremer Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, abermals mit dem Zerfall der Koalition, sollte Israel eine Waffenruhe im Libanon eingehen. Am Wochenende provozierte er erneut, verteilte süßes Gebäck bei einer Veranstaltung: "Hier Baklava zur Feier des Todes unseres Erzfeindes. Mit Gottes Hilfe sollen alle Terroristen sterben und so viele von ihnen wie möglich unter die Erde kommen. Das Volk Israel lebt."
Netanyahu-Kritiker wird zum Minister
Auch wenn Israels Rechtsaußen Ben Gvir frohlockt, die Angehörigen der Geiseln in Gaza sind alles andere als in Feierlaune. Sie befürchten, dass durch die Eskalation im Norden mit der Hisbollah die Chancen, die Geiseln freizubekommen, immer geringer werden.
Noch am Abend nahm Israels Premier Netanyahu eine Änderung in seiner Regierung vor: Sein ehemaliger Widersacher Gideon Saar von der rechtsgerichteten Neuen Hoffnungspartei wird künftig einen Ministerposten erhalten - bislang noch ohne spezielle Funktion. Zuvor hatte es Gerüchte gegeben, Netanyahu wolle Verteidigungsminister Gallant entlassen.
Das Heimatschutzkommando in Israel gab bekannt, dass einige Schutzvorschriften im Norden Israels, vor allem in Haifa, gelockert werden. Dort soll ab Morgen wieder teilweise Schulunterricht stattfinden.